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Im Morgengrauen

Im Morgengrauen

Titel: Im Morgengrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Béchar
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die deines Handys, und man kann ihn sogar an eine Anlage anschließen.“
    „ Danke … für das, für dich … dafür, dass du da bist. Ich liebe dich.“
    „ Ich liebe dich auch, Lilly.“
    Er drückte mich ganz fest, ehe seine Hand wieder unter dem Bett verschwand.
    „ Du hattest versprochen, dich nicht in Unkosten zu stürzen.“
    „ Keine Sorge, das nächste Geschenk ist eigentlich mehr für mich. Wie gesagt, ich kann manchmal sehr egoistisch sein. In Caen hat mich dein Bild in deinem engen Kleid nicht mehr losgelassen, und als ich das von weitem auf einer Schaufensterpuppe gesehen habe, habe ich mir sofort vorgestellt, wie du darin wohl aussehen magst. Die Vorstellung hat mich überzeugt, ich konnte nicht widerstehen. Ich hoffe, es gefällt dir genauso gut wie mir.“
    Seine verschmitzten Augen hatten mich neugierig gemacht. Ich zerriss hastig das Papier, um schwarze seidige Dessous mit einem Hauch Spitze zu entdecken.
    „ Sie sind wunderschön.“
    Ich setzte mich rittlings auf Yannick und küsste ihn leidenschaftlich, wie am Vortag. Nur, dass ich diesmal keinesfalls vorhatte, meinem Elan Einhalt zu gebieten. Ich war gerade dabei, in Fahrt zu kommen, als er mich plötzlich umwarf, wie ich es öfters mit ihm gemacht hatte. Anscheinend schlug er mich immer öfter mit meinen eigenen Waffen.
    „ Nicht jetzt, Lilly. Ich könnte mir vorstellen, dass deine Familie ungeduldig auf dich wartet. Stell dir vor, sie kommen hoch, um
Happy Birthday
zu singen. Aufgeschoben ist aber nicht aufgehoben … Nach dem Frühstück, … mit deinen neuen Dessous, … extra frisch gewaschen … Ich möchte auch etwas auspacken … purer Egoismus.“
    Zwischen seinen Worten streiften mich seine Lippen und brachten mich zum Schmelzen. Als er aufhörte, hätte ich am liebsten geschrien.
    „ Ich habe noch ein Geschenk.“
    „ Noch eins?!“
    „ Das größte von allen … Hoffentlich. Zumindest ist es das für mich.“
    Ich guckte ihn schon vorwurfsvoll an.
    „ Keine Sorge, noch hat es mich nichts gekostet. Es nimmt auch nicht viel Platz weg und befindet sich im Handschuhfach.“
    Er küsste mich flüchtig, stand auf und hielt mir seinen Schlüsselbund hin. In einem Satz sprang ich aus dem Bett, um danach zu greifen. Hastig schlüpfte ich in eine Jogginghose und zog mir ein T-Shirt über den Kopf.
    „ Hast du Angst, die Nachbarn könnten dich im Negligé sehen?“
    Sehr witzig! Außer den Martinez hatten wir keine und deren Haus war sowieso zurückgesetzt.
    „ Schlimmer, ich habe Angst, mein Vater könnte mich im Negligé meiner Mutter sehen.“
    „ Oh! Du hast Recht: Jogginghose und T-Shirt sind einfach perfekt.“
     

    Auf dem Weg nach unten hörten wir Geschirrklappern aus der Küche. Yannick nahm meine Hand und führte mich hin. Alle Familienmitglieder waren bereits dort versammelt und empfingen mich mit einem Geburtstagslied. Ich wurde gedrückt und beglückwünscht, was mich wesentlich stärker rührte als die Jahre davor. Lag es an der Anwesenheit von meiner Großmutter und Yannick? Oder hatte es damit zu tun, dass ich endlich volljährig war? Ich hätte es nicht mit Bestimmtheit sagen können. Aufgewühlt wollte ich mich hinsetzen, doch Yannick erinnerte mich an mein ursprüngliches Vorhaben: „Wolltest du nicht etwas aus dem Wagen holen?“
    „ Natürlich“, sagte ich verlegen.
    Wie hatte ich das Geschenk vergessen können, das ihm anscheinend so am Herzen lag? Mit meiner ganzen Familie im Schlepptau ging ich Richtung Eingangstür. Allesamt schienen sie noch neugieriger zu sein als ich. Im Stillen beglückwünschte ich mich, dass Yannick die Dessous nicht ins Handschuhfach gelegt hatte. Ich stellte mir das Gesicht meines Vaters vor, wenn ich sie vor seinen Augen ausgepackt hätte.
    Ein Schritt über die Türschwelle – und ich blieb wie angewurzelt stehen. Yannick, dieser Gauner! Er hatte mit Papa unter einer Decke gesteckt. Fassungslos betrachtete ich mein Geburtstagsgeschenk: einen grauen Clio mit einer breiten schwarzen Schleife. Ich stürzte mich in die Arme meines Vaters, um mich zu bedanken. Da er mir zuflüsterte, dass meine Großmutter sich ebenfalls daran beteiligt hatte, ging ich zu ihr, um sie zu drücken. Papa reichte mir die Schlüssel mit den Worten: „Kleine Probefahrt?“
    „ Nach dem Frühstück.“
    Ich war dabei, wieder ins Haus zurückzukehren, doch Yannick fragte mich, ob ich nichts vergessen hätte.
    „ Gibt es wirklich etwas im Handschuhfach?“, hakte ich verblüfft nach.
    „ Ja klar!

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