Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx

Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx

Titel: Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
Vom Netzwerk:
weniger Waffen gab, die Gontas parieren musste.
    Mart und Tori folgten ihm. Tori tauchte unter dem Stab des Bewahrers hindurch. Sie rutschte auf dem Hintern auf ihn zu, schlitzte ihm mit der Sichel den Unterarm auf, rammte ihm den Dolch in den Fuß, trat ihm die Beine weg und zog ihm die Sichelklinge durch die Leiste. Der Mann kippte auf sie zu, Tori sprang auf und ließ ihn über ihre Schulter rollen. Mart stand schon hinter ihr und empfing ihn mit dem Schwert.
    Die drei Menschen stachen und schnitten, sie traten und stießen und hackten. Die grässlichen Wunden hätten jeden anderen Gegner im Nu ausbluten lassen. Bei den Geschöpfen aus Gehenna rannen nur ein paar schleimige Fäden aus dem Leib. Trotzdem war der Gang bald voll von zuckendem Fleisch, und die verstümmelten Überreste konnten kaum noch Schaden anrichten.
    Gontas lief hinter dem letzten Gegner her, der zu fliehen versuchte. Mart und Tori blieben auf dem schlüpfrigen Schlachtplatz und hackten auf alles ein, was sich am Boden bewegte.
    Als Gontas zurückkam, war es stiller geworden.
    Mart atmete schwer und stützte sich auf sein Schwert. »Götter, pah!«, stieß er hervor. »Haben wir ihnen Respekt beigebracht, eh? Ist harte Metzgerarbeit mit denen, aber am Ende sterben sie doch. Hab ich schon härtere Brocken erlebt.«
    »Ja«, sagte Gontas. »Aber es sind viele. Der nächste Trupp wird gleich hier sein. Ich hab sie rufen hören.«
    »Dann sollt’n wir machen, dass wir rauskommen, hm.« Tori erkannte den Gang wieder. Hier waren sie am Tag zuvor mit den Modwinjern durchgekommen, und sie erinnerte sich daran, wo der Zugang lag. »Der Weg ist frei zur Tür.«
    Tori wollte Richtung Eckturm laufen. Gontas hielt sie zurück. »Warte«, sagte er. »Nicht dort entlang. Zurück in den Keller.«
    »Was?« Mart fuhr auf. »Bist du verrückt, Buschläufer?«
    Gontas zog Tori auf das Treppenhaus zu, aus dem sie gekommen waren. Mart hielt sie fest. Sie schwankte unschlüssig zwischen den beiden Männern.
    »Sie sind uns dicht auf den Fersen. Selbst wenn wir zum Ausgang kommen, stehen wir auf dem Gipfel ohne Deckung da. Und dort werden sie zuerst nach uns suchen.«
    »Also meinste, dass wir gleich freiwillig ins Loch zurückgehen?«, sagte Mart.
    »Nein«, erwiderte Gontas. »Ich kenne einen anderen Ausgang. Unten.«
    »Eh?« Mart sah ihn ungläubig an.
    Tori schüttelte Marts Hand ab und folgte Gontas. »Dann ma schnell, du«, sagte sie. »Wenn wir noch lang hier herumstehn, packen se uns gleich. Dann is auch egal, wo wir hinrennen.«
    Mart kam notgedrungen mit, aber er redete auf Gontas ein, als sie die Stufen hinabliefen. »Woher?«, fragte er. »Was kennst du dich plötzlich so gut aus hier drin?«
    »Ich …« Gontas stockte. »Das gehört zu den Dingen, die die Königin mir erklärt hat.«
    Das war nicht einmal gelogen, zumindest konnte Gontas nicht sicher sein, dass es anders war. Dieses Wissen, das mit einem Mal in seinem Kopf erwachte, es fühlte sich an wie die Erinnerung an ein früheres Leben, als wäre er schon einmal hier gewesen. Aber das war auch genau die Art, wie die Worte der Königin zu ihm kamen, als Gedanken und Bilder in seinem eigenen Kopf.
    Wer also vermochte zu sagen, ob der Weg, auf dem er sie führte, wirklich eine Erinnerung Sardiks war oder nicht doch eine Eingebung aus dieser denkwürdigen Begegnung unter dem Wüstensand, die ihn mit der Königin der Myrmoi verband?
    »Is dir jedenfalls verdammt früh wieder eingefallen«, murrte Mart. »Treppe hoch, Treppe runter. Hätten wir uns alles sparen können, was da passiert ist.«
    »War gut für dich, hm«, sagte Tori. »Die alten Knochen ’n bissel durchschucken, damitste nich so knarrst und uns ’n Klotz am Bein bist, wenn wir auf Gontas’ Weg rauskommen.«
    Mart versetzte ihr eine kräftige Kopfnuss. Gontas hielt sie fest, als sie die Treppe hinabstolperte. Tori schnaubte.
    »Nicht so alt, dass du schon frech werden kannst, Kindchen«, sagte Mart. »Sieh dich vor!«
    »Ich wusste es nicht vorher«, erklärte Gontas, ohne auf das Geplänkel zwischen den beiden einzugehen. »Ich hab euch gesagt, wie es ist: Die Botschaften dieser Königin sickern nur langsam in meine Gedanken.«
    »Oh ihr Götter«, murmelte Mart. »Wir hätten auf dem Weg bleiben sollen, den wir kennen.«
    Gontas führte sie tiefer hinunter, als sie je gewesen waren. Selbst das Licht der Kristallwände wurde matt, so weit unterhalb der Zitadelle. Als sie aus dem Treppenhaus kamen, waren die Gewölbe nur noch zum Teil

Weitere Kostenlose Bücher