Im Licht der Träume: Drei Romane in einem Band (German Edition)
Kupferkessel zu erhitzen.
Wie konnte sie ihm einen Vorwurf daraus machen, dass er von schönen und interessanten Dingen umgeben sein wollte? Er war ein Mann, der sich geistig betätigen musste, der die Herausforderung brauchte. Hatte sie sich nicht genau deswegen in ihn verliebt?
Sie trug den Tee in die Bibliothek mit den tausenden von Büchern, Schriftrollen und Handschriften. Da und dort befanden sich Sitzecken mit bequemen Ledersesseln, und auf einem Schreibtisch stand ein Computer.
Sie würde das Feuer im Kamin entfachen, genügend Kerzen anzünden, um Licht zum Lesen zu haben, und dann gemütlich ihren Tee trinken.
Entschlossen kniete sie sich vor den Kamin und brannte den Zunder an, dessen rasch erlöschende Flamme die Holzscheite jedoch nur ansengte. Also schichtete sie die Scheite um, zog sich dabei einen schmerzenden Splitter in den Daumen ein, und versuchte es erneut.
Nach einiger Zeit brachte sie eine zitternde kleine Flamme zustande sowie eine Menge Rauch, den ihr der Wind fröhlich ins Gesicht blies. Sie stieß einen Fluch aus und setzte sich, an ihrem pochenden Daumen saugend, auf den Absätzen zurück, um nachzudenken.
Und nun loderten die Flammen hell und funkensprühend auf.
Sie biss die Zähne zusammen, bekämpfte das Verlangen, sich umzudrehen. »Danke, aber das schaffe ich auch allein.«
»Wie Mylady meinen.«
Das Feuer verschwand, der Rauch blieb. Sie hustete, wedelte den Rauch aus ihrem Gesicht und stand auf. »Ich brauche kein Feuer. Es ist warm genug.«
»Ich finde es eher eisig.« Er trat hinter ihr hervor, ergriff ihre Hand. »Du hast dich verletzt.«
»Das ist nur ein Splitter. Nein, lass!«, rief sie, als er den Daumen an seine Lippen hob.
»Du bist nicht nur willensstark, sondern auch eigensinnig.« Er berührte mit den Lippen ihren Daumen und das Pochen nahm ab. »Wenn auch, wie ich sehe, nicht eigensinnig genug, um die Behaglichkeit einer Tasse Tee, eines Buches und eines bequemen Sessels abzulehnen.«
»Ich hatte eben keine Lust, händeringend in einem leeren Raum zu stehen, während du dich sonstwo herumtreibst.«
Er hob die Brauen. »Unbefriedigend, nicht wahr? Ich meine die Leere.«
Sie entwand ihm ihre Hand. »Ja, gut, ich gebe es ja zu. Ich kann auch nicht beurteilen, in welcher Situation du dich befindest, und ich habe kein Recht zu kritisieren, wie du dein Dasein bewältigst. Aber …«
»Recht ist Recht«, beendete er den Satz für sie. »Dieser Ort und die Kraft, die mir innewohnt, waren alles, was ich hatte. Ich konnte diesen Ort mit Gegenständen füllen, Gegenständen, die mir gefielen. Und das habe ich getan. Ich werde mich dafür nicht entschuldigen.«
»Ich verlange auch keine Entschuldigung.«
»Nein, du möchtest etwas ganz anderes.« Er öffnete die Hände, und der milchige Schein einer Perlenkette schimmerte darin.
»Flynn, bitte mich nicht, sie anzunehmen.«
»Doch, ich bitte dich. Ich überreiche dir dieses Geschenk, Kayleen. Es sind Kopien, die nur mir gehören. Und die ich dir nun schenke.«
Sie spürte einen Kloß im Hals, als er ihr die Kette um den Hals legte. »Du hast sie für mich geschaffen?«
»Vielleicht bin ich im Lauf der vielen Jahre etwas faul geworden. Es hat länger als früher gedauert, bis ich sie heraufbeschworen hatte, aber es hat mich wieder daran erinnert, wie viel Freude das Erschaffen macht.«
»Die Kette ist schöner als die anderen. Und viel kostbarer für mich.«
»Ah, eine Träne«, murmelte er, während er die Träne, die über ihre Wange rollte, mit der Fingerspitze auffing. »Wenn eine Träne vor Glück vergossen wird, leuchtet sie. Wenn sie aus Kummer vergossen wird, verwandelt sie sich in Asche. Sieh her.«
Der Tropfen an seiner Fingerspitze leuchtete auf und verfestigte sich dann zu einem Diamanten in Form einer Träne. »Und das ist dein Geschenk an mich.« Er zog unter seinem Hemd den Anhänger hervor und strich mit der Hand darüber.
Die Diamantträne funkelte nun unter dem Mondstein. »Ich werde dein Geschenk über dem Herzen tragen. Für immer.«
Impulsiv fiel sie ihm um den Hals. »Ich habe dich vermisst!«
»Nur aus Zorn habe ich uns beide um wertvolle Stunden beraubt.«
»Ich bin daran genauso schuld.« Sie lehnte sich zurück. »Wir hatten unseren ersten Streit. Ich bin froh, dass wir ihn jetzt hinter uns haben.«
»Und wenn wir uns wieder streiten?«
»Das wird wohl unvermeidlich sein.« Sie küsste ihn auf die Wange. »Es gibt so vieles, was wir am anderen nicht verstehen. Und selbst wenn,
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