Im Licht des Vergessens: Roman (German Edition)
Toilettenartikel gefunden«, verkündete Harrison. Sein Gesicht, aber auch sein Blick waren nüchtern, als er sie ansah. »Er ist nicht auf der Flucht.«
»Nein.« Sie hörte, wie die zweite Tür mit einem lauten Knall aufgebrochen wurde. »Aber das muss nicht heißen, dass er vorhat, zurückzukommen.«
»Lieutenant?« Ein Mitglied des Spezialeinsatzkommandos trat in die Tür. »Ich glaube, das sollten Sie sich anschauen. Wir haben sein Nest gefunden.«
Als sie durch den Flur lief, gefror ihr das Blut in den Adern. Eine ganze Wand hing voller Fotos. Immer wieder ihr Gesicht, mit jedem nur möglichen Gesichtsausdruck. Fotos, die zeigten, wie sie vor ihrem Haus stand und mit Mrs. Tiffany redete, mit Carly im Park spazieren ging und mit ihrer Mutter auf der Veranda stand.
Die ganze Familie, wahrscheinlich am St. Patrick’s Day. Ein Foto von ihr in Duncans Armen an jenem Abend, als sie auf seinem Boot zu Abend gegessen hatten. Wie sie auf der Bank im Chippewa Park saß. Fotos, wie sie einkaufte, aß, Auto fuhr.
Ihr schauderte, bevor sie wegsehen musste.
An der gegenüberliegenden Wand hing ein großes Halbporträt von Angela. Der Tisch darunter quoll beinahe über vor lauter Kerzen und Vasen mit rosa Rosen. Sie untersuchte die Werkbank, ein langer Tisch, Regale. Darin befanden sich ordentlich aufgereiht ein Laptop, ein Polizeifunkgerät, Chemikalien, Drähte und etwas, das Zeitschaltuhren sein mussten, Klebeband, Schnur und Werkzeuge. Sie entdeckte die Schrotflinte, das Gewehr.
»Er hat seine Handfeuerwaffen mitgenommen.«
»Er besitzt mehrere Perücken, Brillen, falsche Bärte, Schminkutensilien und Modelliermasse«, sagte Liz und gesellte sich zu ihnen. »Kein Tagebuch. Vielleicht finden wir da was.« Sie wies mit dem Kinn auf den Laptop.
»Warum hat er ihn nicht mitgenommen? Warum hat er nicht mitgenommen, was ihm wichtig ist?« Weil sie den Anblick nicht ertrug, kehrte Phoebe der Wand mit den Fotos den Rücken zu. »Er muss seinen Standort gewechselt haben. Er wusste, dass wir irgendwann hier landen würden.«
»Bevor er mit dir geredet hat, konnte er nicht mit Sicherheit wissen, dass wir ihn identifiziert haben«, gab Liz zu bedenken.
»Er war uns immer einen Schritt voraus. Warum hinkt er uns jetzt einen Schritt hinterher? Seine Ausrüstung ist teuer und braucht wenig Platz. Aber er hat sie einfach hier zurückgelassen.«
Sie griff nach einer Kamera, drehte sie um und entdeckte die rosa Rosenknospe. Es war Angelas Kamera.
»Er wollte wiederkommen.«
Vorsichtig legte Phoebe die Kamera zurück. »Das glaube ich nicht. Ich glaube, dass er hier fertig ist und wir genau dort sind, wo er uns haben will. Aber wo ist er?«
Sie ging zu einer anderen Wand, die mit Fotos von Savannah bedeckt war. Banken, Geschäfte, Restaurants, Museen, Außenaufnahmen, Innenaufnahmen.
»Nichts, was er tut, ist umsonst. Alles erfüllt einen Zweck, und wenn er in der Nase bohrt. Also warum hat er diese Fotos gemacht?«
»Und wo sind die anderen?«, fragte Liz sich. »Er hat einige abgehängt – man kann sehen, wo noch andere Fotos hingen.«
»Wenn er die mitgenommen hat, dann weil er sie noch braucht. Er fotografiert Orte, weil diese Orte einen Zweck erfüllen oder zumindest erfüllen könnten. Es sind Ziele. Das sind Digitalaufnahmen, oder?«
Sie drehte sich wieder zum Laptop um. »Wir müssen in seinem Computer nachsehen, die Fotodateien finden und herausbekommen, welche Bilder er mitgenommen hat. Das ist das Ziel.« Ihr Magen knurrte laut, und sie presste eine Hand auf ihren Bauch. »Ich glaube, er hat sich grünes Licht gegeben. Heute. Ich glaube, es soll heute stattfinden.«
Sie sah auf ihre Armbanduhr und bekam Gänsehaut, als sie feststellte, dass es fünf vor elf war. »High Noon. Wir haben noch eine Stunde Zeit, ihn zu finden.«
Duncan steckte die Hände in die Hosentaschen und klimperte mit dem Kleingeld, während die Bauingenieure, der Architekt und Jake zu dem Lagerhaus ausschwärmten. »Wir müssen den Termin verschieben, Phin.«
»Du hast doch den Termin für die Ortsbegehung vereinbart.«
»Jaja, ich weiß, aber das war vorher.«
»Ma macht es garantiert nichts aus, sich eine Weile allein bei dem Juwelier umzusehen, du weißt doch, mit wem du es zu tun hast.«
Duncan zog die Hand aus der Hosentasche, um auf seine Armbanduhr zu sehen. Zehn nach elf. »Vielleicht sollte ich sie anrufen, sie bitten, erst um halb eins zu kommen.«
»Sie ist bestimmt schon unterwegs, erst recht, wenn sie sich vorher
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