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Im Namen Caesars

Im Namen Caesars

Titel: Im Namen Caesars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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nächstes oder übernächstes Jahr zurück kehrt, wird er sich um den Jungen kümmern und ihm alles beibringen, was er als ein zukünftiger Caesar wissen muss. Sein richtiger Vater ist tot, und sein Stiefvater ist ein alter Mann, der der Adoption mit Sicherheit nicht im Wege stehen wird.«
    »Wer auch immer Caesars Erbe wird, ist deshalb noch lange kein Prinz«, wandte ich ein.
    »Du lebst hinter dem Mond, Decius! Genau das wäre er nämlich.« Er sagte dies ohne irgendwelche Schnörkel oder seine üblichen Andeutungen. Er sprach wie ein Historiker, der seinem Buch eine unumstößliche Feststellung hinzufügt. »Aber was ist schon ein Prinz? Ein Mensch mit einer bedeutenden Ahnenreihe, vergleichbar mit einem erstklassigen Rennpferd. Der Stammbaum der Julii ist der edelste, den es überhaupt gibt. Die Familie ist von einer einzigartigen Aura umgeben, die sie sogar über die anderen patrizischen Gentes hebt.«
    Auch wenn an seinen Worten etwas dran sein mochte, hatte er mich nicht überzeugt. »Ich würde das julische Geschlecht eher alt als edel nennen. Wie viele große Männer haben die Caesares denn hervor gebracht? In den vergangenen Jahrhunderten jedenfalls nicht besonders viele. Caesars Vater war seit einer Ewigkeit der Erste der Familie, der es zum Konsul gebracht hat.«
    »Aber das Volk hat nie aufgehört, die Caesares zu verehren«, wandte Sallustius ein. »Die Leute haben sich riesig gefreut, als Caesar - obwohl er noch sehr jung war - Pontifex maximus wurde.«
    »An dieses Amt ist er doch einzig und allein durch Bestechung gekommen! «, protestierte ich.
    »Natürlich«, stimmte er mir zu. »Aber die Leute haben sich trotzdem gefreut. Sie wiegen sich nun mal gern in dem Glauben, dass zwischen ihnen und den Göttern ein Julier als Vermittler fungiert.« Dann beugte er sich vor, um die Bedeutung seiner folgenden Worte besonders hervorzuheben. »Den julischen Männern zollen die Leute Respekt und Anerkennung, aber die julischen Frauen vergöttern sie regelrecht. Warum das so ist, weiß ich auch nicht, aber es muss sich um eine Art religiöse Verehrung handeln, die allen Römern in die Wiege gelegt zu sein scheint. Als Caesars Tochter starb, warst du nicht in Rom, nicht wahr?«
    »Nein. Da war ich noch in Gallien.«
    »Das Schauspiel hättest du sehen sollen. Sie ist bei der Niederkunft gestorben, wie das bei den Julii ja meistens passiert …« Als ihm die Rücksichtslosigkeit seiner Worte bewusst wurde, hielt er abrupt inne. Er hatte kurzfristig vergessen, dass ich selber mit einer Julierin verheiratet war. »Entschuldige, Decius, ich …«
    »Ist schon gut«, winkte ich ab. »Fahr bitte fort!«
    »Also gut - als Julia starb, hat Pompeius seine Trauer nicht geheuchelt. Er war todunglücklich, weil er das Mädchen wirklich geliebt hat. Aber du kannst dir nicht vorstellen, wie das Volk getrauert hat! So etwas habe ich noch nie erlebt. Sie haben ihre Überreste hier verbrannt.« Er zeigte zur Tür in Richtung Forum. »In der Mitte des Forums. Dort, wo man früher die Könige eingeäschert hat. Ihre Asche ruht in einem Grab auf dem Marsfeld, gleich neben den Helden Roms. So etwas hat es bei einer Frau noch nie gegeben. Und dass sie ihr diese Ehre erwiesen haben, geschah weder aus Rücksicht auf Pompeius, dessen Frau sie war, noch aus Rücksicht auf Caesar, dessen Tochter sie war. Sie taten es einzig und allein aus Liebe zu Julia. Obwohl sie sie kaum kannten, war sie die beliebteste Frau in ganz Rom.«
    Er lehnte sich wieder zurück. »Dieser Junge, dieser Octavius, stammt aus einem ähnlich guten Hause. Der Tag wird kommen, an dem seine Abstammung eine große Rolle spielen wird.«
    »Bevor er meine Unterstützung bekommt, muss er schon ein wenig mehr zu bieten haben«, grummelte ich und fragte mich, wo das alles hinführen sollte.
    »Die Frage ist, ob er deiner Unterstützung überhaupt bedarf«, entgegnete Sallustius.
    »Wie bitte? Kannst du vielleicht mal Klartext reden?«
    »Ich weiß, dass du nicht eitel bist, Decius, und dass deine eigenen Ambitionen bescheiden sind. Du willst zum Praetor gewählt werden, und damit gibst du dich zufrieden.«
    Das stimmte nicht ganz. Ich wollte es unbedingt eines Tages zum Konsul bringen, allerdings in einem ruhigen Jahr ohne Aufstände. Die normalen Routinepflichten reichten mir völlig - also dem Senat vorzustehen und irgendwelche Reden zu halten, an die sich niemand würde erinnern müssen. Zu einem großen Feldherrn würde ich es sowieso nicht bringen, da machte ich mir

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