Im Licht der Träume: Drei Romane in einem Band (German Edition)
Mann. Er war von schlanker Gestalt und trug das mit Silber durchwirkte Schwarz der Zauberer. Das Gesicht, so edel und schön wie das eines Märchenprinzen, war von goldenem Haar gerahmt und wurde von den Augen, schwarz wie die Mitternacht, beherrscht.
»Bryna, deine Zeit wird kanpp.« Seine Stimme war weich, getränkt von dunkler Belustigung. »Dieser Krieg zwischen uns muss nicht sein. Ich biete dir so viel Macht, ein so immenses Reich. Du brauchst nur meine Hand zu nehmen, einzuwilligen.«
»Glaubst du wirklich, dass ich das tun würde? Dass tausend
Jahre oder zehntausend Jahre mein Herz verändern könnten? Verdammt bist du, Alasdair, und wolltest es auch nicht anders.«
»Das Warten hat bald ein Ende.« Alasdair hob eine Hand, und greller Donner zerbarst die Luft wie der Waffenlärm einer Schlacht. »Schick ihn weg, und ich werde Gnade walten lassen. Du hast mein Wort, Bryna. Schick ihn weg, und er wird durch mich keinen Schaden erleiden. Wenn er bleibt, wird sein Ende dasselbe sein wie damals, und dann werde ich dich haben, Bryna, freiwillig oder in Ketten. Die Wahl liegt bei dir.«
Sie hob eine Hand, Licht sprühte aus ihrem silbernen Ring. »Komm in meinen Kreis, Alasdair.« Sie schürzte herausfordernd die Lippen, obwohl ihr Herz vor Angst wild pochte, denn sie war noch nicht bereit, ihre Macht mit der seinen zu messen. »Nun, gehst du das Wagnis ein?«
Er verzog den Mund zu einem höhnischen Grinsen, in seinen dunklen Augen glitzerte bösartige Erwartung. »Zur Mittsommernacht, Bryna.« Sein dunkler Blick flackerte zu Cal, schimmerte vor Erheiterung. »Und du, Krieger, entsinne dich des Todes.«
Ein jäher Schmerz bohrte sich in Cals Leib, hell und scharf und unerwartet. Er brannte sich wie Säure durch ihn hindurch, raubte ihm den Atem und drohte ihn umzuwerfen, während er gleichzeitig Bryna bei den Schultern packte und sie hinter seinen Rücken schob.
»Rühr sie an, und du bist tot.« Er spürte die Worte in seiner Kehle heraufsteigen, hörte sie über seine Lippen kommen. Und er spürte die kalten, klebrigen Schweißperlen auf
seiner Stirn, als er die Erscheinung mit seinem Blick niederzwang.
Und sie verschwand, hinterließ nur ein dunkles Glimmen wie rußige Kohle und das Echo eines spöttischen Gelächters.
Fünf
Cal presste die Hand auf den Bauch, halb in der Erwartung, zwischen seinen Fingern eine weiche, warme Masse aus Blut und Eingeweide zu spüren. Der Schmerz war dumpfer Betäubung gewichen, begleitet von der vagen Erinnerung an einen qualvollen Todeskampf.
»Er kann dir nichts antun.« Brynas Stimme drang wie von Ferne zu ihm durch und machte ihm bewusst, dass er sie noch immer am Arm festhielt. »Er kann dir nur Erinnerung geben, dich mit dem Schmerz täuschen. Er steckt voller Tricks und Lügen.«
»Ich habe ihn gesehen.« Abwesend betrachtete Cal seine Finger. »Ich habe es gesehen.«
»Ja. Er ist stärker als ich dachte. Und unbesonnener, sonst wäre er nicht einfach hier aufgetaucht.« Behutsam berührte sie seine Hand, die ihren Arm umklammert hielt. »Alasdair ist doppelzüngig und verschlagen. Das musst du dir immer vergegenwärtigen, Calin. Immer.«
»Ich habe ihn gesehen«, wiederholte Cal, in dem verzweifelten Versuch, das Unmögliche zu akzeptieren. »Ich konnte durch ihn hindurch den Tisch in der Diele sehen, die Vase mit den Blumen darauf.«
»Er würde es nicht wagen, in voller Gestalt hierher zu kommen. Zumindest noch nicht jetzt. Calin, du tust mir am Arm weh.«
Abrupt ließ er sie los. »Entschuldige. Ich habe die Nerven verloren. Aber schließlich begegnet man nicht alle Tage einem Geist.«
»Er ist kein Geist. Er ist ein Zauberer, der sich der Dunkelheit übergeben und jeden Schwur gebrochen hat.«
»Ist er ein Mann?« Jählings drehte er sich zu ihr um und packte sie wieder so heftig bei den Armen, dass sie den Atem anhielt und zusammenzuckte. »Er hat dich angesehen, wie es ein Mann tun würde. Voller Begehren.«
»Wir sind keine Geister. Wir haben unsere Bedürfnisse, unsere Schwächen. Er ist in meine Träume eingedrungen und hat mir genau gezeigt, was er von mir will. Und Vergewaltigung im Traum ist genauso eine Vergewaltigung wie in der Wirklichkeit.« Sie zitterte, und ihre Augen verdunkelten sich. Einen Moment lang war sie nichts weiter als eine verängstigte, gedemütigte Frau. »Er macht mir Angst. Genügt dir das? Genügt es, dass ich lieber sterben möchte als mich von ihm berühren zu lassen? Er macht mir Angst«, wiederholte sie, während
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