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Im Licht der Träume: Drei Romane in einem Band (German Edition)

Im Licht der Träume: Drei Romane in einem Band (German Edition)

Titel: Im Licht der Träume: Drei Romane in einem Band (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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peitschte und brüllte und dieselben Naturgewalten auch in ihm zu toben schienen.
    Der Hund, Hugh, der Gefährte seines Vaters in dessen letzten Lebensjahren, rannte von Fenster zu Fenster, die Ohren gespitzt und ein leises, tiefes Grollen ausstoßend, das eher ein Winseln als ein Knurren war.
    Was immer sich da draußen zusammenbrauen mochte, der Hund witterte es ebenso wie Conal. Unruhig streifte er umher, so dass sein massiger grauer Körper wie eine dichte Rauchwolke durch das Cottage zog. Conal rief ihm auf Gälisch einen Befehl zu, und Hugh kam angetrottet und stieß seinen großen Kopf gegen Conals Hand.
    Zusammen standen sie da und blickten in das Unwetter hinaus, der große graue Hund und der große breitschultrige Mann, ein jeder mit einem wachsamen Ausdruck. Ein Zittern durchlief den Hund. Anspannung oder Vorahnung? Conal hatte nur einen Gedanken: Da draußen war etwas.
    Und wartete.
    »Zum Teufel damit. Sehen wir nach, was es ist.«
    Noch während er die Worte sagte, lief der Hund schon zur Tür und sprang ungeduldig daran hoch, während sich Conal einen langen schwarzen Regenmantel überwarf. Darunter trug er derbe Stiefel, Jeans und einen schwarzen ausgewaschenen Pullover.
    Kaum hatte er die Tür geöffnet, schoß der Hund nach
draußen, mitten hinein in das rasende Gewitter. »Hugh! Cuir uait !«
    Abrupt blieb der Hund stehen, geriet auf dem nassen Untergrund ins Rutschen, kam aber nicht an Conals Seite zurück. Die Ohren nach wie vor gespitzt, stand er zum Sprung bereit in dem prasselnden Regen, als wollte er sagen: Los! Beeil dich!«
    Leise vor sich hin fluchend, machte sich Conal auf den Weg und überließ dem Hund die Führung.
    Der Wind blies sein schwarzes, nahezu schulterlanges Haar zurück, das inzwischen schwer vom Regen war. Er hatte klare Gesichtszüge mit den hohen langen Wangenknochen der Kelten, einer schmalen, fast aristokratischen Nase und einem gut geformten Mund, der manchmal, so wie jetzt, hart wie Granit wirken konnte. Seine Augen waren von einem tiefen, glühenden Blau.
    Seine Mutter hatte gesagt, es seien Augen, die zu vieles sahen und dennoch nach mehr Ausschau hielten.
    Während Hugh die Anhöhe emporrannte, spähte Conal durch den Regen auf das aufgewühlte Meer hinunter. Die schwarzen Gewitterwolken hatten das Licht fast völlig verschluckt, und Conal fluchte erneut, weil er sich zu diesem närrischen Erkundungsgang hatte hinreißen lassen.
    An einer Wegbiegung auf dem Klippenpfad verlor er Hugh aus den Augen. Eher verärgert als beunruhigt, rief er nach dem Hund, was jedoch nur mit einem kehligen, drängenden Bellen beantwortet wurde. Wunderbar, dachte Conal. Wahrscheinlich werden wir beide abrutschen und uns die Schädel auf den Felsen zerschmettern.
    Er war schon drauf und dran, wieder kehrtzumachen,
da der Hund ein geschickter Kletterer war und seinen Heimweg auch allein finden würde. Aber gleichzeitig wollte er weitergehen – sehnte sich danach, weiterzugehen. Als würde ihn etwas vorwärtsziehen, ihn immer weiter und höher locken, zu dem Ort, wo die steinernen Tänzer emporragten und gegen den Wind ansangen.
    Da ein Teil von ihm das wirklich glaubte, jener Teil, den er nie ganz zum Verstummen gebracht hatte, machte er absichtlich kehrt. Er würde nach Hause gehen, das Kaminfeuer entfachen und sich mit einem Glas Whiskey davorsetzen, bis das Gewitter abgeklungen wäre.
    Plötzlich ertönte ein Heulen, ein wilder, urtümlicher Ruf, der von Wölfen und gespenstischem Mondlicht erzählte. Ein Schauder jagte Conal über den Rücken, so urtümlich wie der Ruf. Mit finsterer Miene ging er weiter, um zu sehen, was Hugh zum Heulen veranlasst hatte.
    Die Steine ragten empor, schimmernd vor Nässe und von Blitzen erleuchtet, so dass sie fast zu glühen schienen. Ein Geruch wehte zu ihm hinüber, Gewitterluft und Parfüm. Schwer, süß und verführerisch.
    Der Hund saß vor dem Steinkreis, den Kopf nach hinten gelegt, die Kehle noch vibrierend von seinem wilden Ruf. Irgendetwas war in dem Steinkreis, dachte Conal. Irgendetwas, das jetzt triumphierte.
    »Die Steine muss man nicht bewachen«, murmelte er. Er machte einen Schritt nach vorn, um den Hund am Halsband zu packen und zurück nach Hause zu schleifen.
    Und jetzt sah er, dass Hugh nicht die Steine bewachte, sondern die Frau, die zwischen ihnen lag.
    Halb innerhalb, halb außerhalb des Kreises, den einen
Arm zur Mitte ausgestreckt, lag sie auf der Seite, als würde sie schlafen. Einen Moment lang glaubte er, wünschte er

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