Im Licht des Vergessens: Roman (German Edition)
Ihren Mandanten dabei ertappt haben, wie er ihrer Meinung nach Lieutenant MacNamara in ihrem Büro bedrohte.«
»Meinungen sind Meinungen und keine Fakten.«
»Arnie, wissen Sie noch, weshalb Sie letzten Donnerstag in Lieutenant MacNamaras Büro waren?«
»Natürlich. Nachdem sie die Verhandlung mit einem Geiselnehmer in den Sand gesetzt hatte, wollte sie ihren Arsch retten, indem sie mich vom Dienst suspendierte.«
»Wirklich?« Liz sah Phoebe mit großen Augen an. »Meine Güte, wenn das stimmt, kann Ihnen Ihr Verhalten niemand übel nehmen. Aber sehen wir uns doch mal ein paar Aussagen und Berichte zu dieser Verhandlung an – die Sie übrigens zuerst führten -, nur um uns einen Überblick zu verschaffen. Hmmmm. Der Beamte forderte keine Verstärkung an. Der Beamte schrieb kein Protokoll …, aber es kommt noch besser: Der Beamte provozierte den Geiselnehmer. Bemerkenswert ist auch, dass Officer Meeks sogar versuchte, MacNamaras Kontaktaufnahme zu dem Geiselnehmer zu behindern.«
Arnie kippelte mit seinem Stuhl hin und her. »Sie kann schließlich schreiben, was sie will. Aber deswegen muss es noch lange nicht die Wahrheit sein.«
»Fakt ist, dass diese Aussagen alle von Zeugen stammen – von Zivilzeugen ebenso wie von Polizeizeugen. So gesehen weist alles daraufhin, dass Sie die Sache in den Sand gesetzt haben, Arnie.«
»Ich hatte die Situation unter Kontrolle, bis sie gekommen ist.«
»Sie hätten also nur noch etwas mehr Zeit gebraucht, um die Angelegenheit in Ordnung zu bringen, und die wollte sie Ihnen nicht geben.« Liz nickte mit gespitzten Lippen. »Der Typ schießt sich das Hirn weg, und Sie werden dafür verantwortlich gemacht. Danach suspendiert Sie die Schlampe auch noch. Da wäre ich auch ganz schön wütend. Kein Wunder, dass Sie Rachegefühle hegten.«
Arnie grinste und hinderte seinen Anwalt mit einer Geste, sich einzuschalten. »Ach, sie denkt, sie muss mich nur beleidigen, damit ich etwas Falsches sage.«
»Ich frage mich gerade, wie Ihre Frau das eigentlich alles sieht. Wie sie es findet, dass Sie mit Annie Utz rumgemacht haben, zum Beispiel.«
Sein Grinsen wurde nur noch breiter. »Annie ist süß, aber dumm wie Bohnenstroh. Ich habe mit ihr geflirtet, das gebe ich gerne zu. Wie jeder Mann in meiner Einheit. Aber als sie mich angemacht hat, habe ich ihr klar zu verstehen gegeben, dass das nicht geht. Ich muss wohl ihre Gefühle verletzt haben, wenn sie mir das jetzt mit dieser Räuberpistole heimzahlen will. Oder aber man hat sie gezwungen, zu lügen.«
Phoebe sah Liz an. »Dieser Mann ist ausschließlich von Lügnern und Schlampen umgeben. Da grenzt es fast schon an ein Wunder, wie er den Tag durchsteht. Annie lügt also, wenn sie sagt, dass Sie beide eine sexuelle Beziehung hatten?«
Er grinste breit und wackelte mit dem Zeigefinger. »Ich hatte niemals Sex mit dieser Frau.«
»Süß«, bemerkte Liz. »Und ziemlich bewundernswert, wenn man bedenkt, dass sich die Beziehung laut Annie nur auf Oralsex beschränkt hat. Da scheinen die Grenzen wohl fließend zu sein. Sie sagten, sie habe Sie angemacht, was ich auch sehr interessant finde. Sie hat nämlich genau dasselbe von Ihnen erzählt. Sie haben ihr gegenüber behauptet, Lieutenant MacNamara habe Sie angemacht. Und als Sie sie, moralisch wie Sie sind, zurückgewiesen haben, sann sie auf Rache. Meine Güte, Sie Ärmster, die Frauen machen Ihnen das Leben ja regelrecht zur Hölle. Ich selbst muss mich auch schwer zurückhalten, Sie im Moment nicht anzubaggern.«
»Wenn Sie so weitermachen, Detective«, warnte sie der Anwalt, »ist dieses Verhör schnell beendet.« »Ich möchte nur auf ein typisches Verhaltensmuster hinweisen. Sie waren am Montagmorgen zwischen neun und zehn auf dem Revier, Officer?«
»Das stimmt. Ich wollte ein paar Sachen aus meinem Spind holen.«
»Und dafür brauchten Sie eine ganze Stunde?«
»Ich habe mich verquatscht. Ich bin schließlich Polizist«, sagte er gereizt. »Das ist mein Department. Ich sollte eigentlich hier sein und meinen Job machen. Und das würde ich auch, wenn diese verfickte Schlampe nicht wäre.«
»Jetzt ist sie also nicht nur eine Schlampe, sondern auch noch eine verfickte Schlampe, die Sie angemacht hat.«
»Ich sagte ja schon, ich scheue mich nicht, die Dinge beim Namen zu nennen.«
»Aber es war Annie, die gesagt hat, Lieutenant MacNamara habe Sie angemacht.« Liz lächelte freundlich, während Arnie zunehmend verärgert wirkte. »Ich fürchte, Sie verstricken sich gerade
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