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Im Licht des Mondes: Roman (German Edition)

Im Licht des Mondes: Roman (German Edition)

Titel: Im Licht des Mondes: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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die See an die Felsen schlug.
    Hier fühlte sie sich ihren Vorfahren am nächsten, hier konnte sie sowohl das Zentrum der Macht als auch die bittere Einsamkeit am intensivsten fühlen.
    Manchmal, als sie noch sehr jung war, hatte sie hier gestanden und gehofft, den geschmeidigen Kopf eines Silkies zu sehen, der in den Wellen schaukelte. Damals hatte sie an ein Glücklich-bis-an-ihr-Lebensende geglaubt und die Geschichte in ihrem Kopf weitergesponnen. In ihrer Vorstellung kam der Liebste von der, die man Feuer nannte, zu ihr zurück, fanden sich ihre Seelen wieder. Sie liebten einander. Für immer und ewig.
    Das glaubte sie heute nicht mehr, was sie bedauerte. Aber sie hatte inzwischen gelernt, unter Schmerzen gelernt, dass es Verluste gibt im Leben, die einen zerrissen, einem die Seele aus dem Leib rissen. Und dass man trotzdem weitermachte, sich wieder aufraffte und seine Seele flickte. Und dass man weiterlebte  – nicht glücklich-bis-ans-Lebensende, aber zufrieden. Auf diesen Klippen hatte sie den Eid geleistet, das zu beschützen, was ihr anvertraut worden war. Damals war sie acht Jahre alt und voller Stolz auf sich. Und
seitdem erneuerte sie an diesem Ort ihren Schwur jedes Jahr zur Winter- und Sommersonnenwende.
    Aber heute Morgen bedankte Mia sich einfach nur dafür, dass es ein so wunderschöner Tag war. Dann ging sie hinein und kleidete sich an, um arbeiten zu gehen.
    Sie schauderte nicht, als sie die kurvige Küstenstraße hinunterfuhr. Aber sie war wachsam.
    An ihrem Schreibtisch überprüfte sie ihren Vorschlag auf Fehler, auf Details, die sie übersehen haben könnte. Sie runzelte die Stirn, als es an der Tür klopfte. Obgleich sie das Klopfen bewusst überhörte, kam Ripley rein.
    »Ich bin beschäftigt, komm später wieder.«
    »Es ist was im Busch.« Auf Formen hatte Ripley nie besonderen Wert gelegt, geschweige denn sich von einer mehr als deutlichen Abweisung beeindrucken lassen. Sie setzte sich.
    Das ärgerte Mia so, dass sie nun doch den Blick hob und Nell an der Türschwelle erblickte.
    »Nell. Hast du heute nicht frei?«
    Ripley kam Nell zuvor. »Glaubst du etwa, dass ich sie an ihrem freien Tag hierherschleppe, wenn es nicht wichtig wäre?«
    »In Ordnung.« Mit aufrichtigem Bedauern legte Mia ihre Papiere beiseite. »Kommt rein, und schließt die Tür. Hattest du eine Vision?«
    Ripley zog eine Grimasse. »Ich bemühe mich, keine zu haben, nein, dies hat nichts zu tun mit dem Voodoo-Kram. Jedenfalls nicht direkt. Ich habe heute Morgen mitbekommen, wie Mac telefoniert hat  – und wie er sich alle erdenkliche Mühe gegeben hat, dass ich nichts mitbekomme.«
    »Ripley, ich kann mich wirklich nicht in eure Ehestreitigkeiten einmischen während der Arbeitszeit.«
    »Er hat mit Sam telefoniert. Aha, nun bist du aufgewacht«, kommentierte sie trocken.
    »Es ist nicht sonderlich überraschend, dass sie miteinander reden.« Mia nahm ihre Ausarbeitung wieder in die Hand, warf einen Blick auf die Überschriften, dann gab sie es auf und legte sie erneut beiseite. »Nun gut, worüber haben sie gesprochen?«
    »Ich weiß es nicht genau, aber Mac war mächtig interessiert  – er hatte diesen Blick in den Augen, als schössen ihm tausendundeine Möglichkeit auf einmal durchs Gehirn. Und er hat unentwegt vor sich hin gemurmelt. Er ist sogar auf die Veranda gegangen mit dem Telefon, so ganz nebenbei. Aber ich weiß, dass er das nur getan hat, damit ich nichts mitbekomme.«
    »Woher weißt du, dass es Sam war?«
    »Weil er gesagt hat: ›Ich komme heute Morgen zum Cottage‹.«
    »Nun, warum… Kannst du bitte endlich zum Punkt kommen?«
    »Komme ich gerade. Er hatte das dringende Bedürfnis, mich aus dem Haus zu lotsen, ohne dass ich es merke. Hier ein Küsschen, da eine Streicheleinheit, und ab nach draußen zur Arbeit. Und ich bin ohne Widerrede verschwunden, weil ich mir vorgenommen hatte, selbst zum Cottage zu fahren, sobald ich auf Patrouille bin. Aber zuerst bin ich zur Wache gefahren. Zack telefonierte gerade  – und er hat mitten im Satz aufgehört zu sprechen, als ich reinkam, und dann hat er ganz betont ›Guten Morgen, Ripley‹ gesagt.«
    Ihre Miene verfinsterte sich noch mehr bei der Erinnerung daran. »Also weiß ich, dass er entweder mit Mac oder mit Sam geredet hat. Und dann hat er mir haufenweise Arbeit aufs Auge gedrückt, die mich auf der Wache festnageln
würde für mehrere Stunden. Sagte, dass er etwas zu erledigen hätte. Ich wartete also, bis ich sicher sein konnte, dass er

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