Im Namen Caesars
nichts vor. Insofern lag Sallustius gar nicht so falsch, wenn er mir bescheidene Ambitionen unterstellte meine Familie hingegen beklagte mein mangelndes Engagement als politische Trägheit.
»Trotz deiner begrenzten Ambitionen«, fuhr er fort, »wiegt deine Meinung natürlich schwer und ist deine Unterstützung sehr gefragt - schließlich bist du ein Caecilius Metellus.«
»Das muss nicht extra gesagt werden.« Natürlich war ich längst nicht so von mir überzeugt, wie ich klang. In Wahrheit machte ich mir große Sorgen um die Zukunft meiner Familie, aber das wollte ich natürlich unter keinen Umständen dem größten Klatschmaul Roms auf die Nase binden. »Das ständige Lavieren deiner Familie und all diese politischen Manöver, um es sich bloß mit keinem zu verderben, haben euch eine Menge Feinde eingebracht. Nimm allein eure Heiratsbeziehungen; Eine deiner Schwestern wurde mit einem Sohn von Marcus Crassus verheiratet, eine andere mit einem Sohn von Pompeius und du selbst mit Caesars Nichte. Gleichzeitig macht deine Familie Front gegen all diese Männer.
Natürlich steckt dahinter die Absicht, sich keine mächtigen und unversöhnlichen Feinde zu machen, aber die Zeit für solche taktischen Spielchen ist vorbei. Kennst du nicht den alten Spruch, nach dem es drei Kategorien von Freunden gibt?«
Ich zählte sie auf. »Mein Freund, der Freund meines Freundes und der Feind meines Feindes.«
»Dadurch, dass deine Familie eisern an ihrem Harmoniekurs festhält, hat sie es sich mit allen verscherzt. Inzwischen hat deine Familie nur noch Feinde.« Ich wollte gerade Einspruch erheben, doch er hob die Hand und gebot mir zu schweigen.
»Gedulde dich bitte noch einen Augenblick! Du warst in den vergangenen Jahren zu selten in Rom, um all die politischen Manöver zu kennen, und die angesehenen Männer deiner Familie scheinen nur noch auf sich selbst zu hören.«
Er machte eine kurze Pause. »Ich hingegen habe meine Ohren überall. Ich treibe mich in jedem Winkel der Stadt herum, sei es in den miesesten Bordellen oder Spelunken oder in den Häusern der ehrwürdigsten Männer. Gelegentlich besuche ich sogar intellektuelle Gesprächszirkel, wie zum Beispiel den von deiner neuen Freundin Callista. Vielleicht kannst du es dir nicht vorstellen, aber ich höre die meiste Zeit einfach nur zu, anstatt selber zu reden.«
»Das kann ich mir in der Tat nur schwer vorstellen«, warf ich ein.
»Weil du dich zu leicht von irgendwelchen Leuten oder Oberflächlichkeiten beeinflussen lässt. Im Gegensatz zu den älteren Mitgliedern deiner Familie schließt du viel zu schnell Freundschaften und machst dir viel zu schnell Feinde, und zwar oft aus völlig falschen Gründen. Nimm zum Beispiel Titus Milo:
Zwanzig Jahre lang war er einer deiner dicksten Freunde. Fast genauso lange war Clodius dein Todfeind. Aber warum? In Wahrheit waren beide politische Banditen, und keiner von ihnen war in moralischer Hinsicht auch nur einen Deut besser als der andere.«
»Der Unterschied ist allerdings, dass ich Milo mag«, rechtfertigte ich mich, »wohingegen ich Clodius schon in dem Augenblick verachtet habe, als er mir zum ersten Mal über den Weg gelaufen ist.«
»Und genau deshalb«, entgegnete er schon fast übertrieben gleichmütig, »bist du so ein politischer Trottel.« Sallustius war nicht der Erste, der mir das sagte, deshalb nahm ich es ihm nicht übel. »Männer wie Caesar oder Curio hingegen lassen sich durch persönliche Vorlieben nicht im Geringsten beeinflussen.
Sie setzen knallhart ihre politischen Ziele durch.«
»Deshalb wird mich der Senat vermutlich nie zum Diktator ernennen.« »Spaß beiseite, Decius. Ich würde deine Gesellschaft nur ungern missen. Abgesehen davon, dass dir als Caesarianer alle Möglichkeiten offen stünden, bist du mit Sicherheit einer der interessantesten und außergewöhnlichsten Politiker unserer Republik. Aber ich fürchte, du wirst nicht mehr lange unter uns weilen, wenn du dich weiterhin weigerst, die verzweifelte Lage deiner gesamten Klasse einzusehen. Ihr alle - damit meine ich deine Familie genauso wie die Claudii, die Marcelh, die Pulchri, die Cornelii, die Pompeii und wie sie alle heißen -, ihr seid alle zweit- oder drittklassig. Ihr bekämpft euch gegenseitig, und ihr saugt euch gegenseitig aus bis aufs Blut! Und jetzt seid ihr auf einmal alle gegen Caesar, einen erstklassigen Mann, der euch haushoch überlegen ist. Nur habt ihr leider keine Ahnung, was ihr tun sollt, weil ihr euch untereinander
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