Im Licht der Sterne: Roman (German Edition)
die Vorstellung, sich auf dem Gebiet der Vorzeichen zu bewegen, aber … zur Hölle, es sah nicht gut aus.
»Was machst du, während ich in der Hexenzentrale den Babysitter spiele bei der Liebe deines Lebens?«
Er lächelte. Es gab noch etwas, was er in den fast dreißig Jahren, die er sie nun kannte, gelernt hatte. Er konnte immer auf Ripley zählen. »Ich übernehme unsere beiden Abendpatrouillen,
kauf mir etwas zu essen und gehe nach Hause zu meinem einsamen Abendessen.«
»Falls du glaubst, dass mir das das Herz bricht, liegst du falsch. Ich würde auf der Stelle die Plätze mit dir tauschen.« Sie ging zur Tür. »Ich gehe zu Nell, sage ihr, dass ich heute Abend mitkommen möchte. Pass auf dich auf.«
»Wie bitte?«
»Ich möchte nicht darüber reden.« Sie warf ihm einen wilden, wütenden Blick zu. »Ich meine ja nur.«
»Ich werde auf mich aufpassen.«
»Und kauf Bier. Du hast die letzte Flasche getrunken.«
Sie knallte die Tür zu, weil … einfach weil.
Mia erneuerte ihre Zaubersprüche. Jeden Tag schien die Luft ein wenig schwerer zu sein. Als ob etwas sie runterdrückte. Sie schaute nach draußen. Es war bereits dunkel. Es gab so lange Nächte ab Ende Oktober, so viele Stunden bis Sonnenaufgang.
Es gab Dinge, die man nachts lieber nicht besprach, an die man lieber nicht einmal dachte. Nächte konnten ein offenes Fenster sein.
Sie brannte Salbei in einer Weihrauchpfanne ab, um die negativen Strömungen zu bannen, legte Amethyst-Ohrringe an, um ihre Intuition zu stärken. Sie war versucht, etwas Rosmarin unter ihr Kopfkissen zu legen, um ihre schlechten Träume zu vertreiben. Aber sie brauchte einen klaren Blick, sie musste genau hinsehen.
Sie fügte ihrer Halskette Jaspis bei, ein Energieverstärker und Stressabbauer.
Es war das erste Mal seit Jahren, dass sie so permanent unter Stress stand.
Heute Nacht konnte sie das nicht gebrauchen, rief sie sich ins Gedächtnis. Sie war dabei, Nell in die nächste Stufe einzuführen, und derartige Dinge sollten ein Vergnügen sein.
Sie betastete das kleine magische Säckchen in ihrer Tasche, gefüllt mit Kristallen und Kräutern, und – wie sie es Nell gelehrt hatte – zugeschnürt mit sieben Knoten. Sie hasste es, so nervös zu sein, als würde sie geradezu darauf warten, dass das Unheil zuschlug.
Das ist wirklich albern, dachte sie, da sie sich ihr ganzes Leben auf die Katastrophe und ihre Abwendung vorbereitet hatte.
Sie hörte das Auto, sah das Licht der Scheinwerfer über ihre Vorderfenster streichen. Als sie zur Tür ging, visualisierte sie sich, wie ihr Stress in eine kleine silberne Schachtel floss, und die verschloss sie dann.
Deshalb konnte sie mit ihrem üblichen, gelassenen Lächeln die Tür öffnen. Bis sie Ripley entdeckte.
»Seit wann mischt du dich unters gemeine Volk, Deputy?«
»Hatte gerade nichts Besseres vor.« Sie hob eine Augenbraue, als sie Mias langes schwarzes Kleid bemerkte. Mia trug selten Schwarz. Ripley musste zugeben, dass diese Frau schwer einzuschätzen war. »Ein besonderer Anlass?«
»Wie der Zufall es will. Ich habe nichts gegen deine Anwesenheit, wenn Nell es möchte. Aber misch dich nicht ein.«
»Du interessierst mich nicht genug, als dass ich mich einmischen würde.«
»Dauert dieser Streit noch länger?« Nell stellte diese Frage freundlich. »Ich hatte auf ein Glas Wein gehofft.«
»Ich glaube, wir sind fertig. Kommt rein und willkommen. Wir nehmen den Wein mit.«
»Mit? Wohin geht ihr?«
»Zum Kreis. Hast du mitgebracht, was ich dir gesagt habe?«
»Ja.« Nell klopfte auf den großen Lederbeutel, den sie trug.
»Gut. Ich hole, was wir brauchen, dann gehen wir.«
»Ist heute das Auge des Wassermolchs oder Hundezunge dran?«
»Ripley!«
Nells ruhige Geduld entlockte Ripley ein Lächeln. »Schon gut, ich hör jetzt auf.«
Sie wanderte ein bisschen herum, während Mia ihre Utensilien einpackte. Ripley hatte das Kliffhaus immer gemocht. Sogar geliebt. Die großen, überfüllten Räume, die versteckten Ecken, die dicken, geschnitzten Türen und glänzenden Böden.
Sie selbst war zwar zufrieden mit einem Zimmer, in dem ein Feldbett stand, aber sie musste zugeben, dass Mias Haus Stil hatte. Und Klasse. Was die Atmosphäre anging, war es nicht zu überbieten.
Jenseits von Klasse, Stil und Atmosphäre war es auch zu jeder Zeit gemütlich. Ein Ort, an dem man sich gerne niederließ und seine Füße hochlegte.
Ein Ort, wie sie sich erinnerte, an dem sie sich so frei bewegt hatte und so
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