Im Mittelpunkt Yvonne
Sie das denn nicht kapieren? Sie kam doch wieder! Nicht mal verletzt war sie. Ach, es war schrecklich, sich so zu irren! Amanda hätte sich bös was einbrocken können.«
»Sie wollte die Polizei benachrichtigen, ja?« fragte ich.
Oscar Boswells Schweigen genügte mir als Bestätigung.
»Was hatte er denn ins Auto gepackt?« fragte ich seine Frau. Die Antwort gab wieder er: »Bloß zusammengerollte Decken. Amanda glaubte aber damals, es sei etwas anderes.«
Ich blickte sie scharf an. »Sie konnten ihn sehen?«
»Ich sah ihn, ja. Sah ihn Decken ins Auto packen und abfahren.«
»Und er kam zurück?«
»Ja.«
»Wann?«
»Um... oh, ungefähr drei Stunden später.«
»Sie haben so lange gewartet und aufgepaßt?«
»Nein, nein, ich war wieder zu Bett gegangen«, erwiderte sie. »Mein Mann hat gehört, wie er zurückkam.«
»Ich habe einen leichten Schlaf«, erklärte Oscar Boswell.
»Also, Sie hörten ihn zurückkommen?« fragte ich.
»Wie der Wagen aufs Grundstück fuhr, ja.«
»Und dann?«
»Tja, dann weiß ich eigentlich weiter nichts. Ich sah hinüber. In einem Zimmer brannte Licht, das wurde dann ausgeschaltet, und er ging offenbar zu Bett. Ich legte mich auch wieder schlafen. Diese Sachen gehen uns ja gar nichts an. Wir gehören nicht zu der Sorte Nachbarn, die Stunk machen.«
»Aber am nächsten Morgen sprachen Sie mit Wells?«
»Ja, gesprochen habe ich mit ihm.«
»Worüber denn?«
»Ich fragte ihn nach seiner Frau. Ob sie vielleicht gestürzt sei und sich verletzt habe «
»Und was antwortete er?«
»Er lachte mich aus und sagte, sie hätte sich entschlossen, Verwandte in Sacramento zu besuchen, und er hätte sie zur Stadt ’reingefahren und sie an einen Nachtomnibus gebracht. Er sei gegen diese Reise gewesen, weil sie doch eben erst eingezogen waren und es für sie noch allerhand zu tun gab. Deswegen hätten sie sich verkracht. Sie hatte ihren Handkoffer schon gepackt, sagte er, und er habe ihr erneut verboten zu fahren, aber sie blieb dabei. Der Koffer lag auf einem kleinen Tisch, und als sie beide nach ihm griffen, sei der Tisch umgekippt und der Koffer auf den Fußboden gefallen. Und da hätten sie beide gelacht und es komisch gefunden, daß sie aus so geringem Anlaß in Streit geraten waren. Es war ihre erste Zankerei, und er hätte dann nachgegeben und sie zum Bus gebracht. Sie hat einen Handkoffer und ein schweres Bündel mitgenommen, sagte er. Geschenke für ihre Verwandten.«
»Und weiter?« fragte ich.
»Mir genügte die Erklärung«, erwiderte Boswell, »aber Amanda genügte sie nicht. Sie wollte reden. Ich warnte sie, sie wäre wohl verrückt, sich den Mund zu verbrennen. So haben wir geschwiegen. Wir leben, wie es uns behagt, und dasselbe Recht haben unsere Nachbarn auch. Mag ja sein, daß sie sich gestritten haben. Ob der Koffer nun vom Tisch gefallen ist oder nicht, das hat doch uns nicht zu interessieren.«
»Und dann kam Mrs. Wells zurück?«
»Jawohl. Nach vier Tagen kam sie wieder «
»Haben Sie sie da gesehen?« fragte ich Mrs. Boswell.
Auch jetzt gab die Antwort ihr Mann: »Als sie zurückkam, machte der Zeitungsfotograf Aufnahmen von ihr. Wir wußten aber da noch nicht, aus welchem Grunde. Das lasen wir erst nachher in der Zeitung.«
»Sie sahen auch ein Bild von ihr in der Zeitung, ja?«
»Ja.«
»Ein gutes Bild?«
»Fast nur Beine.«
»Hat sie rotes Haar?«
»Ja, ganz recht, rotes. Sie ist klein, hat aber eine schöne Figur und versteht sich sehr hübsch und sehr modern zu kleiden.«
»Haben Sie sie denn nicht aufgesucht und ihr zu dem Glücksfall gratuliert?«
»Meine Frau hat das getan.«
»Selbstverständlich!« bekräftigte Mrs. Boswell.
»Wann war das denn?«
»Tags darauf, nachdem die Neuigkeit bekannt war.«
»Sie war gewiß aufgeregt, wie?« fragte ich.
»Worüber denn?«
»Na, daß sie Geld und Grundbesitz erbte.«
»Es ist ja sehr wenig«, sagte Amanda Boswell. »Das Land liegt in einer Wüste, wo sich nicht mal Karnickel ernähren können. Mit dem Geld ist es ja was anderes.«
»Sie hat sich darüber mit Ihnen unterhalten?«
»O ja!«
»Sie waren also zu Besuch bei ihr?«
»Ich sprach mal vor.«
»In ganz freundschaftlicher Weise?«
»Sehr freundschaftlich, ja.«
Oscar Boswell sagte nervös: »Da sehen Sie, Mr. Lam, was für Scherereien daraus hätten entstehen können, daß man bei einem Ehekrach hineingehorcht hat. Ich muß bedauern, daß Ihnen überhaupt dies alles zu Ohren gekommen ist. Wenn Sie nicht zufällig die deutsche
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