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Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx

Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx

Titel: Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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…«
    Gontas hörte ein dumpfes, feuchtes Reißen. Die Hexe verstummte mitten im Satz. Gontas sah etwas Silbernes auf Höhe ihrer Brust aufblitzen, dann kippte sie zur Seite weg.

16.
    Die Hexe stürzte, und hinter ihr kam Mart die Steintreppe hoch. Gontas erkannte ihn an den Umrissen seiner Lederrüstung. Der Söldner stieß die Hexe in den Abgrund und ließ das Schwert sinken, das er ihr in den Leib gerammt hatte.
    »Was hast du getan?«, rief Gontas. »Sie stand auf unserer Seite!«
    Mart schnaubte. »Sie war ’ne Finckel. Die kochen immer ihre eigene Suppe und stehn keinem Menschen zur Seite. Oder meinst du, der Finckelbruder in Tarukans Turm hat das, was er in dem Keller getrieben hat, nur darum getan, weil’s seinem Hauptmann so schön gefallen hat? Die widern mich an, die Dämonenrufer. Glaub’s mir, Briske, ohne die Hexe sind wir besser dran.«
    »Sie wollte uns zu Tarukan führen.«
    »Den finden wir auch so«, sagte Mart. »Und wenn wir ihn finden, fühl ich mich sicherer ohne so ’n Finckelweib im Rücken. Komm, Kamerad. Steigen wir runter.«
    Sie fanden die Dromedare unweit der Felsplatte. Gontas erzählte seinen Begleitern, was er von der Hexe erfahren hatte, und er verschwieg auch nicht, dass seine Sinne noch immer benebelt waren vom Schlag des Steinriesen.
    »Wir sollten den Tag über rasten«, sagte er. »Die Hexe meinte, der Zugang zu ihrer Stadt läge ganz in der Nähe. Es ist besser, wir schleichen uns bei Nacht hinein.«
    Mart und Tori hatten nichts einzuwenden gegen eine Ruhepause. Mart schaute sich allerdings vorher noch nach dem Durchstich um, von dem die Hexe geredet hatte, damit sie sich ihren Weg nicht in der Dunkelheit suchen mussten. Tori kümmerte sich derweil um die Tiere und um das verstreute Gepäck. Lautstark klagte sie darüber, dass eins ihrer Wasserfässer bei dem Kampf zerschmettert worden war.
    Gontas legte sich einfach im Schatten der Felswand nieder und schlief ein.
    Stunden später wurde er wach, weil Tori sich auf seine Hüfte setzte. Sie hielt ihm ihren Haken vor die Augen. »Wie viele Finger sind das?«
    Gontas knurrte und warf sie ab.
    Lachend kam Tori auf die Beine. Gontas richtete sich auf.
    »Im Ernst«, sagte Mart, der auf sauber gepackten Bündeln hockte. »Wie geht’s dir, Briske? Die Sonne taucht gleich hinter den Bergen unter. Kannst du weiter?«
    Gontas schaute sich prüfend um. Er sah wieder klar, und er war erleichtert.
    »Pass bloß auf dein zweites Auge auf, Mart«, sagte er.
    Er meinte es aufrichtig, denn er hatte nun erfahren, wie hilflos man sich fühlte, wenn man sich nicht mehr auf alle Sinne stützen konnte.
    Aber Mart funkelte ihn wütend an und erhob sich abrupt. »Ich seh schon, dir geht’s wieder toffe. Machen wir uns auf den Weg.«
    Als Mart sie kurz darauf zu der schmalen Klamm führte, die vom Talkessel ostwärts verlief, wurde Gontas bewusst, dass er weder den Namen der Hexe kannte, die ihnen diesen Ort verraten hatte, noch auch nur ihr Gesicht richtig gesehen hatte.
    Gontas war froh darüber, und er beließ es dabei.
    Die schmale Schlucht endete vor einem offenen Torbogen mit bauchigen Säulen an der Seite und einem Überbau, der darauf lastete wie ein drückender Schatten. Gontas und seine Begleiter gingen darauf zu und erkannten bald, dass dieses Tor der nackte Arsch einer gewaltigen Statue war, die über dem Talgrund hockte. Fassungslos starrten die drei zu dem monumentalen Hinterteil empor, das vier Schritt über ihren Köpfen thronte, als wäre die schmale Klamm eine Latrine.
    »Verdammte Scheiße«, stieß Mart hervor. »Die Hexer von Ombos haben einen wirklich beschissenen Geschmack.«
    »Ich weiß nicht, was das soll.« Gontas sah zu der Figur hinauf. »Aber da geh ich nicht gern drunter durch.«
    »Hm, soll vielleicht genau das tun, du. Fahrebunden abschrecken, die se inner Stadt nicht haben wollen.«
    »Sag ich ja – Finckels«, befand Mart, als würde das alles erklären. Entschlossen lief er voraus.
    Die schwarze Statue schien das Licht der Gestirne auszulöschen. Es war dunkel unter der Figur. Gontas blickte misstrauisch nach oben und sah etwas aufblitzen. Er riss seine Begleiter zurück.
    »Was ist?«, fragte Mart.
    »Da war ein Licht«, sagte Gontas. »Genau …« Er wies auf die Mitte des Hinterteils. Aus seinem Gepäck holte er ein Holzscheit hervor, tropfte Öl darauf und entzündete es.
    »Hältst du das für ’nen schlauen Einfall?«, fragte Mart.
    »Ich will sehen, was hier los ist«, antwortete Gontas. »Sollen sie

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