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Im Licht der Träume: Drei Romane in einem Band (German Edition)

Im Licht der Träume: Drei Romane in einem Band (German Edition)

Titel: Im Licht der Träume: Drei Romane in einem Band (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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schlagen? Komm, Süße, hältst du mich tatsächlich für so leichtgläubig?«
    Sie schloss die Augen. Das Erzählen der Geschichte und die Erinnerung daran hatten sie erschöpft. Sie brauchte jetzt all ihre Kräfte. »Er muss es glauben«, murmelte sie, während sie sich von der Brüstung entfernte. »Für subtile Überredungskunst bleibt keine Zeit.« Sie wirbelte zu ihm herum und funkelte ihn an. »Du hattest als Kind eine sehr lebhafte Vorstellungskraft«, sagte sie wütend. »Es ist schade, dass du diese Gabe weggeworfen hast. Mich weggeworfen hast …«
    »Hör zu, Schätzchen«
    »Oh, lass diese Ausdrücke. Ich habe oft genug mitangehört, wie du sie anderen Frauen ins Ohr säuseltest, während du sie in dein Bett zogst. Ich habe nicht erwartet, dass du wie ein Mönch lebst und nur auf diesen Tag wartest, aber musstest du es so verdammt genießen?«
    »Wie bitte?«
    »Ach, lass nur. Es spielt keine Rolle.« Wütend gestikulierend ging sie weiter. »›Ein nettes Märchen‹, sagt er. Kann er in tausend Jahren so stur, so blind geworden sein? Nun, mal sehen, Calin Farrell, was wir da machen können.«
    Abrupt blieb sie vor ihm stehen, ihre Augen blitzten vor Zorn, ihr Gesicht war gerötet. »Die Reinkarnation einer Hexe? Vielleicht ist das die Wahrheit. Aber du wirst das gleich selbst beurteilen dürfen. Ich bin eine Hexe und nach wie vor nicht ohne Macht.«
    »Du bist verrückt, das ist alles.« Er machte Anstalten, sich umzudrehen.
    »Halt!« Sie holte tief Luft, und der Wind setzte wieder ein, wild und peitschend. Calin konnte sich nicht von der Stelle bewegen, seine Füße waren wie einzementiert. »Sieh!«, befahl sie und deutete mit der ausgestreckten Hand auf den Boden zwischen ihnen.
    Es war der erste Zauber, den sie erlernt hatte, und der letzte, den sie verlieren würde. Obwohl ihre Hand vor Anstrengung zitterte, brach das Feuer aus, brannte kalt und hell.
    Er stieß einen Fluch aus und wäre, wenn er gekonnt hätte, zurückgesprungen. Da war kein Holz, kein Streichholz, nur dieser goldene Flammenball, der zu seinen Füßen leuchtete. »Was, zum Teufel, ist das?«
    »Es ist echt, falls du dich davon überzeugen willst.« Sie streckte eine Hand über die Flammen aus. »Ich habe dich nachts gerufen, Calin, aber du wolltest mich nicht hören. Doch du kennst mich – kennst mein Gesicht, meinen Geist, mein Herz. Kannst du mich ansehen und dies verneinen?«
    »Nein.« Seine Kehle war staubtrocken, seine Schläfen pochten. »Nein, das kann ich nicht. Aber ich will dies alles nicht.«
    Ihre Hand fiel an ihre Seite zurück. Das Feuer verschwand. »Deinen Willen kann ich nicht beeinflussen. Ich kann dich nur sehend machen.« Plötzlich schwankte sie, war ebenso überrascht darüber wie er.
    »Hey!« Er fing sie gerade noch rechtzeitig auf.
    »Ich bin nur erschöpft.« Sie besann sich auf ihren Stolz, versuchte vergeblich, wieder auf die Beine zu kommen. »Nur erschöpft, das ist alles.«
    Sie war leichenblass geworden, und sie fühlte sich so schlaff an, als wäre jeder Knochen in ihrem Körper geschmolzen. »Das ist verrückt. Diese ganze Sache ist völlig irre. Vermutlich habe ich mal wieder eine Halluzination.«
    Doch dann hob er sie hoch, trug sie über die kreisförmig angeordneten Steinstufen hinunter und brachte sie aus der Burg der Geheimnisse hinaus.

Vier
    »Brandy«, murmelte er, während er mit der Schulter die Haustür aufstieß. Die Katze glitt wie ein Schatten vor ihm ins Haus und tappte durch die kleine Diele. »Whiskey. Irgendwas.«
    »Nein.« Obwohl die Schwäche noch immer anhielt, schüttelte sie den Kopf. »Wirklich, es geht mir schon besser.«
    »Erzähl keinen Unsinn.« Sie fühlte sich so zerbrechlich an, als würde sie sich in seinen Armen auflösen. »Gibt es hier irgendwo einen Arzt?«
    »Ich brauche keinen Arzt.« Die Vorstellung entlockte ihr ein kleines Lachen. »Ich habe alles, was ich brauche, in meiner Küche.«
    Er drehte den Kopf zur Seite, begegnete ihrem Blick. »Zaubertränke? Hexengebräu?«
    »Wenn du es so bezeichnen willst.« Außerstande zu widerstehen, schlang sie die Arme um seinen Hals. »Wirst du mich hineintragen, Calin? Obwohl mir lieber wäre, du würdest mich nach oben, ins Bett bringen.«
    Ihr Mund war dicht an seinem, weich und einladend geöffnet. Er spürte, wie seine Muskeln erzitterten. Falls dies ein Traum sein sollte, überlegte er, dann bezog dieser alle Sinne mit ein und war noch lebhafter als die Träume, die er in der Kindheit gehabt

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