Im Licht des Vergessens: Roman (German Edition)
denkt, ihr könnt mich alle mal. Jemand, der glaubt, er kann sich alles erlauben. Es war ihm alles scheißegal, dachte Phoebe.
Als sie sich wieder daran erinnerte, wie seine Hände in sie eingedrungen waren, drehte sich ihr beinahe der Magen um. Ihr war das alles viel zu wenig egal.
»Lieutenant.« Liz betrat mit einer großen, extrem dürren Brünetten den Raum. »Assistant District Attorney Monica Witt, Lieutenant Phoebe MacNamara.«
»Lieutenant.« Monica gab Phoebe die Hand. »Wie geht es Ihnen?«
»Besser, danke. Ich nehme an, Sie verfolgen den Fall?«
»Wenn er vor Gericht kommt. Wir haben Annie Utz’ Aussage und konnten nachweisen, dass von ihrem Telefon um neun Uhr achtundfünfzig telefoniert wurde. Aber es war uns leider nicht möglich, die Nummer zurückzuverfolgen. Wir haben keinerlei Beweise, die Meeks eindeutig mit dem Überfall in Verbindung bringen.«
»Aber Sie haben ein Motiv. Und Sie kennen seine Drohungen mir gegenüber.«
»Mein Chef will deutlich mehr, um einen Polizisten wegen eines Gewaltüberfalls inklusive sexuellen Missbrauchs einer Kollegin anzuklagen. Wenn Sie mir weitere Beweise bringen, werde ich ihn anklagen.«
Zwei Männer kamen herein. Phoebe erkannte Liz’ Lieutenant und nickte ihm zu. Den zweiten identifizierte sie aufgrund der großen Ähnlichkeit sofort als Arnie Meeks’ Vater. Er hatte ein breiteres Kreuz als sein Sohn, ein markanteres Kinn und einen stählernen Blick.
»Lieutenant Anthony und Sergeant Meeks werden ebenfalls zusehen.«
»Dann fangen wir mal an.« Liz ging zur Tür und hielt sie auf, Phoebe folgte ihr.
»Wenn mein Junge aus dieser Sache raus ist«, sagte Sergeant Meeks, während er Phoebe den Weg verstellte, »und seine Suspendierung aufgehoben wurde, bin ich noch lange nicht fertig mit Ihnen, Lieutenant MacNamara.«
»Sergeant, Sie sind nur hier, weil wir Ihnen einen Gefallen tun. Bitte übertreiben Sie es nicht.«
Phoebe machte auf dem Weg zum Verhörraum einen großen Bogen um ihn.
»Wie der Vater, so der Sohn«, murmelte sie in sich hinein.
»Ich leite das Verhör«, ermahnte Liz sie.
»Das haben wir bereits besprochen.«
»Ich meine ja nur.« Sie öffnete die Tür und ging hinein.
Arnie würdigte Liz keines Blickes. Seine Augen waren ausschließlich auf sie gerichtet und ließen sie nicht mehr los.
»Also, Leute.« Liz lächelte entspannt und nickte dem Trio am Tisch zu. Sie stellte das Aufnahmegerät an, füllte das Formular aus und las Arnie seine Rechte vor. »Haben Sie das verstanden, Officer Meeks?«
»Ich hab den Sermon schon oft genug selbst aufgesagt, also sollte ich das wohl.«
»Ist das ein Ja?«
»Ja, ich kenne meine Rechte. Sollten Sie nicht lieber mit einem Eisbeutel und ein paar Schmerztabletten im Bett liegen?«, fragte er Phoebe.
»Arnie.«
Arnie beachtete die leise Warnung seines Anwalts nicht.
»Ich staune über Ihre Besorgnis, Arnie«, hob Liz an. »Soweit ich weiß, sind Sie nicht gerade ein Fan von Lieutenant MacNamara.«
»Ich finde nicht, dass sie eine gute Polizistin ist. Eigentlich ist sie ja auch keine, wenn man bedenkt, dass sie bloß redet.«
»Wenn Sie nichts dagegen haben, werden wir später noch auf Ihre Definition einer guten Polizistin zurückkommen.« Liz lächelte ungerührt weiter. »Sie und Lieutenant MacNamara hatten in letzter Zeit einige Auseinandersetzungen. Stimmt das?«
»Mein Mandant legt Wert auf die Feststellung, dass er und Lieutenant MacNamara unterschiedliche Vorstellungen vom Polizeiberuf haben. Aber das ist noch lange kein Grund, eine Vorgesetzte körperlich anzugreifen. Der Mangel an Beweisen …«
»Wir leiten hier das Verhör«, sagte Liz. »Wir wollen uns nur einen Überblick über die Fakten verschaffen. Arnie, Sie mögen Lieutenant MacNamara nicht besonders. Kann man das so sagen?«
Arnie behielt sein dreckiges Grinsen bei, mit dem er Phoebe bedachte. »Ja, das kann man so sagen.«
»Haben Sie Lieutenant MacNamara bei Gelegenheit eine Schlampe genannt?«
»Ich scheue mich nicht davor, die Dinge beim Namen zu nennen.«
»Also ist sie eine Schlampe?« Als Arnie die Achseln zuckte, nickte Liz. »Sie haben also kein Problem damit, eine Vorgesetzte als Schlampe zu bezeichnen? Und auch nicht damit, ihr zu drohen, als sie Sie mit einer Disziplinarmaßnahme bestraft hat?«
»Was die Drohung anbelangt, liegt uns nur die Aussage von Lieutenant MacNamara vor«, unterbrach sie der Anwalt.
»Sie …«, Liz ging ihre Akten durch, »… und die Aussagen von zwei Detectives, die
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