Im Namen Caesars
nicht über den Weg traut, so dass ihr euch nie und nimmer auf eine gemeinsame Strategie einigen werdet. Außerdem habt ihr keinen geeigneten Mann, der Caesar auch nur annähernd das Wasser reichen kann.
Ich fürchte, dass ihr in eurer blinden Panik einen Bürgerkrieg vom Zaun brecht, den ihr niemals gewinnen könnt.«
»So weit muss es nicht kommen«, wandte ich ein. »Ich kenne Caesar ziemlich gut. Er mag zwar arrogant und extrem ehrgeizig sein, aber er ist nicht rücksichtslos. Auch wenn er dem Senat nicht gerade großen Respekt entgegen bringt, so achtet er doch die republikanischen Institutionen. Außerdem ist es ja nicht er gewesen, der die außerordentlichen Kommandos erfunden hat.
Marius hat damit angefangen, vor mehr als einem halben Jahrhundert. Sulla, Pompeius und all die anderen sind nur aufgrund ihrer außerordentlichen Kommandos so mächtig geworden. Caesar hat sich bei der Ausnutzung seiner Kommandos nur etwas geschickter angestellt. Er hat sich an den Präzedenzfällen orientiert und war stets darauf bedacht, nicht gegen die Verfassung zu verstoßen. Ich glaube kaum, dass er den Senat jemals mit Waffengewalt bekämpfen würde.
Schließlich ist er nicht Sulla.« Kaum hatte ich die Worte ausgesprochen, kamen mir auch schon Zweifel. Wie gut kannte ich Caesar wirklich? Was wusste überhaupt jemand über ihn?
»Ich habe keine Lust, weiter über dieses Thema zu debattieren.
Es vergeht in letzter Zeit kaum ein Tag, an dem meine Frau dieses Problem nicht zur Sprache bringt.«
»Du solltest auf sie hören«, riet mir Sallustius. »Schließlich entstammt sie der gleichen Familie wie Caesar.«
»Selbst wenn sie von einer Göttin abstammt, ist sie selber noch lange keine - genauso wenig wie ihr Onkel Gaius Julius ein …« Plötzlich dämmerte mir etwas. »Hast du eben gesagt, dass du während der langen Monate meiner Abwesenheit überall gewesen bist?«
»Na, das hat aber wirklich gedauert«, stellte Sallustius fest.
»Lange hätte ich mir deine Tiraden nicht mehr angehört, dann hätte ich meine Worte noch einmal wiederholt. Ich weiß doch, dass es dich mehr befriedigt, wenn du von allein darauf kommst.«
»Willst du damit andeuten, dass dein Interesse an der römischen Verschwörerszene dich auch in das Haus von Marcus Fulvius geführt hat?«, fragte ich fassungslos.
»Oh ja«, erwiderte er. »Wie ich finde, ist es mit all diesen patriotischen Wanddekorationen doch ein recht inspirierendes Örtchen für die Planung der glorreichen Zukunft Roms.
Aber wie ich gehört habe, hast du dir davon ja selber ein Bild gemacht.« »In der Tat habe ich das. Warst du eingeladen, oder bist du auf deine unnachahmliche Weise einfach bei ihm hereingeplatzt?«
»Ich war zum Abendessen eingeladen«, erwiderte er. »Und zwar zusammen mit etlichen anderen Senatoren und einigen Equites, die sich in den Volksversammlungen hervorgetan haben.«
»Ich nehme an, dass der Kreis der Gäste nicht willkürlich zusammen gesetzt war«, mutmaßte ich.
»Keineswegs«, entgegnete er. »Ich registrierte sofort, dass die Gäste sich alle in der gleichen - wie soll ich sagen - Zwangslage befanden.« Ich dachte kurz darüber nach, was Sallustius mit Zwangslage meinen könnte. »Könnte der gemeinsame Nenner vielleicht ein hoher Schuldenstand gewesen sein?«
»Sehr gut! Du hast den Nagel auf den Kopf getroffen. Unser Gastgeber hat sich äußerst mitfühlend gezeigt. Er hat sich lang und breit darüber ausgelassen, dass ein paar wenige wohlhabende Männer und Bankiers so unmäßig viel Einfluss auf das politische Leben Roms haben. Außerdem hat er den Umstand beklagt, dass die Bekleidung eines Amtes heutzutage so teuer geworden ist, dass ein Mann mit bescheidenen Mitteln nur dann eine Chance hat, dem Senat und dem Volk zu dienen, wenn er sich bis über beide Ohren verschuldet.«
»Gehe ich recht in der Annahme, dass euer Gastgeber auch schon einen Lösungsvorschlag für dieses verzwickte Problem parat hatte?«
»Selbstverständlich. Und anders als bei der katilinarischen Verschwörung wurden auch nicht solche Schwachsinnsvorschläge gemacht wie irgendwelche Väter zu ermorden oder den Circus in Brand zu setzen. Nein - Fulvius und seine Patrone hatten eine einfache und gewissermaßen drastische Lösung anzubieten: den Erlass aller Schulden.«
»Moment mal!«, unterbrach ich ihn und hob die Hand. »Wir haben eben über diese rückschrittlichen Aristokraten gesprochen. Die Forderung nach einem allgemeinen Schuldenerlass ist allerdings
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