Im Mittelpunkt Yvonne
bedächtig. Ich möchte sichergehen, daß Mrs. Raleigh uns recht genau und lange genug beobachten kann.«
»Seien Sie unbesorgt, das hat sie schon längst getan«, sagte >Mrs. Wells<. »Dieses Weib versteht im millionsten Teil einer Sekunde genug zu erspähen. Die weiß jede Kleinigkeit von der gesamten Nachbarschaft.«
»Also schön, gehen wir.«
Wir schlossen die Haustür ab, und sie schritt mit mir zum Wagen. Kurz bevor wir einstiegen, drehte ich mich zu ihr um und redete mit großem Wortschwall auf sie ein, wobei ich mit den Händen gestikulierte, als hätte ich Mühe, ihr etwas klarzumachen.
Wir markierten gut. »Überlegen Sie doch mal«, sagte ich, »mit der Unterschrift auf den Scheck verschenken Sie doch nicht Ihr ganzes Leben! Seien Sie kein Spielverderber und geben Sie sich einen Ruck. Eine Million Dollar können Sie mir doch schenken, wie?«
Sichtlich zögernd, entgegnete sie: »Na ja, wenn Sie’s mir so vorschlagen, Mr. Lam, finde ich selbst, daß es eine Schande wäre, wenn ich bei meinem großen Reichtum gerade Ihnen nichts abgeben würde.«
»Ich bin wirklich der Ansicht, daß Sie dazu verpflichtet sind.«
Mit einem versteckten Lachen in den Augen sah sie mich an. »Gewiß, ja, aber jeder ist sich selbst der Nächste, Mr. Lam. Was soll ich jetzt noch markieren?«
»Kommen Sie näher.«
Sie stand nun so dicht bei mir, daß ihr Haar ein wenig mein Gesicht streifte und ich die Wärme ihres Körpers spürte.
»Ganz so nah nicht«, sagte ich.
»Oh, ich dachte, Sie meinten >näher<«, sagte sie, indem sie ein wenig zurücktrat.
»Meinte ich auch.«
»Ich dachte, mit >näher< meinten Sie >dicht<.«
»Na schön, also kommen Sie dicht ’ran.«
»So, jetzt bin ich’s.«
»Ja, gut so«, sagte ich. »Nun springen Sie in den Wagen, wir haben noch verschiedene Fahrten zu machen.«
»Kann losgehen.«
Ich fuhr sie zur Agentur. Als wir eintraten, sprang Berthas Tür unheilverkündend auf. Bertha wollte etwas sagen, unterließ es jedoch, als sie sich Miss Warren richtig angesehen hatte.
Hinter mir öffnete sich die äußere Tür. Ein kleines Männchen glitt ins Zimmer und sagte in einem Atemzug: »Mr. Donald Lam, wollen Sie mal einen Moment hersehen?«
Ich wandte mich um. Das Männchen drückte mir ein paar Papiere in die Hand und sagte: »Abschrift der Vorladung und Klage in Sachen Wells gegen Cool & Lam, Ihr Exemplar als Privatbeklagter und eins als Beklagter in der Firma.«
Beinah ebenso schnell, wie er hereingehuscht war, verschwand er wieder.
Bertha musterte Wanda Warren vom Kopf bis zum Fuß, während Miss Warren sie mit kühler Neugier betrachtete.
»Nun brat’ mir einer ’n Storch«, murmelte Bertha vor sich hin.
Ich hob die Brauen.
»Wenn du etwas machst, dann gründlich, was, Donald?« sagte sie spitz.
»Was denn?« fragte ich.
Bertha machte schroff kehrt, ging in ihr Privatbüro zurück und knallte die Tür zu.
Ich nahm Miss Warren mit in mein Büro und stellte sie Elsie Brand vor, zu der ich sagte: »Können Sie diese junge Dame eine Weile aus der Kampfzone halten, Elsie?«
Nun musterte Elsie Miss Warren so gleichgültig-kalt wie der Viehhändler einen Ochsen, den er an den Fleischer verkaufen will.
»Ja«, sagte sie nur.
Ich begab mich zu Bertha hinüber.
»Wo hast du die denn auf gegabelt?« fragte Bertha, als ich eintrat.
»Engagiert habe ich sie«, gab ich zurück.
»Engagiert? Die?«
Ich nickte.
»Für was?«
»Für Geld.«
»Du zahlst ihr Geld aus?«
Wieder nickte ich.
Berthas Zorn begann sichtlich zu steigen. »Wie soll ich das verstehen, daß du sie >engagiert< hast.«
»Eben daß ich sie engagiert habe.«
»Von unserem gemeinsamen Geld?«
Ich nickte noch einmal.
»Du bringst mich noch ins Irrenhaus!« tobte Bertha. »Hast du es vielleicht nötig, eine Frau extra zu >engagieren Auf dich fliegen doch diese verflixten lackierten Lärvchen alle beim ersten Blick. In meinen Augen bist du ja bloß ein Gnom. Wenn
ich dreißig Jahre jünger wäre und mir einem Mann kapern wollte, würde ich dich bestimmt nicht zweimal anschauen, und dabei hast du ein unglaubliches Sortiment von kessen Puppen, die dir ihr Herz auf dem Präsentierteller bringen. Und nun kommst du mit dieser Portion hier an und erzählst mir, die hättest du engagiert!«
»Diese ist auch eine besondere Portion«, sagte ich.
»Inwiefern?«
»Sie wird Mr. Lawton C. Corning in unsere Agentur zurückbringen.«
»Hast du einen Vogel?« sagte Bertha und tippte sich an die Stirn. »Nicht für
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