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Im Morgengrauen

Im Morgengrauen

Titel: Im Morgengrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Béchar
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ist eine Sache, seine menschliche Seite dabei ganz abzulegen eine andere. Das wusste ich zu gut. Nie könnte ich Manuel in seiner Wolfgestalt mit einem anderen verwechseln, nicht einmal im Eifer des Gefechtes. Seine Größe und seine langen strubbeligen schwarzen Haare machten ihn unverkennbar … nicht zu vergessen, sein Geruch.
    Manuel schleckte meine Wunde ab. Ich erschrak. Würde sein Speichel mir schaden? Sofort verwarf ich diese dumme Überlegung. Erst durch seine Fürsorge wurde mir bewusst, dass mein Hals ungeschützt war: Ich hatte keine Mähne. Der Anblick meiner Vorderpfoten ließ mich annehmen, dass ich die Gattung beibehalten hatte, jedoch nicht das Geschlecht. Ich war eine Löwin. Als die Zunge des Wolfes über meine Lefzen fuhr, beschloss ich, unsere Sachen zu holen. Nur wenige Sprünge waren nötig, um zu ihnen zu gelangen. Mit der Tasche und meiner Jacke im Maul sprang ich wieder runter und verkroch mich mit Manuel in einem Gebüsch. Den Rest unserer Anziehsachen, der nur noch aus Fetzen bestand, hatte ich erstmal liegen lassen.
    Mir ging so vieles durch den Kopf, ich musste unbedingt meine menschliche Gestalt wieder annehmen, um sprechen zu können. Vor allen Dingen wollte ich Yannick anrufen. Also hielt ich mir kurz eine Pfote vor ein Auge. Manuel wusste sofort, was ich von ihm erwartete und schloss die Augen. Während der Wandlung hatte ich das Gefühl, er hätte sie einen Spalt geöffnet. Ich gab ihm einen Klaps auf den Kopf, worauf er sie wieder zumachte. In meiner menschlichen Gestalt drückte ich mich an ihn. Noch strahlte mein Körper durch die Metamorphose eine unglaubliche Wärme ab. Bei den Außentemperaturen im Schatten des Berges würde ich aber bald die kalte Luft auf meiner nackten Haut spüren. Ich bedeckte mich so gut es ging mit meiner Jacke. Als ich mein Handy herausholte, traf mich Manuels vorwurfsvoller Blick.
    „ Wir brauchen ihn. Oder soll ich im Ernst den Notruf wählen?“, zog ich ihn auf. „Übrigens, was macht dein Knöchel?“
    Er nickte mit dem Kopf. Sofort musste ich an meine Blitzheilung bei der Metamorphose im Wald denken.
    „ Du kannst ihm vertrauen, glaube mir. Wir brauchen unbedingt Kleider, so können wir nicht nach Hause gehen.“
    Da er zustimmend mit dem Kopf nickte, wollte ich die Nummer wählen. Kein Netz! Na super! Mir blieb nur noch eins zu tun.
    „ Ich werde mich in einen Falken verwandeln, um nach ihm zu suchen. Falls ich ihn nicht finde, gehe ich nach Hause, um Kleider zu besorgen. Wenn doch, sind wir mit dem Motorrad schnell wieder hier. Ich möchte nicht, dass du zu lange allein bleibst. Wer weiß, vielleicht kommen sie mit Verstärkung zurück. Ich werde vorsichtshalber die Fetzen von unseren Klamotten einsammeln. Es ist nicht nötig, noch mehr Spuren zu hinterlassen. Ich vertraue dir den Topas an, ich habe Angst, ihn beim Fliegen zu verlieren.“
    Als ich ihm den Stein um den Hals legte, wedelte er mit dem Schwanz. Zuerst dachte ich, er wäre gerührt, dann erkannte ich aber den wahren Grund: Meine Jacke war verrutscht und er betrachtete gerade meinen Busen. Männer!
    „ Bitte schau weg, wenn ich mich verwandle!“
    Ich nutzte meine noch vorhandenen Hände, um die Tasche aufzumachen und den Wolf zu streicheln. Sein Fell fühlte sich gut an … Aber keine Zeit für sowas … und überhaupt … Was tat ich da? Schnell nahm ich die Gestalt eines Falken an und flog zu den Stofffetzen, um sie mit dem Schnabel aufzusammeln. Mit meinen Fängen brachte ich dann die Tasche und unsere Schuhe ins Gebüsch.
    Als ich mich in die Lüfte schwang, betete ich, Yannick möge zu Hause sein. Wieder einmal war ich nicht in der Lage, diese Weite und diese Aussicht zu genießen, zu groß waren meine Sorgen um Manuel.
    Bei meiner Ankunft stand der Wagen in der Gasse, aber das Garagentor war geschlossen. Inständig hoffte ich, Yannick sei nicht mit dem Motorrad unterwegs. Hastig flog ich zu seinem Zimmer: leer. Es war zum Verzweifeln! Doch zu meiner Erleichterung entdeckte ich ihn, als ich zum Küchenfenster flog: Er stand vor dem Herd. Sofort klopfte ich mit einem „Ki-ki-ki“ an die Scheibe.
    Mit großen Augen öffnete Yannick das Fenster und bot mir seinen Arm an. Eine Geste, die er in früheren Zeiten bestimmt Tausende Male für seinen Falken ausgeführt hatte.
    „ Sogar mit Flügeln bist du schön“, sagte er und drückte mir einen Kuss auf das Köpfchen. Ich flatterte in sein Zimmer, wohin er mir folgte. Demonstrativ ging ich wieder zur Tür.
    „ Willst du,

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