Im Licht der Sonne: Roman (German Edition)

erwarten. Damit verschließt man sich gegenüber anderen möglichen Resultaten. Ich habe jetzt aber eine Theorie, was in der Höhle bei dem Logan’schen Haus vor sich gegangen sein könnte. Die gälischen Gravierungen in der Felswand lassen sich mit »Mein Herz ist dein Herz, für immer und ewig« übersetzen. Auch wenn es noch einige Zeit dauern wird, bis man das Alter der Inschrift genau bestimmen kann (Gesteinsprobe und Skizze so bald wie möglich ins Labor schicken), so glaube ich doch immer noch, dass sie innerhalb der letzten zwanzig Jahre entstanden sein muss. Vor diesem Hintergrund, der Lage der Höhle und Mia Devlins Reaktion darauf, mich und Ripley dort zu finden, ist die logische Konsequenz, dass die Höhle eine bestimmte und ganz persönliche Bedeutung für sie hat. Die Inschrift stammt, glaube ich, entweder von ihr oder wurde für sie in den Fels geritzt.
    Die Logans hatten einen Sohn, Samuel. Er ist auf der Insel aufgewachsen. Im Zusammenhang mit Mia erwähnt zwar niemand seinen Namen. Aber ich habe beobachten können, dass sein Name ganz bewusst nicht mit ihrem zusammen genannt wird. Und das bringt mich zu der Überzeugung, dass zwischen ihm und Mia einmal eine Verbindung bestanden hat, höchstwahrscheinlich waren sie sogar ein Paar, bevor er dann von der Insel wegzog.
    Dies wiederum könnte der Beginn des letzten Kapitels der Legende sein. Der Prophezeiung, die die Nachkommen der ursprünglichen drei Schwestern erfüllen.
    Nell und Remington wären somit die Ersten und, theoretisch, Mia und Logan die Letzten.
    Was hieße, dass Ripley dann die Mittlere wäre. Ripley und …
    Macs Finger begannen zu zittern. Er lehnte sich zurück und rieb sich unter seinen Brillengläsern die Augen. Gedankenverloren griff er nach der Kaffeetasse und fegte sie prompt vom Tisch herunter. Das darauf folgende Saubermachen gab seiner inneren Festplatte aber wenigstens die Zeit, sich wieder etwas zu ordnen.
    Ich bilde also einen Teil des Musters, fuhr er anschließend zu schreiben fort. Das hatte ich mir schon gedacht, noch bevor ich hierher kam. Und wenn man dann noch die Dokumente hinzunimmt, die ich den anderen übrigens noch zeigen muss, und die Theorien, die sich daraus ergeben … Aber Theorien und Realität sind letztlich doch zwei verschiedene Paar Schuhe, mit ganz unterschiedlichem Einfluss auf die Beteiligten. Mit unterschiedlichem Einfluss auf mich. Es ist doch schwieriger, als ich dachte, die Objektivität zu wahren und lediglich derjenige zu bleiben, der die Dinge dokumentiert, wenn ich einfach nicht aufhören kann, an Ripley zu denken. Es ist schon schwer genug, bei der Beurteilung der Ergebnisse objektiv zu bleiben und nicht meine Gefühle mit ins Spiel zu bringen. Andererseits, wie kann ich mir sicher sein, dass diese Gefühle nicht nur auf mein berufliches Interesse zurückgehen?
    »Und auf meine Hormondrüsen«, murmelte er, schrieb diesen Gedanken jedoch nicht nieder.
    Fasziniert mich Deputy Ripley also deshalb, weil sie übernatürliche Fähigkeiten hat, die über mehr als drei Jahrhunderte in ihr herangereift sind? Oder weil sie eine attraktive Frau ist, die mich einfach in jeder möglichen Hinsicht anzieht?
    Ich fange an zu glauben, dass beides zusammenkommt und dass ich sowieso schon viel zu tief in der Sache drinstecke, als dass es noch von Bedeutung wäre, woher genau diese Gefühle nun stammen.
    Mac lehnte sich wieder zurück, aber seine Konzentration
ließ nach, als er das laute Piepen und Summen hörte, das seine Apparate plötzlich im Wohnzimmer fabrizierten. Er rollte mit seinem Stuhl von dem kleinen Schreibtisch zurück und stieß sich dabei empfindlich das Knie am Tischbein. Dann humpelte er fluchend aus dem Zimmer.
    Ripley stand in der Tür und warf einen finsteren Blick auf seine Geräte.
    »Schaltest du deine blöden Apparate eigentlich nie aus?«
    »Nein.« Er musste sich schwer zusammenreißen, um sich nicht über den Bauch zu reiben. Der schmerzte schon vor lauter Sehnsucht, wenn er Ripley nur ansah.
    Sie lächelte ihn an. Es freute sie zu sehen, dass er seine Brille trug und diesen einen Tag alten Bart und die abgewetzte Jeans, die aussah, als würde sie bei einer unbedachten Bewegung zu Staub zerfallen.
    »Ich habe angeklopft.«
    »Ich war in meinem Büro und habe gearbeitet. Hab dich wohl nicht gehört.«
    »Dann hast du ja Glück, dass ich so hartnäckig bin.« Sie hielt die Pappschachtel hoch, die sie in der Hand trug. »Pizzaservice. Groß und üppig belegt, wie bestellt. Hast