Im Licht der Träume: Drei Romane in einem Band (German Edition)
Es war pure Freiheit, eine kühne Herausforderung des Schicksals. Ineinander verschlungen wirbelten sie herum, während die Wellen über sie hinwegrollten.
Atemlos tauchten sie auf, nur um sich erneut in die Wogen zu stürzen. Als sie abermals in die Luft geschleudert wurden, schrie Allena gellend auf, nicht aus Angst, sondern aus triumphierender Freude.
»Du wirst uns noch beide ertränken!«, brüllte er, doch in seinen Augen blitzte Übermut.
»Nein. Unmöglich. Heute kann uns nichts passieren. Noch einmal.« Sie verschränkte die Arme um seinen Hals. »Lass uns noch einmal untergehen.«
Sie quietschte vor Vergnügen, als er sie packte und mit ihr in die sich brechende Welle tauchte.
Keuchend wankten sie dann Hand in Hand aus dem Wasser.
»Du klapperst ja mit den Zähnen.«
»Ach, wenn schon!« Dennoch kuschelte sie sich in die Decke, die er über sie beide schlang. »So etwas habe ich noch nie gemacht. Du hingegen sicher schon öfter.«
»Aber niemals mit jemandem wie dir.«
Das war die reine Wahrheit, dachte sie. Sie vergrub diese Worte tief in ihrem Inneren, während sie gleichzeitg Conal an sich drückte. Fest an ihr Herz.
»Was bedeutet Leannan ?«
»Hmm?« Ihr Kopf ruhte auf seiner Schulter, ihre Arme waren um seine Mitte geschlungen. Und in ihm herrschte tiefer, vollkommener Friede.
»Leannan. Das hast du vorhin zu mir gesagt, und ich würde gern wissen, was es bedeutet.«
Er hatte ihr über das Haar gestrichen und hielt nun abrupt in der Bewegung inne. »Das ist nur eine Floskel«, sagte er vorsichtig. »Eine Art Kosewort. ›Liebling‹ würde es wohl am ehesten treffen.«
»Es gefällt mir.«
Er schloss die Augen. »Allena, du gibst dich mit sehr wenig zufrieden.«
Und hoffe dennoch auf alles, dachte sie. »Keine Sorge, Conal. Das tue ich nicht. So, bevor wir uns hier draußen totfrieren, sollten wir lieber ins Haus gehen.« Sie gab ihm einen Kuss. »Aber erst möchte ich noch ein paar von diesen herrlichen Muscheln sammeln.«
Sie entwand sich ihm und ließ ihn mitsamt der Decke zurück. Die meisten Muscheln, die den Strand bedeckten, waren von den Wellen zerbrochen, doch das schien sie nicht zu kümmern. Kopfschüttelnd drehte er sich um und
machte sich auf den Weg ins Atelier, um sich seine Jeans überzuziehen.
Als er vom Atelier zum Haus ging, kehrte sie gerade mit einer Handvoll Muscheln zurück. Er reichte ihr die Kette mit dem Anhänger.
»Ich werde den Anhänger nicht tragen, wenn dir das unangenehm ist.«
»Er gehört dir.« Entschlossen, als wollte er dem Schicksal trotzen, streifte er ihr die Kette über den Kopf und hielt ihr dann seinen Pullover hin. »Da, zieh ihn an. Du bist schon ganz blau gefroren.«
Sie bückte sich, um die Muscheln auf die Decke zu legen, und zog den Pullover über. »Ich liebe dich Conal, ob ich den Anhänger nun trage oder nicht. Und da mich das glücklich macht, solltest du es einfach dabei belassen.«
Sie richtete sich auf. »Mach es nicht kaputt«, murmelte sie. »Lass uns einfach das Heute genießen und nicht an das Morgen denken.«
»Gut.« Er nahm ihre Hand und hob sie an die Lippen. »Trotzdem werde ich dir jetzt ein Versprechen geben.«
»Ja?«
»Der heutige Tag wird mir immer in kostbarer Erinnerung bleiben. Genauso wie du.«
Sieben
Sie kramte eine uralte Jeans von Conal hervor, schnitt sie auf ihre Länge zurecht und zurrte sie mit einer Schnur um die Taille fest. Mode für Schiffbrüchige, dachte sie grinsend, als sie den weiten ausgeleierten Pullover über die Jeans zog.
Da Conal darauf bestand, diesmal den Tee selbst zuzubereiten, vertrieb sie sich die Zeit mit Wäscheaufhängen. Und Träumen.
Genauso könnte es sein, dachte sie. Herrliche, lange Tage, die sie gemeinsam verbrachten. Conal würde in seinem Atelier arbeiten, sie würde den Haushalt führen, sich um den Garten kümmern … oh, und um die Kinder, die mit der Zeit kommen würden.
Sie würde die Rollläden und die rückwärtige kleine Holzveranda streichen. Und vor dem Haus würde sie eine Laube aufstellen und Kletterrosen pflanzen – andere Rosen gäbe es bei ihr nicht –, die sich an der Laube emporranken könnten, bis sie alles umwuchert hätten. Und jedesmal, wenn sie durch das Rosentor ins Haus ginge, würde sie sich wie in einem Märchen fühlen.
Und es würde ihr Märchen sein.
Für die Kinder bräuchten sie natürlich mehr Zimmer. Am besten wäre ein zweites Stockwerk mit Dachfenstern. Ein zweites Bad müsste her, eine größere Küche, aber
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