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Im Morgengrauen

Im Morgengrauen

Titel: Im Morgengrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Béchar
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Schlaf schön, Lilly.“
    „ Ich sage nicht: du auch.“
    „ Ausnahmsweise verzeihe ich dir. Ich hoffe, wir müssen dich nicht wecken. Bis später!“
    „ Bis dann!“
    Ich ging in mein Zimmer, um mich hinzulegen. Yannick lag quer über dem Bett, was mir nicht viel Platz übrigließ. Ich rollte mich zusammen und vermied es, ihn zu berühren, aus Angst, ich könnte ihn wecken. Mit der Zeit fragte ich mich, ob ich nicht besser in Manuels Zimmer geblieben wäre. Ich wollte gerade wieder aufstehen, als Yannick sich bewegte. Sein warmer Körper schmiegte sich an den meinen und er legte seinen Arm um mich. Immerhin war ich jetzt teilweise zugedeckt. Zu gerne hätte ich an der Decke gezogen, traute mich aber nicht. Gemütlich war etwas anderes. Nichtsdestotrotz fand ich es beruhigend, ihn zu spüren, und wurde bald vom Schlaf übermannt.
     

    Nichts Ungewöhnliches passierte während Manuels Wache. Ihm war bewusst, dass er nicht mehr einschlafen würde, da er entgegen seiner Gewohnheit viel Kaffee getrunken hatte. Also beschloss er, Yannick bis halb sechs schlafen zu lassen. War das nur Wohlwollen oder versuchte er lediglich den Moment, in dem er das Zimmer betreten musste, aufzuschieben? Der Gedanke, Yannick in meinem Bett zu sehen, war ihm sicherlich unangenehm. Ein Anblick, den er nicht lange ertragen musste, denn Yannick zu wecken, war die leichteste Übung. Kaum hatte Manuel seine Schulter berührt, zuckte dieser kurz zusammen. Er setzte sich auf die Bettkante, rieb sich die Augen und griff nach den Waffen, die sich unter seinem Kopfkissen befanden. Im Stehen platzierte er einen Revolver vorne im Gurt, den anderen hinten. Anschließend nahm er sein Handy und seine Jacke und verließ das Zimmer, Manuel auf seinen Fersen.
    Dieser hatte jede seiner Bewegungen verblüfft verfolgt.
    „ Bist du immer bewaffnet?“
    „ Läufst du immer im Pelz rum?“
    „ Das kann man ja wohl nicht vergleichen.“
    „ Du hast Recht, entschuldige. Wenn es dich beruhigt, sie gehören mir nicht. Ich habe sie mir nur ausgeliehen.“
    „ Von wem? Von deinen Freunden, die draußen Wache halten?“
    „ Genau.“
    „ Du hast aber komische Freunde. Und was hast du ihnen erzählt?“
    „ Die Wahrheit.“
    „ So! … Du erzählst irgendwelchen Schlägern, was wir sind“, sein Ton wurde immer aggressiver.
    „ Es reicht!“, die schmetternde Stimme meiner Großmutter holte mich endgültig aus dem Schlaf. „Yannick hat ihnen gar nichts verraten, sie wussten es schon. Er hat nur dafür gesorgt, dass sie auf unserer Seite stehen.“
    Sie starrte Yannick an, in Erwartung einer Bestätigung.
    „ Es stimmt und ich gebe Ihnen mein Wort, dass sie keinem von Euch etwas antun werden.“
    Sein Blick fiel dabei auf Manuel. Als er mich dann im Türrahmen entdeckte, kam er auf mich zu und begrüßte mich mit einem Kuss.
    „ Ich gehe mal Kaffee kochen“, kündigte meine Großmutter an. „Übrigens – guten Morgen allerseits!“
    „ Guten Morgen!“, riefen wir alle drei wie aus einem Mund, was die bedrückte Stimmung ein wenig lockerte.
    Yannick ging zum nächsten Fenster, um die Umgebung abzusuchen. Dabei wählte er eine Nummer auf seinem Handy.
    Meine Oma entschuldigte sich dafür, dass sie uns bei der Überwachung nicht unterstützt hatte. Sie musste, wie sie sagte, ihr Gleichgewicht wiederfinden und sich vergewissern, dass sie in den letzten Jahren nicht völlig eingerostet war.
    „ Ihr könnt aber auf mich zählen, wenn sie kommen“, versicherte sie uns.
    „ Schön, das zu hören, denn wir können jeden gebrauchen“, meinte Yannick mit einem Lächeln, als er nach einem Rundgang die Küche betrat.
    „ Vielleicht sollten wir Ihren Freunden Kaffee bringen“, schlug meine Großmutter vor.
    „ Danke, das ist nett von Ihnen, aber falls wir beobachtet werden, gäbe es keinen Überraschungseffekt mehr. Sie wüssten, dass wir mit einem Angriff rechnen. Von dem abgesehen möchte ich, dass Sie wissen …“ Er hielt kurz inne, zögerte weiterzusprechen. „Diese Leute da draußen sind keineswegs meine Freunde, ganz im Gegenteil. Aber einer von ihnen ist mein Bruder. Das sollten Sie wissen.“
    Völlig erschöpft wollte ich keinen Kaffee trinken und döste wieder auf dem Sofa ein. Die anderen übernahmen zu dritt Yannicks Wache. Irgendwann spürte ich seine Hand auf meiner Schulter. Als ich meine Augen öffnete, sah ich ihn mit dem Handy am Ohr.
    „ Es ist so weit, sie kommen“, wiederholte er für uns, was völlig unnötig war. Als

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