Im Licht der Träume: Drei Romane in einem Band (German Edition)
Wut?«, herrschte er sie an.
»Die würde mir auch nicht weiterhelfen.« Müde wischte sie die Träne ab. »Ich habe es mir selbst zuzuschreiben. Der Job interessierte mich nicht. Und genau das ist das Problem. Er interessierte mich einfach nicht. Wenn ich eine
Alternative gehabt hätte, hätte ich ihn nie angenommen. Margaret hat vermutlich Recht. Ich habe das absichtlich vermasselt.«
»Margaret ist eine dumme Gans.«
»Nein, das ist sie nicht.« Sie brachte ein zittriges Lächeln zustande. »Sie ist einfach nur sehr diszipliniert und erfolgsorientiert. Nun ja, Herumjammern bringt mich jetzt auch nicht weiter.« Sie strich flüchtig über seine Hand, drehte sich um und schenkte den Tee ein. »Sobald ich etwas ruhiger geworden bin, werde ich meine Eltern anrufen, und ihnen erklären … O Gott!«
Die Hände auf die Theke gestützt, schloss sie die Augen. »Ich hasse es, sie ständig zu enttäuschen. Das passiert immer wieder. Ein Teufelskreis, den ich nicht durchbrechen kann. Warum bin ich nur so unfähig? Warum gibt es nicht einen Bereich, in dem ich wirklich gut bin?«
Kopfschüttelnd ging sie zum Kühlschrank und holte die Suppe vom Vorabend heraus, um sie aufzuwärmen. »Du kannst dir nicht vorstellen, wie sehr ich dich um dein Talent und deinen Glauben daran beneide. Meine Mutter sagt immer, wenn ich meine Energie auf eine Sache konzentrieren würde, statt sie mit tausenderlei Dingen zu vergeuden, könnte ich über das Mittelmaß hinauswachsen.«
»Sie sollte sich schämen, dir so etwas zu sagen.«
Verblüfft über seinen grimmigen Ton, drehte sie sich zu ihm um. »Sie meint es nicht so hart, wie es sich vielleicht anhören mag. Aber in meiner Familie sind eben alle so unglaublich gescheit und brillant und, nun ja, so voller Hingabe an das, was sie tun. Mein Vater ist Chefarzt der Chirurgie, meine Mutter ist Partner in einer der besten Anwaltskanzleien
an der Ostküste. Nur ich kann nichts. Absolut nichts!«
Endlich war die Wut da. Peitschte durch sie hindurch, als sie den Topf auf den Herd knallte. Zufrieden verschränkte Conal die Arme, lehnte sich zurück, wartete ab.
»Da ist James mit seiner tollen Praxis, seiner atemberaubenden Ehefrau und seinem amtlich beglaubigten Genie von Kind, das übrigens ein freches, vorlautes Balg ist, aber alle finden es nur ungeheuer früh entwickelt. Als wäre früh entwickelt und frech dasselbe. Und Margaret mit ihrem perfekten Büro, ihrer perfekten Garderobe, ihrem perfekten Heim und ihrem perfekten Widerling von Ehemann, der nichts anderes tut, als sich Kunstfilme reinzuziehen und Münzen zu sammeln.«
Sie kippte die Suppe in den Topf. »Und jedes Jahr an Thanksgiving sitzen sie alle zusammen und bestätigen sich gegenseitig, wie erfolgreich und geistreich sie doch sind. Dann sehen sie mich an, als sei ich eine Art Findelkind, das sie auf ihrer Türschwelle gefunden und aus humanitären Gründen bei sich aufgenommen haben. Und so sehr ich mich auch anstrenge, ich schaffe es nicht, eine Ärztin oder Anwältin oder von mir aus ein gottverdammter Indianerhäuptling zu sein, weil ich nichts, nichts, nichts zustande bringe.«
»Jetzt solltest du dich schämen.«
»Was?« Sie presste die Finger an die Schläfen. Wutausbrüche verursachten ihr Schwindel und Unwohlsein, weshalb sie derlei Emotionen auch normalerweise zu vermeiden suchte.
»Komm her.« Er nahm sie an der Hand und zog sie ins Wohnzimmer. »Was hast du hier gemacht?«
»Wie meinst du das?«
»Was hast du hier verändert?«
»Äh … Staub gewischt?«
»Zur Hölle mit dem Staub, Allena. Da, deine Blumen, die Kerzen, deine Schüssel mit den zerbrochenen Muscheln. Und draußen.«
Er zerrte sie zur Tür und schob die Tür auf. »Bis heute Morgen war dieser Garten in einem erbärmlichen Zustand. Wo ist der Sand, der über den ganzen Weg verstreut war und der mir nicht einmal aufgefallen ist, bis er dann plötzlich verschwunden war? Auf der Leine trocknet die Wäsche im Wind und in der Küche kocht eine Suppe. Die verfluchte Dusche tropft nicht mehr. Wer hat das alles gemacht?«
»Jeder kann einen Weg fegen.«
»Aber nicht jeder denkt daran. Nicht jeder kümmert sich darum. Und nicht jeder hat Freude daran, es zu tun. Innerhalb eines Tages hast du aus diesem Platz ein Heim geschaffen, und das Haus ist sehr lange kein Heim mehr gewesen, so dass ich dieses Gefühl schon ganz vergessen hatte. Denkst du, das sei nichts? Denkst du, das habe überhaupt keinen Wert?«
»Es ist … normal«, sagte sie, in
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