Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx
mehr aus Stein. Die Spitze trat blutig aus der Brust wieder aus.
Überrascht berührte der Zauberer mit den Fingern den Stahl. Kein Laut kam über seine Lippen. Er wollte sich umdrehen, aber Borija stieß ihn mit der Schulter an, sodass er nach vorn kippte. Borija zog die Waffe wieder heraus und schlug Kirus den Kopf ab.
Über dem Hauptmann schwebte die Wolke. Sie zog sich zusammen, bildete Hörner, dann den Kopf eines Stiers. Die Nebelgestalt glitt die Treppe hoch, und Swetja hörte sie flüstern.
»Ich habe den anderen Reinen hierher geführt. All die Jahre, und das neue Volk verändert sich. Meine Brüder werden beraten. Aber ihr, vergesst nicht, dass ihr frei seid. Haltet diese Freiheit fest und nutzt sie weise.«
Mit diesen Worten verblasste der Geist der Stiergestalt. Swetja blieb mit Borija allein auf der Treppe zurück. Doch Augenblicke später rannten zwei seiner Dragoner atemlos durch den Flur herbei.
Borija stocherte mit der Klinge an dem toten Zauberer herum.
Langsam kam Swetja wieder zu sich. Sie stolperte die Treppe hinab auf den Hauptmann zu. »Aber Ihr …«, stammelte sie. »Woher kommt Ihr? Ich dachte …«
Borija nickte. »Wir hatten Verluste«, sagte er. »Dieser Bursche hat sich geschützt mit einer Haut aus Stein. Kein Durchkommen. Wir mussten uns zurückziehen, und wir haben Euch gesucht.« Kein Vorwurf, nur eine Feststellung. Borija klang ein wenig müde, aber irgendwie zufrieden, jetzt, da alles gut ausgegangen war.
»Und ich fürchte«, fuhr er fort, »er hat derweil nach uns gesucht.« Er stocherte wieder nach dem Zauberer. »Dieses Haus ist ein Irrgarten.«
»Aber Ihr habt mich gefunden«, stellte Swetja fest. »Ihr habt mich abermals gerettet.«
Borija zuckte die Achseln. »Ich hatte eine Eingebung. Ein Geist ist mir erschienen und hat mich hergeführt.« Er kratzte sich am Kopf und sah Swetja an, als könnte sie ihm das alles erklären.
»Ihr hättet nicht so hastig loslaufen sollen, Hauptmann«, wandte einer seiner Männer ein. »Das sah nach Magie aus, und Magie in diesem Haus, das riecht nach einer Falle.«
»Hm«, sagte Swetja. »Ich bin froh, dass Ihr so schnell da wart. Diese Geister … Anisja meinte, es könnten die Geister des Waldes sein.«
»Anisja?« Borija schaute ratlos drein. »Geister des Waldes?«
»Anisja ist eine Magd, die ich hier getroffen habe«, erklärte Swetja. »Sie hat mir sehr geholfen, aber gerade ist sie davongelaufen. Und diese Waldgeister, soweit ich es verstanden habe, sind gekommen, um Kirus aufzuhalten, bei seinem Zauber oder warum auch immer. Aber er hat sie versteinert wie alle anderen auch. Das sind diese anderen Kreaturen, die überall stehen.«
»Und Ihr habt sie befreit und den Zauberer wieder zu einem sterblichen Menschen gemacht?«, sagte Borija. »Nun, dann habt Ihr eher uns gerettet, dewa Swetjana. Auch wenn am Ende noch ein Stoß mit dem Säbel dazukommen musste.«
Swetja errötete. »Ich … Ich weiß nicht. Ich habe eine dieser Geisterstatuen auf Kirus geworfen. Vielleicht ist der Zauber da gebrochen. Vielleicht habe ich auch nur den Geist befreit, als der Kristall zerborsten ist, und der hat dann den Zauber gestört, damit wir Kirus besiegen konnten. Der Geist hat übrigens noch etwas gesagt, bevor er verschwunden ist. Habt Ihr es gehört?«
Borija zuckte die Achseln. »Der Geist hat mir so manches zugeraunt. Verstanden hab ich das wenigste davon. Gerade genug, um rechtzeitig hier zu sein und meinen neuen Säbel zu erproben.«
»Er sagte, dass wir frei sind …«, murmelte Swetjana nachdenklich.
»Er wollte uns wohl daran erinnern, wer uns von diesem Zauberer befreit hat. Ich fürchte, selbst ein Geist ist sich nicht zu schade, eine Gegenleistung zu fordern, wenn er uns wieder über den Weg läuft.« Borija schüttelte den Kopf. »Was mich betrifft, sind wir quitt mit ihm. Ihr habt den Geist befreit, wenn ich recht verstanden habe, und er hat dann uns geholfen. Jetzt soll er wieder in seinem Wald verschwinden, und gut ist. Waldgeister, puh!«
Borija schaute auf den Zauberer. »Wir müssen uns überlegen, was wir aus diesem Durcheinander machen.«
Swetja folgte seinem Blick. Kirus lag ausgestreckt auf den Stufen, und aus seinem Halsstumpf und dem abgetrennten Kopf rann das Blut in einer großen Lache die Treppe hinab.
»Das war also der Weise, von dem Ihr gehört hattet. Der Mystiker, der uns zum Ziel der Reise bringen sollte.«
Borija nickte. »Sieht wohl so aus«, knurrte er widerstrebend.
»Und jetzt wollt Ihr es
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