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Im Licht der Träume: Drei Romane in einem Band (German Edition)

Im Licht der Träume: Drei Romane in einem Band (German Edition)

Titel: Im Licht der Träume: Drei Romane in einem Band (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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so werden wir nicht immer einer Meinung sein.«
    »Ach, meine vernünftige Kayleen. Nein, mach nicht so ein grimmiges Gesicht«, sagte er, ihr Kinn mit dem Finger nach oben stupsend. »Ich mag deinen klaren Verstand. Er stimuliert den meinen.«
    »Und macht dich wütend.«
    »Nur zu Anfang.« Er schwenkte sie im Kreis herum und entzündete dabei das Feuer und die Kerzen. »Ich habe darüber nachgedacht, um wie viel angenehmer das Leben wäre, wenn du einfach fügsam und mit allem, was ich sage und tue, einverstanden wärst. ›Ja, Flynn, mein Liebling‹, würdest du sagen. ›Du hast völlig Recht, mein kluger Flynn.‹«
    »Ha, das hättest du wohl gern!«
    »Aber dann würde mir das kampfeslustige Blitzen in deinen Augen entgehen und die Art, wie dein schöner
Mund plötzlich streng wird. Und in mir den Wunsch auslöst …« Spielerisch biss er ihr in die Unterlippe. »Das ist eine andere Form der Stimulierung. Ich bin bereit, mich mit dir zu streiten, wenn du bereit bist, dich anschließend mit mir zu versöhnen.«
    »Und ich bin bereit, gnädig darüber hinwegzusehen, wenn du wütend aus dem Zimmer stapfst …«
    »Ich bin nicht gestapft.«
    »Im übertragenen Sinne bist du wohl gestapft. Und das kannst du auch tun, solange du wieder zurückkommst.« Sie lehnte den Kopf an seine Schulter, schloss die Augen. »Das Gewitter ist vorbei«, murmelte sie. »Durch die Fenster scheint das Mondlicht.«
    Er hob sie hoch. »Ich habe einen wunderbaren Vorschlag, wie wir unseren ersten Streit feiern können.« Er schloss ihre Hand um seinen Anhänger. »Würdest du gern fliegen, Kayleen?«
    »Fliegen? Aber …«
    Und schon flog sie durch die Lüfte, durch die Nacht. Luftmassen wirbelten um sie herum, schienen flüssig zu werden, so dass es ihr vorkam, als würde sie durch einen dunklen See gleiten. Der Stein in dem Anhänger pulsierte in ihrer Hand. Sie schrie, anfangs vor Staunen, danach vor Freude, und streckte die Hand nach den Sternen aus, die um sie herum funkelten und strahlten.
    Sogar jetzt ist sie furchtlos, dachte Flynn. Vielleicht war sie nach all den Jahren der Entsagung auch nur ausgehungert nach Wunder und Abenteuer. Als sie ihm ihr Gesicht zuwandte, die Augen strahlender als die Sterne am Himmel, schwenkte er sie in einem wilden Walzer durch die Lüfte.
    Eng umschlungen und lachend landeten sie auf der Wiese neben dem kleinen blauen Wasserfall.
    »Oh! Das war fantastisch. Können wir das noch mal machen?«
    »Bald. Da.« Er hob die Hand, und ein runder Pfirsich drehte sich auf seinen Fingerspitzen. »Du hast noch kein Abendessen gehabt.«
    Entzückt nahm sie den Pfirsich und biss in die saftige Süße. »So viele Sterne«, murmelte sie, während sie sich zurücklegte, um die Sterne zu betrachten. »Sind wir wirklich dort oben geflogen?«
    »Es ist eine Art Manipulation von Raum und Zeit und Materie. In anderen Worten – Magie.«
    »Ja, Magie. Die Welt ist jetzt verzaubert.«
    »Aber du frierst«, sagte er, als sie erzitterte.
    »Mmm. Ein bisschen.« Noch während sie sprach, erwärmte sich die Luft, schien geradezu aufzublühen.
    »Ich gestehe es.« Er beugte sich zu ihr und gab ihr einen Kuss. »Ich habe von da und dort etwas Wärme gestohlen. Doch ich glaube nicht, dass jemand das merken wird. Ich wollte nicht, dass du frierst.«
    »Kann es immer so sein wie jetzt?«
    Er spürte einen Stich in der Brust. »Es liegt an uns, was wir daraus machen. Vermisst du das Leben, das du vorher hattest?«
    »Nein«, rief sie, doch ihre Lider waren gesenkt, so dass er nicht in ihren Augen lesen konnte. »Und du? Ich meine, vermisst du die Menschen, die du kanntest? Deine Familie?«
    »Die ist schon vor langer Zeit gestorben.«
    »War das schlimm für dich?« Sie setzte sich auf und sah ihn forschend an. »Zu wissen, dass du sie nie wieder sehen oder mit ihnen reden wirst?«
    »Ich erinnere mich nicht mehr.« Doch das stimmte nicht. Zum ersten Mal log er Kayleen an. Denn er erinnerte sich sehr wohl an den schier unerträglichen Schmerz, der sich anfühlte, als wäre ein Teil von ihm gestorben.
    »Entschuldige.« Sanft berührte sie seine Schulter. »Es tut dir noch weh, nicht wahr?«
    »Immer weniger.« Er stand auf, wandte ihr den Rücken zu. »All dies ist Vergangenheit, und sie verblasst. Es gibt keinen Unterschied zwischen Illusion und Wirklichkeit. Alles ist Gegenwart. Nur das Jetzt zählt.«
    »Flynn.« Sie stand gleichfalls, wollte ihn trösten, doch als er sich zu ihr herumdrehte, war sein Blick hitzig und wild.

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