Im Licht der Träume: Drei Romane in einem Band (German Edition)
spürte.
Angekommen. Endlich.
Er wusste, seine Hände waren groß und manchmal auch grob, mit rauen, schwieligen Innenflächen von der Arbeit. Bei ihr wollte er nicht grob sein, wollte die Zeit, die sie einander schenkten, nicht in blinder Hast verschleudern. Also berührte er sie sanft, kostete die sinnliche Wahrnehmung dieses Körper aus, den er gezeichnet hatte. Die langen Gliedmaßen, die zarte, weiche Haut. Ihr Seufzen war wie Musik, das Lied sein Name.
Sie zog ihm den Pullover aus, seufzte auf, als sie seine Haut auf ihrer spürte und murmelte seinen Namen, als ihre Lippen auf dem Pulsschlag an seinem Hals verweilten. Und was immer diese Zärtlichkeit in ihm auslöste, er gab es zurück.
Sie bewegte sich unter ihm, als hätten sie schon ein Leben lang nach diesem Rhythmus getanzt. Ließ sich mit ihm treiben, mal weich, mal hart. Und ihr schneller werdender Pulschlag schlug im Takt mit dem seinen.
Ihr Duft war frisch, ihr Geschmack belebend wie Sommerregen.
Er beobachtete ihr Emporgleiten, wie sie, ganz Elfe, mit einem langen geschmeidigen Flügelschlag zum Gipfel aufstieg. Und als sie den Zenit erreichte, öffneten sich ihre Augen, begegneten seinem Blick. Und sie lächelte.
Niemand hatte jemals so viel in ihr ausgelöst oder ihr gezeigt, wie viel sie zu geben hatte. Ihr Körper bebte vor Entzücken, und ihr Herz sang vor Freude darüber, eine Heimat gefunden zu haben.
Sie bäumte sich auf, öffnete sich für ihn. Und als er in sie glitt, war dieser Moment von verwirrender Schönheit und Kraft.
So ineinander vertieft bemerkten sie nicht, wie der in Silber getriebene Stern blau wie eine Flamme aufleuchtete.
Sie lag in seinem Arm, die Wange an seiner Brust. Lauschte seinem Herzen, das noch immer wild pochte. Wie im Zorn, dachte sie, obwohl er ein so zärtlicher Liebhaber gewesen war.
Niemand könnte diese liebevolle Zuwendung zeigen, wenn er sie nicht in sich trüge. Und das genügt, dachte sie, während sie die Augen schloss.
»Du frierst«, murmelte er.
»Nein.« Sie schmiegte sich enger an ihn, wäre lieber erfroren als zuzulassen, dass er aufstand. Doch sie hob den Kopf und grinste ihn an.
»Allena Kennedy.« Er strich leicht über ihren Nacken. »Du siehst sehr zufrieden aus.«
»Das bin ich auch. Was dagegen?«
»Hätte ich etwas dagegen, wäre ich ein Idiot.«
Sie gab ihm einen Kuss auf das Kinn, eine süße, zwanglose Geste, die ihn rührte. »Und Conal O’Neil ist kein Idiot, was?« Nachdenklich legte sie den Kopf zur Seite. »Wenn wir hier durch eine unsichtbare Grenze am Weitergehen gehindert werden und nicht ins Dorf gehen können, liegt doch der Schluss nahe, dass auch niemand aus dem Dorf zu uns gelangen kann.«
»Das wird wohl so sein.«
»Dann lass uns etwas Verrücktes tun. Lass uns nackt im Meer schwimmen.«
»Du möchtest nackt im Meer schwimmen?«
»Das wollte ich schon immer. Das ist mir soeben bewusst geworden.« Sie rollte sich von der Pritsche herunter und zog ihn an der Hand. »Komm, tu mir den Gefallen, Conal.«
»Leannan , die erste Welle wird dich umwerfen.«
»Wird sie nicht.« Leannan. Sie hatte keine Ahnung, was das bedeutete, doch es klang zärtlich und erfüllte sie mit Freude. Sie warf den Kopf zurück, und in ihre Augen trat ein mutwilliges Funkeln. »Fang mich doch!«
Sie schoss blitzschnell wie ein Hase davon. »Warte!«, rief er, während er die Decke schnappte und ihr hinterhereilte. »Verdammt, das Meer ist viel zu rau für dich.«
Knochen wie ein Vogel, dachte er. Die würde sie sich binnen Sekunden brechen.
Nein, sie rannte nicht wie ein Hase, bemerkte er. Sie rannte wie eine Gazelle, jagte mit langen, federnden Schritten auf die Brandung zu. Ihren Namen rufend, stürzte er ihr hinterher. Als sie ins Wasser lief und unter der Wellenwand hindurchtauchte, blieb ihm das Herz stehen.
»Gott im Himmel!«
Doch gleich darauf tauchte sie lachend wieder auf. »Oh, ist das kalt!« Sie kämpfte sich ans Ufer zurück, hob Gesicht und Arme in die Höhe. Zum zweiten Mal blieb ihm das Herz stehen, diesmal jedoch nicht vor Schreck.
»Du bist eine Schönheit, Allena.«
»Das hat mir noch niemand gesagt.« Lachend hielt sie ihm die Hand entgegen. »Und niemand hat mich bisher so angesehen wie du. Komm, tanz mit mir durch die Wellen.«
Ja, dachte er. Es war schon viel zu lange her, seit er etwas Verrücktes getan hatte. »Dann halte dich gut fest.«
Mit wilder Wucht wurden sie hochgeschleudert und dann nach unten geholt, in eine dunkle, donnernde Welt.
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