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Im Licht der Träume: Drei Romane in einem Band (German Edition)

Im Licht der Träume: Drei Romane in einem Band (German Edition)

Titel: Im Licht der Träume: Drei Romane in einem Band (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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kleinen Dinger gibt, die dir die ganze Arbeit abnehmen, so dass du nur noch abzudrücken brauchst?«
    »Wenn man den ganzen Prozess automatisiert, kommt kaum etwas Lohnendes dabei heraus. Ich muss daran teilhaben, die Kontrolle übernehmen, die Planung durchführen, meine Vorstellung umsetzen…« Er bemerkte ihr selbstzufriedenes Lächeln und brach ab. »Okay, hab schon
verstanden. Wenn du nur mit den Fingern schnippen müsstest, wäre es keine Kunst mehr.«
    »Richtig. Und abgesehen davon ist es auch ein Gelübde. Man darf eine Gabe nicht missbrauchen oder für selbstverständlich nehmen. Und vor allem darf man seine Macht nie einsetzen, um anderen zu schaden. Allmählich scheinst du mir zu glauben, Calin.«
    Ertappt wich er zurück. »Ich habe nur Konversation betrieben«, brummte er und stand auf, um seine leere Suppenschüssel nachzufüllen. Die Katze folgte ihm wie ein Schatten, in der Hoffnung auf einen Leckerbissen. »Wann warst du das letzte Mal in den Staaten?«
    »Ich bin noch nie in Amerika gewesen.« Sie ließ sich von ihm Wein nachschenken und hob das Glas an den Mund. »Es war mir nicht erlaubt, direkten Kontakt mit dir aufzunehmen, bis du hierher kommst. Und dir war es nicht erlaubt, hierher zu kommen, ehe der letzte Monat des Milleniums angebrochen ist.«
    Cal trommelte mit den Fingern auf die Tischplatte. Sie verstand es, an einer Sache festzuhalten. »Also ist es jetzt noch einen Monat bis zum Jahrestag des … Zauberspruchs.«
    »Nein, er ist am Tag der Sommersonnenwende. Morgen Nacht.« Sie ergriff erneut ihr Weinglas, drehte jedoch nur den Stiel zwischen den Fingern herum.
    »Ziemlich knapp kalkuliert, findest du nicht?«
    »Du wolltest mich nicht hören – und ich habe zu lange gewartet. Aus Stolz. Ich sehnte mich danach, dass du nach mir rufst, nur ein einziges Mal.« Sich ihrer Niederlage bewusst, schloss sie die Augen. »Wie irgendein dummes junges Mädchen, das vor dem Telefon sitzt und darauf wartet,
dass der umschwärmte Junge endlich anruft. Du hast mich verletzt, als du dich von mir abgewendet hast.« Sie öffnete die Augen wieder, durchbohrte ihn mit dem scharfen Stachel ihres Kummers. »Warum hast du dich von mir abgewendet, Calin? Warum hast du aufgehört, mir zu antworten, mir zuzuhören?«
    Er konnte es nicht leugnen. Er war hier, sie war hier. Es hatte ihn mit aller Macht zu ihr hingetrieben, und ganz gleichgültig, wie sehr er auch dagegen ankämpfte, er konnte sich erinnern – an die sanfte Stimme, den flehende Ton. Und an diese Augen, die so unglaublich blau waren und in denen derselbe tiefe Kummer schimmerte.
    Entweder akzeptierte er das, überlegte er, oder er akzeptierte, dass er wahnsinnig war. »Ich wollte nicht antworten, und ich wollte nicht hier sein.« Er schob die Schüssel weg, seine Stimme wurde rau. »Ich wollte normal sein.«
    »Also hast du mich und die Gabe, die dir gegeben wurde, verschmäht, um das, was du als Normalität ansiehst, zu erlangen?«
    »Weißt du, wie es ist, anders zu sein?«, gab er wütend zurück. Er presste die Lippen zusammen. »Ich nehme an, du weißt das«, murmelte er. »Aber ich habe es gehasst, habe es gehasst zu sehen, wie sehr es meine Eltern besorgte.«
    »Es sollte keine Belastung sein, sondern eine Freude. Diese Gabe der Hellsichtigkeit war ein Teil von dir und ein Teil von mir. Es war ein Geschenk, um dich zu schützen, Calin, und nicht, um dich zu bedrohen.«
    »Ich wollte es aber nicht haben!« Erregt schob er seinen Stuhl vom Tisch zurück und sprang auf. »Wo bleiben meine Rechte in dieser Sache? Wo bleibt meine freie Wahl?«
    Sie verspürte den Wunsch, um ihn zu weinen, um den kleinen Jungen, der nicht verstanden hatte, dass seine Besonderheit ein liebevolles Geschenk gewesen war. Und um den Mann, der dieses Geschenk nach wie vor zurückwies. »Die Wahl hast du immer gehabt.«
    »Prima. Dann steige ich aus. Ich will das alles nicht.«
    »Und mich, Calin?« Sie stand ebenfalls auf, langsam, majestätisch, mit stolz erhobenem Kopf. »Willst du mich auch nicht?«
    Er hörte das Gelächter, ein hässliches atmosphärisches Summen. Hekate fauchte, machte einen Buckel und stieß ein warnendes Knurren aus. Cal sah, wie in Brynas Augen Furcht aufglomm, bevor sie sich blitzartig umdrehte und wie ein Schild vor ihn warf.
    »Nein!« Ihre Stimme hallte vor Macht und Autorität. »Du bist hier nicht willkommen. Du hast hier keinen Anspruch.«
    Die Schatten im Türeingang wirbelten herum, verschmolzen und verdichteten sich zu einem

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