Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Licht der Träume: Drei Romane in einem Band (German Edition)

Im Licht der Träume: Drei Romane in einem Band (German Edition)

Titel: Im Licht der Träume: Drei Romane in einem Band (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
Vom Netzwerk:
Und es waren seine Hände auf dem Lenkrad des Autos gewesen, die ihn zu diesem Ort gefahren hatten. Zu ihr.
    Es wurde Zeit, dachte er, mehr über sie zu erfahren.
    »Bryna.«
    Sie war gerade dabei, die Suppe in dicke weiße Schüsseln zu füllen, und senkte nun den Schopflöffel. »Aye?«
    »Wie lange wohnst du hier schon so allein?«
    »Ich lebe seit fünf Jahren allein. Das war Teil der Vorbereitung. Die Weingläser stehen rechts von dir.«
    »Wie alt bist du?« Er nahm zwei Kristallgläser vom Regal, schenkte den blutroten Wein ein.
    »Sechsundzwanzig. Vier Jahre jünger als du.« Sie stellte die Suppenschüsseln auf den Tisch und nahm sich ein Glas. »In meiner ersten Erinnerung an dich, damit meine ich das jetzige Leben, reitest du auf einem Pferd, das aus einem Besen gebastelt ist, durch ein Wohnzimmer mit blauen Vorhängen. Ein kleiner schwarzer Hund jagt dir hinterher. Du nanntest ihn Hero.«
    Sie nahm einen Schluck Wein, stellte das Glas wieder ab und ging zum Herd, um das warme Brot herauszuholen. »Und als er fünfzehn Jahre später an einem heißen Sommertag starb, hast du ihn im Garten begraben und mit Hilfe deiner Eltern einen Rosenbusch auf sein Grab gepflanzt. Die ganze Familie hat geweint, weil er von allen sehr geliebt wurde. Weder du noch deine Eltern hatten seitdem wieder ein Haustier. Ihr meintet, ihr könntet es nicht ertragen, noch einmal ein geliebtes Tier zu verlieren.«
    Er atmete einmal tief durch und nahm dann einen großen Schluck Wein. Keine dieser Informationen, nicht eine davon, stand in seinem offiziellen Lebenslauf. Und jene Gefühle waren ohnehin nie publik gemacht worden. »Wo ist deine Familie?«
    »Ach, da und dort.« Sie bückte sich und kraulte Hekate
liebevoll zwischen den Ohren. »Im Moment ist es schwierig für sie. Sie sind außerstande, mir zu helfen. Aber ich fühle sie ganz nah bei mir, das ist Trost genug.
    »Hmmm … sind deine Eltern auch Zauberer?«
    Der leise Spott in seiner Stimme brachte sie in Rage. »Ich bin Hexe durch meine Abstammung. Meine Macht und meine Gaben sind durch das Blut vererbt worden, Generation um Generation. Das ist weder ein Beruf, Calin, noch ein Hobby oder ein Spiel. Es ist meine Bestimmung, mein Vermächtnis und mein Stolz. Und beleidige mich nicht, wenn du gerade dabei bist, meine Suppe zu essen.« Sie warf den Kopf zurück und setzte sich.
    Er kratzte sich am Kinn. »Sehr wohl, Ma’am.« Er nahm ihr gegenüber Platz und schnupperte an der Schüssel. »Riecht gut.« Neugierig kostete er einen Löffel und fühlte, wie sich die würzige Wärme in seinem Körper ausbreitete. »Und schmeckt sogar noch besser als sie riecht.«
    »Lass die Schmeicheleien. So hungrig, wie du bist, würdest du auch einen Teller mit rohem Pferdefleisch verschlingen.«
    »Du hast mich durchschaut.« Voll Genuss aß er die Suppe. »Keine Krötenaugen darunter gemischt?«
    Ihr Blick schoss Flammen. »Sehr witzig.«
    »Finde ich auch.« Er konnte die Situation nur mit Humor nehmen, beschloss er. Ansonsten würde er laut schreiend das Weite suchen. »Und was machst du so allein hier oben? Ich meine, wovon lebst du?«
    Es war zwecklos, sich über ihn zu ärgern, sagte sie sich. Absolut zwecklos. »Du meinst, womit ich mein Geld verdiene? Ja, das ist eine Notwendigkeit.« Sie reichte ihm das
Brot und gesalzene Butter. »Ich verkaufe meine selbst gewebten Waren. Pullover, Läufer, Decken, Schals und Ähnliches. Es ist eine beruhigende Arbeit. Und ein solides Handwerk. Es verleiht mir Unabhängigkeit.«
    »Die Läufer im Nebenzimmer, hast du die gemacht?«
    »Ja.«
    »Sie sind sehr schön – Farbe, Struktur, Verarbeitung.« Plötzlich fiel ihm das Spinnrad ein, und er sah sie erstaunt an. »Du spinnst deine Wolle doch nicht etwa selbst?«
    »Das ist ein altes, ehrwürdiges Handwerk. Es macht mir Freude.«
    Die meisten Frauen, die er kannte, konnten nicht einmal einen Knopf annähen. Der Mangel an hausfraulichen Fähigkeiten hatte ihn zwar nie gestört, aber Brynas überragende Kenntnisse im häuslichen Bereich faszinierten ihn. »Ich hätte nicht gedacht, dass eine Hexe … na ja, ich dachte, sie müsste einfach nur … na, eben hexen!«
    »Hexen?« Sie hob die Augenbrauen. »Du meinst, wenn ich einen Batzen Gold haben wollte, müsste ich nur den Wind herbeirufen, damit er Dukaten auf mich herabregnen lässt?« Sie beugte sich nach vorn. Ihr Ton war ätzend. »Erzähl mir, warum du diese Kamera mit all den Knöpfen und Aufsätzen benutzt, wo es doch diese netten

Weitere Kostenlose Bücher