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Im Licht der Träume: Drei Romane in einem Band (German Edition)

Im Licht der Träume: Drei Romane in einem Band (German Edition)

Titel: Im Licht der Träume: Drei Romane in einem Band (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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tiefen Atemzug ließ sie es dabei bewenden. Vorerst. »Du bist noch nicht bereit zu wissen, zu hören, zu glauben.« Ihr Blick wurde weicher, während sie mit den Fingerspitzen über seine Schläfen strich. »Ach, Calin, du bist müde und verwirrt. Du brauchst jetzt Ruhe und Entspannung. Ich kann dir helfen.«
    Die Farben in seiner Umgebung verblassten, das Zimmer verschwamm vor seinen Augen. Er konnte nur noch ihre Augen sehen, dunkelblau und tief konzentriert. Ihr Geruch überschwemmte seine Sinne wie eine Droge. »Hör auf.«
    »Ruh dich jetzt aus, Liebster. Mein Geliebter.«
    Er spürte, wie ihre Lippen sacht über seinen Mund glitten, ehe er in gnädige Dunkelheit hinüberglitt.
     
    Cal erwachte inmitten völliger Stille. Seine Gedanken kreisten einen Moment umher, wie ein Schwarm Vögel auf der Suche nach einem Nistplatz. Irgendetwas war im Tee, dachte er. Gott, die Frau hatte ihn unter Drogen gesetzt. Eine jähe Panik ergriff ihn, da er sich unversehens an Stephen Kings Misery erinnert fühlte.
    Besessener Fan entführt berühmten Künstler und hackt ihm Fuß ab, um ihn an der Flucht zu hindern.
    Ruckartig setzte er sich auf und tastete voller Entsetzen nach seinem Fuß. Er war noch dran. Die schwarze Katze, die sich am Bettende zusammengerollt hatte, streckte sich genüsslich und sah aus, als würde sie grinsen.
    »Ja, wahnsinnig komisch«, murmelte er. Er stieß einen erleichterten Seufzer aus, der in einem matten Lachen endete. Du hast dich mal wieder von deiner überbordenden
Fantasie ins Bockshorn jagen lassen, Calin, schimpfte er sich. Das ist schon immer eine schlechte Angewohnheit von dir gewesen.
    Er mahnte sich, Ruhe zu bewahren und eine Bestandsaufnahme der Situation zu machen. Und stellte fest, dass er völlig nackt war.
    Zwischen Verblüffung und Verlegenheit schwankend, malte er sich aus, wie Bryna ihn mit diesen zierlichen Händen, die so anmutig Tee servieren konnten, ausgezogen hatte. Und ins Bett gebracht hatte. Wie, zum Teufel, hatte die Frau es nur geschafft, ihn in ein Schlafzimmer zu befördern?
    Denn genau da befand er sich. Es war ein kleiner, hübscher Raum mit einem winzigen Steinkamin und einer glänzend lackierten Spiegelkommode. Auch hier Blumen und Kerzen. Und Bücher, die in eine Wandnische geschoben waren. Ein zierlicher Sessel stand neben einem Fenster mit weißer Spitzengardine. Sonnenlicht stahl sich durch die Spitze hindurch und zauberte hübsche, verschlungene Muster auf den dunklen Holzboden.
    Am Fußende des Bettes befand sich eine alte Truhe mit Messingbeschlägen. Darauf lag, sauber, trocken und ordentlich zusammengefaltet, seine Kleidung. Zumindest erwartete sie nicht, dass er hier splitternackt herumrannte, dachte er bei sich und griff mit einiger Erleichterung nach seiner Jeans.
    Als er den Reißverschluss der Hose zugezogen hatte, fühlte er sich augenblicklich besser. Dann merkte er, dass er sich nicht nur besser fühlte. Er fühlte sich ganz wunderbar.
    Wach, ausgeruht, voller Tatendrang. Was immer sie ihm
auch eingeflößt haben mochte, es hatte ihn in einen tiefen, erholsamen Schlaf gewiegt, wie er ihn seit Wochen nicht mehr erlebt hatte. Aber er würde sich dafür nicht bei ihr bedanken, beschloss er grimmig, während er sein Hemd zurechtzupfte. Die Frau war nicht nur exzentrisch – gegen ein paar kleine Marotten hatte er nichts einzuwenden. Nein, diese junge Dame litt unter Wahnvorstellungen und war womöglich sogar gefährlich.
    Er würde aus ihr noch ein paar zufriedenstellende Antworten herausholen, sie dann mit ihrem niedlichen Hexenhäuschen und der verfallenen Burg allein lassen und das Weite suchen.
    Er blickte in den Kommodenspiegel, halb in der Erwartung, einen struppigen Rauschebart wie bei Rip Van Winkle zu sehen, der nach dem Genuss eines Fässchen Weins in einen sechzig Jahre währenden Schlaf gefallen und gealtert und mit langem Bart wieder erwacht war. Doch der Mann, der ihm aus dem Spiegel entgegenstarrte, war nicht gealtert. Er sah verwirrt aus, genervt und, ja, tatsächlich, ausgeruht. Verrückte Geschichte, dachte Cal, während er sein Haar zurückstrich.
    Er fand seine Schuhe ordentlich zusammengestellt neben der Kommode. Während er sie anzog, betrachtete er abwesend die Muster, die das Sonnenlicht auf den Fußboden malte.
    Licht. Es traf ihn wie ein Peitschenhieb, ließ ihn auf der Stelle aufspringen. Der Regen hatte aufgehört. Herrgott noch mal, wie lange hatte er bloß geschlafen?
    Mit zwei Schritten war er am Fenster, zerrte die

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