Im Licht des Vergessens: Roman (German Edition)
erfahren zu müssen war ein großer Unterschied. »Ich kümmere mich darum.«
»Gut.«
»Er hat mir aufgelauert. Arnie Meeks hat mir aufgelauert und mich zu Boden geworfen.«
Bevor Liz etwas sagen konnte, schob Essie einen Teewagen herein. »Oh, das tut mir leid, ich wusste nicht, dass weiterer Besuch gekommen ist. Wo ist Duncan?«
»Er musste weg, Mama. Das ist Detective Alberta. Meine Mutter Essie MacNamara.«
»Sie haben sich um meine Tochter gekümmert, als sie gestern verletzt wurde. Danke.«
»Gern geschehen. Schön, Sie kennenzulernen, Mrs. MacNamara.«
»Ich hoffe, Sie mögen Kaffee und probieren auch von dem Kuchen hier.« Essie stellte Tassen, Untertassen und Teller auf den Couchtisch. »Ich muss nur noch mal kurz zurück in die Küche.« Sie nahm das Tablett mit der Kaffeekanne, der Sahne und dem Zucker. »Ihr sagt mir Bescheid, wenn ihr noch etwas braucht.«
»Danke, Mama. Detective Alberta, es macht Ihnen doch nichts aus, sich selbst einzuschenken?«
»Nein, Ma’am.« Liz kam ihr zu Hilfe, griff nach der Kaffeekanne und schenkte ein. Sie warf einen kurzen Blick zur Tür, während Essie aus dem Zimmer ging. »Ich dachte, Teewagen wie diesen gibt es nur noch in Filmen oder vornehmen Hotels.«
»Manchmal komme ich mir in diesem Haus auch vor wie in einem Film oder einem Hotel. Sie werden mir jetzt bestimmt erzählen, dass Sie heftige Nachforschungen anstellen, aber noch keine eindeutigen Beweise gegen Arnold Meeks in der Hand haben.«
»Ja und nein. Ich habe mit ihm gesprochen. Er war auf dem Revier und klug genug, das nicht zu leugnen. Er behauptet, während des Angriffs ein paar Sachen aus seinem Spind geholt zu haben.«
»Das war Rache, Liz.«
Sie sah aus dem Fenster wie ihre Mutter vorher, aber anstatt den Regen tröstlich zu empfinden, fühlte sie sich von ihm gefangen. Gefangen in diesem Haus, obwohl es doch noch so viel zu tun gab.
»Ich bin auch schon mit anderen Polizisten aneinandergeraten, wie das eben so ist. Aber nicht in letzter Zeit, und nie so heftig wie mit Mr. Meeks. Ich habe mich gewehrt, ich habe ihn vom Dienst suspendiert und ihm empfohlen, sich psychologisch untersuchen zu lassen. Er wollte mir dafür sofort eins auswischen, ja überlegte sogar, auf mich loszugehen. Das sah ich in seinen Augen, an seiner Körpersprache. Und Sykes auch, der deshalb eingeschritten ist.«
»Ja, ich habe mit Detective Sykes gesprochen, und er hat bestätigt, dass Meeks seinem Gefühl nach an diesem Tag Ärger in Ihrem Büro gemacht hat. Aber dass er ›das Gefühl hatte‹, reicht eben nicht. Ich habe keine Beweise, dass er in diesem Treppenhaus war. Er war auf dem Revier. Und er war wütend auf Sie, das schon. Er hat seinen Polizeibeauftragten benachrichtigt, und er weiß, dass sein Vater hinter ihm steht, der großen Einfluss hat. Können Sie mir nicht noch mehr sagen, und sei es noch so unwichtig?«
»Ich habe Ihnen alles gesagt, was ich weiß.«
»Dann gehen wir das Ganze noch einmal von vorn durch. Nicht nur den Angriff, sondern alles, nachdem Sie an jenem Morgen aus dem Haus gegangen sind.«
Phoebe wusste, wie das funktionierte. Jede Wiederholung der Geschichte konnte ein weiteres Detail zutage fördern, und das konnte wiederum eine entscheidende Wende bei den Ermittlungen herbeiführen.
Sie ging noch mal alles durch.
Sie erinnerte sich, mit welchen Officers und Detectives sie gesprochen, was sie getan hatte. Alles reine Routine, dachte sie. Ein ganz normaler Montagmorgen.
»Nach meinem Gespräch mit dem Captain nahm ich die Treppe zu den Unterrichtsräumen.«
»Sie nehmen immer die Treppe.«
»Ja, das ist so eine Angewohnheit von mir.«
»Sind Sie stehen geblieben, haben Sie sich mit irgendjemandem unterhalten?«
»Nein … Doch. Ich bin kurz zu meiner Sekretärin und habe ihr gesagt, dass ich nach unten gehen würde, um meinen Unterricht zu halten. Moment mal.« Phoebe stellte ihren Kaffee ab, lehnte sich zurück und schloss die Augen. Sie versuchte sich wieder an alles zu erinnern. Daran, wie sie mit schnellen Schritten ihr Büro verlassen und den Büroraum ihrer Einheit durchquert hatte.
»Sie hat mich eine Minute aufgehalten, mit mir geplaudert, aber nichts, was dringend gewesen wäre – obwohl sie wusste, dass ich schon ziemlich spät dran war. Ich hab mir nichts dabei gedacht und war höchstens ein wenig genervt, weil ich unter Zeitdruck stand und sie wusste – oder es zumindest hätte wissen müssen -, dass der Unterricht auf mich wartete.«
»Wer ist Ihre
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