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Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx

Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx

Titel: Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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nun für die Götter streiten oder gegen sie, das kann niemand unterscheiden, so hat Tafib es mir erklärt. Aye, das ist lange her, und er hat recht behalten. Diese Bewahrer haben geglaubt, sie könnten die Welt retten. In Wahrheit hat ihre Maschine die alten Götter zurückgebracht.
    Wenn Halime eine von ihnen ist, mag es auch ihr Schicksal sein, den alten Göttern zu dienen.«
    »Pah, Schicksal«, sagte Swetja. »Die Sterne zeigen uns nur die Kräfte, die auf uns wirken. Doch wir können immer versuchen, sie in die richtige Richtung zu lenken. Obwohl …« Swetja sah sich in ihrem Kerker um und sprach leiser weiter. »Obwohl es schwer ist für einen Menschen, solche Kräfte zu lenken.«
    »Eh, Gontas.« Mart war aufgestanden und schlenderte zu ihnen. »Zu spät für Geturtel. Es ist hell geworden, und irgendwas passiert gleich.«
    Tori zog die Riemen fest, die ihre Klinge am Armstumpf hielten. Dann folgte sie ihrem Gefährten. »Oder die Jammer vergessen’s einfach, dass wir hier sind, und lassen uns verhungern. Aber gut siehst du wieder aus, du! Hast wohl was viel Geplärr gemacht um deine kleinen Schrammen gestern, hm?«
    Gontas stand auf. »Ich bin …« Er verstummte.
    Was sollte er sagen? Dass er eine Wiedergeburt Sardiks war, dem Gott des Krieges? Er schnaubte verächtlich bei diesem Gedanken. Große Worte für einen halb nackten Mann in einem Kerker. Die Worte eines Verrückten.
    Sollte er erzählen, dass er die Scherbe eines abtrünnigen alten Gottes in sich trug, weitergereicht durch die Generationen über den Abgrund der Zeit? Dass er in Wahrheit ein Verwandter dieser Dämonen war, die sie hier gefangen hielten? Na, damit würde er gewiss das Vertrauen seiner Gefährten gewinnen!
    Also schwieg er von seinen Visionen.
    Was machte das schon? Es änderte nichts an dem, was er zu tun hatte. Und er war immer noch Gontas! Vom einstigen Bezwinger der alten Götter war allenfalls ein Splitter geblieben. Ein abgenutzter Geist, der niemanden in Besitz nehmen konnte. Gontas fühlte nicht einmal die Anwesenheit von etwas Fremden in seinem Inneren! Da waren nur ein paar flüchtige Erinnerungen, die vielleicht nützlich sein mochten. Und wenn Sardiks Geist dafür sorgte, dass sein Körper schneller heilte, besser heilte – nun, dann würde er das Geschenk einfach annehmen und keinen weiteren Gedanken daran verschwenden.
    Gontas wickelte den Verband von seinem Bauch. Dort, wo Tarukan einen Muskelstrang herausgenommen hatte, gab es eine deutlich sichtbare Mulde unter der Haut. Aber die Einschnitte waren verschwunden, ohne irgendeine Spur zu hinterlassen, und die übrigen Muskeln spielten geschmeidig ineinander. Nichts schmerzte, nichts behinderte ihn. An den Armen und Beinen sah es ähnlich aus.
    Tori sah ihm fasziniert zu. Mit einem Finger stocherte sie in der Mulde an seinem Bauch. »Hm, krass, du!«
    Mart sah gelangweilt zu. »Also, was ist? Fertig hier?«
    »Oh ja.« Gontas lächelte. »Besser, als ich gedacht hätte. Jetzt müssen wir nur noch hier heraus, und dann …«
    »Hörste: nur noch !« Tori zwinkerte spöttisch.
    »Ich wäre schon froh, wenn uns jemand ein Frühstück bringen würde!« Swetja seufzte. Ihr Magen knurrte vernehmlich.
    »Ja, das wär ein guter Anfang!« Mart klang begeistert. »Hört zu: Wenn jemand uns was zum Hacheln bringt, oder wer immer sonst die verfluchte Tür aufmacht, dann müssen wir bereit sein. Ich und Tori, wir stellen uns links und rechts von der Tür. Gontas …«
    Das Schloss klickte. Die Tür schwang auf. Sie standen alle vier in der Mitte des großen Raums. Mart schaute zum Ausgang und sah unglaublich dumm aus dabei.
    »Borija!«, rief Swetja. Sie machte einen halben Schritt in seine Richtung, stutzte und wich hinter Gontas zurück.
    Der Hauptmann aus Modwinja war allein gekommen.
    »Also gut«, knurrte Mart. »Es geht auch so. Du hättest wirklich ein paar Freunde mitbringen sollen, wenn du welche hast, verfluchter Verräter.« Er griff nach seinem Schwert und fasste ins Leere, nicht zum ersten Mal, seit die Dämonen ihn entwaffnet hatten.
    Borija zog den Säbel und streckte ihn in den Raum. Er wirkte unruhig. »Hört zu, ich will keinen Ärger …«
    »Ärger? Wer spricht von Ärger, hm?« Tori kam in einem Bogen auf ihn zu. Sie hob die lange Sichelklinge an die Lippen und lächelte. »Will dir nur mal ’ne Hand reichen, du!«
    Mart nahm ihn von der anderen Seite in die Zange.
    Borija trat in den Flur zurück. Er fasste an die Tür. »Einen Schritt näher, und ich mach

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