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Im Licht der Träume: Drei Romane in einem Band (German Edition)

Im Licht der Träume: Drei Romane in einem Band (German Edition)

Titel: Im Licht der Träume: Drei Romane in einem Band (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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sich, sie sei nur Einbildung. Doch als er sich neben sie kniete und instinktiv den Finger an ihren Hals legte, fühlte er den warmen Pulsschlag des Lebens.
    Bei seiner Berührung begannen ihre Lider zu flattern. Ihre Augen öffneten sich. Sie waren grau wie die Steine und begegneten seinem Blick mit einer jähen Klarheit. Ein Lächeln spielte um ihre Lippen, als sie die Hand an seine Wange hob.
    »Da bist du ja«, sagte sie, seufzte tief und schloss die Augen wieder. Ihre Hand glitt von seiner Wange und fiel schlaff auf das regengepeitschte Gras.
    Sie fantasiert, sagte er sich. Wahrscheinlich eine Verrückte. Wer sonst würde bei einem Gewitter die Klippen hinaufsteigen? Ihm blieb wohl keine andere Wahl, als sie ins Cottage zu tragen.
    Als er sie hochheben wollte, entdeckte er den Anhänger und gleich darauf in einem neuerlichen aufflammenden Blitz den Stern.
    Sein Magen krampfte sich zusammen. Sein Herz schlug wie eine wütende Faust einmal heftig gegen seine Brust.
    »Verdammt.«
    Gebückt verharrte er über der Frau, die Augen geschlossen, während der Regen auf sie beide herniedertrommelte.
     
    Sie erwachte langsam, als würde sie träge durch dünne weiße Wolkenschichten schweben. Ein tiefes Wohlgefühl umhüllte sie, sanft und weich wie eine Satindecke. Hingegeben an diese köstliche Empfindung, blieb sie ruhig
liegen, während das Sonnenlicht auf ihren Augenlidern tanzte und warm über ihr Gesicht strich. Sie nahm den Geruch nach Rauch wahr, angenehm und erdig, und den etwas herberen, dunklen Geruch des Mannes.
    Sie atmete diese Mischung in sich ein, und als sie die Augen öffnete, war ihr erster Gedanke, dass sie noch niemals in ihrem Leben glücklicher gewesen war.
    Dieses Gefühl von Glück und Sicherheit, von Zufriedenheit und Geborgenheit währte nur Sekunden. Dann setzte sie sich ruckartig im Bett auf, verwirrt, panisch, desorientiert.
    Margaret! Sie hatte die Fähre verpasst. Das Boot. Der Junge im Boot. Und der Sturm. Sie war in das Unwetter geraten und hatte sich verlaufen. Erinnerungsfetzen tauchten auf, schemenhafte Bilder, die ineinander verschwammen.
    Steine, größer als ein Mensch und zu einem Kreis angeordnet. Das blaue Feuer, das im Zentrum brannte, ohne das Gras zu versengen. Der wilde Schrei des Windes. Das tiefe Summen der Steine.
    Ein Wolfsgeheul. Dann ein Mann. Groß, dunkel, finster, mit Augen so blau wie jenes unmögliche Feuer. Dieser gewaltige Zorn in seinem Gesicht. Aber das hatte sie nicht geängstigt. Eher erheitert. Wie seltsam.
    Träume, kein Zweifel. Einfach nur Träume. Sie hatte eine Art Unfall gehabt.
    Jetzt befand sie sich in irgendjemandes Haus, irgendjemandes Bett. Ein einfaches Zimmer, stellte sie fest, als sie sich umsah. Nein, nicht einfach, berichtigte sie sich. Spartanisch. Nackte weiße Wände, blanker Holzboden, keine Vorhänge an den Fenstern. Die einzigen Möbel waren eine
Kommode, ein Tisch, eine Lampe und das Bett. Soweit sie sehen konnte, war außer ihr niemand in dem Raum.
    Vorsichtig tastete sie ihren Kopf nach Beulen oder Wunden ab, konnte aber nichts Besorgniserregendes entdecken. Dann schlug sie mit derselben Vorsicht die Bettdecke zurück und stieß einen erleuchterten Seufzer aus. Welchen Unfall sie auch immer gehabt haben mochte, sie schien keine Verletzungen davongetragen zu haben.
    Mit Erschrecken wurde ihr plötzlich bewusst, dass sie lediglich mit einem Hemd bekleidet war, und es war nicht ihr eigenes. Es war ein Männerhemd aus verblichener blauer Baumwolle, mit ausgefransten Manschetten. Und sehr groß.
    Okay, sagte sie sich. Das war okay. Sie war in ein Gewitter geraten und sicher völlig durchnässt gewesen. Sie sollte dankbar sein, dass sich jemand ihrer angenommen hatte.
    Als sie aus dem Bett stieg, hing ihr das Hemd bis zu den Knien. Also züchtig genug. Sobald sie den ersten Schritt gemacht hatte, tauchte ein Hund an der Tür auf. Ihr Herzschlag geriet kurz ins Holpern, beruhigte sich aber sofort wieder.
    »Du bist jedenfalls real. Und so ein hübscher Kerl.« Sie hielt ihm die Hand hin, worauf er auf sie zutrottete und sich an ihren Beinen rieb. »Und freundlich bist du auch. Gut zu wissen. Wo sind deine Leute?«
    Die Hand auf dem Kopf des Hundes, ging sie durch die Tür in den angrenzenden Wohnbereich, der ebenso spartanisch eingerichtet war wie das Schlafzimmer. Ein Sofa und ein Sessel, ein niedrig brennendes Kaminfeuer, zwei Tische. Mit einiger Erleichterung entdeckte sie ihre Kleider, die
über einem Wandschirm vor dem Kamin zum

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