Im Licht der Sonne: Roman (German Edition)
deiner Arbeit zu stören. Du hast von Anfang an kein Geheimnis daraus gemacht, und was du gestern Abend gesagt hast, war richtig. Du hast mich nicht bedrängt.«
Sie trug heute Ohrringe – etwas, was sie nicht immer tat. Diese waren kleine baumelnde Anhänger aus Gold und Silber. Er wollte mit ihnen spielen, wollte die hübsche Kurve ihres
Ohres streicheln. »Das hört sich aber nach einer Menge Nachdenken an.«
»Ich schätze mal, das war es auch. Vielleicht muss ich sogar noch gründlicher in mich gehen. Aber vorläufig möchte ich gerne, dass die Dinge zwischen uns wieder so sind, wie sie waren.«
»Das möchte ich auch gerne, aber ich muss dir sagen, dass ich mich mit Nell unterhalten werde. Und ich werde das Gespräch aufnehmen.«
Ripley presste die Lippen zusammen. »Das ist Nells Sache. Es ist nur so, dass sie …«
»Ich werde behutsam mit ihr umgehen.«
Ripley blickte ihm in die Augen. »Ja«, sagte sie nach einer Weile. »Das wirst du.«
»Und auch mit dir.«
Sie zog die Brauen hoch. »Du brauchst mich nicht mit Samthandschuhen anzufassen.«
»Vielleicht würde ich das aber gerne tun.« Er legte einen Arm um ihre Taille und erhob sich auf die Knie, während er Ripley mit sich zog.
Mit halbem Ohr hörte er, wie die Messgeräte wieder aufzuzeichnen begannen und laute Summerzeichen von sich gaben. Es war ihm völlig schnuppe. Es gab in diesem Moment nur eine Sache, die er wollte, nur eine einzige. Seinen Mund auf ihren zu pressen. Als ihre Lippen sich berührten, schlang sie ihre Arme um ihn und schmiegte sich verlangend an ihn. Ihr Körper passte zu seinem wie das letzte noch fehlende Stück eines komplexen und faszinierenden Puzzles.
Für einen Augenblick war es sanft und warm. Es war einfach alles.
Zitternd löste sie sich aus seiner Umarmung und wich ein Stück zurück. Irgendetwas in ihrem Innern bebte. »Mac.«
»Lass uns jetzt nicht darüber sprechen.« Er zog sie wieder fest an sich, und sein Mund streifte über ihre Wangen, ihre
Schläfen, glitt hinunter, um ihren Hals zu liebkosen. »Wenn man darüber redet, intellektualisiert man alles nur und zerredet das Ganze. Ich weiß, wovon ich spreche.«
»Gutes Argument.«
»Es muss bald geschehen.« Seine Lippen pressten sich hungrig auf ihre. »Sehr bald. Sonst verliere ich den Verstand.«
»Ich muss erst noch etwas gründlicher darüber nachdenken.«
Er stieß zitternd den Atem aus, bevor er seinen Griff etwas lockerte und ihr eindringlich in die Augen blickte. »Denk bitte schnell nach, okay?«
Sie legte ihm zärtlich eine Hand an die Wange. »Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich mit diesem Teil unseres Programms schon durch bin.«
»Wie seltsam«, bemerkte Mia, als sie in die Höhle schlenderte. »Und wie unangenehm.« Sie warf ihre rote Mähne zurück, als sie beobachtete, wie Ripley und Mac sich hastig voneinander lösten. »Ich wollte euch nicht unterbrechen.«
Noch während sie sprach, begannen Macs Messgeräte wild zu schrillen. Die Nadeln schlugen aus wie Peitschen. Als einer seiner Sensoren dann plötzlich auch noch zu qualmen anfing, sprang Mac auf.
Ohne ein weiteres Wort machte Mia wieder kehrt und ging wieder in den Sonnenschein hinaus.
»Jesus, das Ding ist durchgeschmort! Die Energie war so stark, dass das Ding doch glatt durchgeschmort ist!«
Da er eher begeistert als verärgert klang, ließ Ripley Mac mit seinen Geräten allein und folgte Mia nach draußen.
»Warte mal.«
Als ob sie nichts gehört hätte, ging Mia einfach weiter über den Schotterweg bis zu der Stelle, wo das Wasser in der Bucht in sanften Wellen an den Strand schlug und sich wieder zurückzog, wo kleine Priele vor winzigen Meereslebewesen wimmelten.
»Mia, warte doch mal. Ich dachte, du wolltest nicht mehr über diesen Weg gehen.«
»Ich gehe, wohin ich will.« Nur nicht hierhin, dachte sie, als sie blicklos auf das Wasser starrte. Hierher niemals … bis heute. »Hast du ihn hierher gebracht?« Sie wirbelte herum, ihre Augen von einem schrecklichen Schmerz erfüllt. »Hast du ihm erzählt, was dieser Ort für mich bedeutet?«
Für einen Moment war zwischen ihnen alles wieder so wie früher, so als ob die Jahre dazwischen niemals existiert hätten. »Ach, Mia. Wie kannst du nur so was denken?«
»Es tut mir Leid.« Eine Träne kullerte langsam über ihre Wange. Sie hatte sich geschworen, nie wieder seinetwegen zu weinen. Doch eine Träne entkam ihr. »Das hätte ich nicht sagen dürfen. Ich weiß ja, dass du das nicht tun würdest.« Sie
Weitere Kostenlose Bücher