Im Licht des Mondes: Roman (German Edition)
Wäldchen kaufen würden und …«
Er verstummte. Es schien sie plötzlich beide zu überfallen. Das kleine gelbe Cottage am Wäldchen – in das sie nicht gekommen war, seit er es gemietet hatte.
»Verliebte junge Mädchen«, sagte sie, und ihre Stimme zitterte andeutungsweise, »träumen von Heirat und Babys und hübschen Häuschen.«
»Du hast nicht geträumt.« Er ging wieder zu ihrem Tisch, setzte sich und fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. »Es
war klar vorgezeichnet für dich, schicksalhaft. Wenn ich bei dir war, glaubte ich auch daran. Ich konnte es auch sehen – und an diesem Punkt hat es mich erdrückt.«
»Du hast nie gesagt, dass du es nicht wolltest.«
»Ich wusste nicht wie, und jedes Mal, wenn ich es versuchte, habe ich dich angeschaut. All das Vertrauen, dieses unendliche Zutrauen, dass es der richtige Weg sein würde. Dann bin ich nach Hause gegangen und habe meine Eltern gesehen und was Familie bedeutet. Es war düster und niederschmetternd. Die Idee, dass wir beide uns in die gleiche Richtung entwickeln könnten, schien mir abartig zu sein. Darüber konnte ich nicht mit dir reden. Ich wusste nicht wie.«
»Stattdessen bist du gegangen.«
»Ich bin gegangen. Als ich aufs College kam, war es, als wäre ich in zwei Teile zerschnitten worden. Der eine Teil wollte hier sein, der andere Teil da. Ich habe unentwegt an dich gedacht.«
Er sah sie an. Er würde jetzt der Frau sagen, was er dem Mädchen nie sagen konnte. »Wenn ich nach Hause gekommen bin am Wochenende oder in den Ferien, war ich halb krank, bis ich dich gesehen habe, wartend, auf dem Dock. Das ganze erste Jahr war wie ein einziger Schleier.«
»Dann hast du aufgehört, jedes Wochenende nach Hause zu kommen«, erinnerte sie ihn. »Du hattest Entschuldigungen dafür, warum du auf dem Festland bleiben musstest. Um zu studieren, um ein Seminar zu besuchen.«
»Es war ein Test. Ob ich es aushalten würde, dich eine Woche oder zwei oder einen Monat lang nicht zu sehen. Nicht an dich zu denken, erst eine Stunde, dann einen ganzen Tag. Es gelang mir, mich selbst davon zu überzeugen, dass, wenn ich dir und der Insel fernbliebe, ich dem Schicksal
entgehen könnte, in die kleine Schachtel gesteckt zu werden. Ich wollte nicht heiraten. Ich wollte keine Familie gründen. Oder nur ein einziges Mädchen lieben in meinem ganzen Leben. Oder Wurzeln schlagen auf einer kleinen Insel und nichts von der Welt sehen. Ich habe einen Vorgeschmack auf die Welt im College bekommen, durch die Leute, die ich dort traf, die Dinge, die ich lernte. Ich wollte mehr.«
»Nun, du hast mehr bekommen. Und der Deckel der Schachtel ist seit vielen Jahren offen. Wir leben jetzt an verschiedenen Plätzen, mit verschiedenen Zielen.«
Er begegnete ihrem Blick. »Ich bin deinetwegen zurückgekommen.«
»Das war dein Fehler. Du willst immer noch mehr, Sam, aber dieses Mal ich nicht. Wenn du mir dies vor elf Jahren erzählt hättest, hätte ich versucht, es zu verstehen. Ich hätte versucht, dir die Zeit und den Raum, die du brauchtest, zu geben. Oder ich hätte versucht, dich gehen zu lassen, ohne Bitterkeit. Ich weiß nicht, ob ich es geschafft hätte, aber ich weiß, dass ich dich genug geliebt habe, um es zu versuchen. Aber jetzt bist du nicht mehr das Zentrum meines Lebens, und du bist es schon seit langer Zeit nicht mehr.«
»Ich werde nicht gehen, und ich gebe nicht auf.«
»Das sind deine Entscheidungen.« Sie ignorierte den erwachenden Kopfschmerz hinter ihren Augen und sammelte das Teegeschirr ein. »Ich genieße es, dich als Liebhaber zu haben. Ich würde es bedauern, es beenden zu müssen, aber ich würde es tun, wenn du weiterhin eine andere Dynamik in unsere Beziehung bringen willst. Ich denke, ich werde jetzt doch den Wein holen.«
Sie trug das Geschirr nach drinnen, spülte es aus. Der Kopfschmerz störte sie jetzt heftig, also trank sie ein Tonikum,
bevor sie eine Flasche Wein auswählte und die richtigen Gläser dafür aussuchte.
Sie verbot sich jeden weiteren Gedanken. Jedes weitere Gefühl.
Schließlich gab es kein Zurück, keinen Weg über längst zugewachsene Pfade. Die einzige Richtung war vorwärts. Aber als sie nach draußen ging, war er verschwunden. Obgleich ihr etwas flau im Magen war, setzte sie sich an den Tisch in ihrem Mittsommer-Garten und trank auf ihre Unabhängigkeit.
Und der Wein schmeckte bitter.
Am nächsten Tag schickte er ihr Blumen in die Buchhandlung. Einfache und fröhliche Zinnien, die in der Sprache der
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