Im Licht des Vergessens: Roman (German Edition)
auszuspülen. Er hatte ihr in die Augen gesehen, dachte sie, als sie den Kopf hob, um selbst hineinzuschauen. Er hatte ihr direkt in die Augen gesehen, mit diesem angstgeweiteten, flehenden Blick. Der Mann, den sie einmal geliebt hatte. Der Mann, von dem sie ein Kind hatte.
Dann war er weg. Weg, dachte sie, nur weil sie ihn mal geliebt und ein Kind von ihm hatte. Nicht, weil er irgendetwas verbrochen hatte, sondern nur, weil sie ihn eines Abends auf einer Party kennengelernt und ihre Liebe zu ihm zugelassen hatte.
Sie musste eine Antwort darauf finden. Sie würde so lange suchen, bis sie sie gefunden hatte.
Nachdem sie ihr Gesicht abgetrocknet und das feuchte Haar zurückgestrichen hatte, ging sie zu ihrem Büro. Sie würde nach Hause fahren – was das anbelangte, hatte Dave recht. Aber sie würde ein paar Akten mitnehmen. Die Chance, dass sie jetzt schlafen konnte, war äußerst gering, also konnte sie genauso gut arbeiten und vielleicht ein paar Antworten finden.
Sie sah Duncan nicht, bis er sich erhob und auf sie zukam.
»Du solltest doch nach Hause fahren.«
»Fang bloß nicht wieder mit diesem Scheiß an, verstanden?«
»Wie bitte?«
»Verdammt noch mal, Phoebe.« Er packte sie an den Armen und zog sie einfach an sich. »Streiten können wir später immer noch. Aber jetzt lass dich erst mal umarmen.«
»Es tut mir leid. Es tut mir leid, dass du das durchmachen musstest.«
»Blablabla.« Er schob sie von sich, um ihr ins Gesicht zu sehen. Ihre Augen waren gerötet und müde, und sie hatte tiefe Augenringe. »Ich werde dich jetzt nach Hause fahren.«
Sie war ohne Auto da, fiel ihr wieder ein. »Ich muss erst noch ein paar Sachen aus meinem Büro holen.«
»Ich warte.«
»Duncan …« Als sie sah, dass Phin auf sie zukam und gerade sein Handy zuklappte, verstummte sie.
»Carly.«
»Es geht ihr gut. Es geht ihr gut.« Phin breitete die Arme aus und zog Phoebe an sich. »Sie schläft tief und fest. Vor unserer Haustür steht ein Streifenwagen, hinter dem Haus schieben mehrere Polizisten Wache, und meine tapfere Frau sowie mein tapferer Hund passen auch auf sie auf.«
Überrascht lachte sie erstickt auf. »Danke. Ich sollte sie abholen und nach Hause bringen.«
»Schätzchen, es ist vier Uhr morgens. Da es fast schon Mitternacht war, als das Gekicher endlich aufhörte, werden die Mädels bestimmt noch ein paar Stunden schlafen wollen. Wie wär’s, wenn Loo und ich sie nach Hause bringen, sobald sie munter ist? Wir rufen vorher an und bringen sie dann nach Hause, einverstanden?« »Ja. Danke. Es bringt schließlich nichts, sie aufzuwecken, nur um ihr … Das bringt wirklich nichts. Ich bin dir sehr dankbar, Phin, dir und Loo, und es tut mir leid.«
»Keine Ursache.«
»Ich muss noch ein paar Sachen holen. Es dauert nur eine Minute.«
Phin sah ihr nach. »Sie reißt sich unglaublich zusammen.«
»Sie hat ein starkes Rückgrat. Das ist mir von Anfang an aufgefallen. Alles in Ordnung bei mir zu Hause?«
»Alles bestens. Ich fahr dann mal. Sieh zu, dass du ein wenig Schlaf bekommst, verstanden? Wir reden später weiter.«
Duncan klopfte ihm auf die Schulter. »Danke.«
Als Phoebe zurückkam, nahm ihr Duncan die schwere Aktentasche ab. »Gute Idee. Du wirst eine Weile von zu Hause aus arbeiten.«
»Nicht stattdessen, sondern zusätzlich.«
»Der Tag hat auch nicht mehr als vierundzwanzig Stunden, Phoebe.«
»Und die muss ich nutzen, so gut ich kann. Das ist nun mal so, wenn man bei der Polizei ist, Duncan.«
»Ach, jetzt fang nicht wieder mit dem Mist an.«
Sie schwieg einen Moment und zwang sich, nichts darauf zu sagen. Aber als sie den Lift verließen, konnte sie nicht anders. »Ich scheine ja heute Abend ziemlich viel Mist zu reden.«
»Ja, und der ist mir, ehrlich gesagt, auch ziemlich egal.«
»Dann solltest du jetzt lieber fahren. Ich komm schon allein nach Hause.«
»Wenn du nicht sofort damit aufhörst, passiert irgendwas, Phoebe. Ich hatte auch eine schlimme Nacht, also pass auf, was du sagst.«
»Ich hab dir doch gesagt, dass du nach Hause fahren sollst, oder etwa nicht? Hab ich dir nicht …«
Sie verstummte und keuchte nur noch, als er sie herumriss und gegen seinen Wagen drückte. Sie hatte ihn schon ein paarmal gereizt erlebt. Aber das war das erste Mal, dass sie ihn wirklich wütend erlebte.
Sein Blick war der energische, wütende Blick eines Mannes, der sich nichts bieten lässt.
»Wir haben herausgefunden, dass ich aggressive Frauen mag – vielen Dank. Ich mag starke
Weitere Kostenlose Bücher