Im Namen Caesars
er im Morgengrauen nicht erschien, begannen wir nach ihm zu suchen, doch wir konnten ihn nirgends finden.
Schließlich machten wir uns in der Erwartung, ihn hier anzutreffen, auf den Weg zum Forum. Am Tempel der Lares publici berichtete man uns, dass auf den Stufen der Basilika ein Ermordeter liege.«
Nach einer kurzen Pause wandte er sich in großer Pose dem Mob zu und brüllte: »Und wer liegt hier in seinem eigenen Blut vor unseren Füßen? Unser Freund Marcus Fulvius! Und sein Mörder«, schrie er und richtete seinen dreckigen Zeigefinger auf meine Brust, »steht dort oben!«
Ich konnte Hermes gerade noch zurückhalten und ihn daran hindern, dem Mann auch noch den Kiefer zu brechen.
»Ich habe mit dem Verbrechen an diesem Mann nichts zu tun«, stellte ich klar. »Und ich kann Zeugen beibringen, die bestätigen, wo ich mich in der vergangenen Nacht aufgehalten habe, unter ihnen die angesehensten Männer Roms.« Allerdings nicht für die frühen Morgenstunden, rief ich mir ins Gedächtnis, aber das musste ich meinen Anklägern ja nicht unbedingt auf die Nase binden.
»Soll man so etwas Gerechtigkeit nennen?«, brüllte ein anderer Mann, diesmal ein rothaariger Rüpel. »Sollen wir es diesen Nobiles, diesen Caecilii, vielleicht durchgehen lassen, dass sie anständige römische Männer umbringen? Verleiht ihnen ihre vornehme Herkunft etwa das Recht, die Stufen dieser Basilika mit Blut zu besudeln?«
Die Menschenmenge grummelte, hier und dort schrien einige »Niemals!« und »Nieder mit ihnen!«. Doch es war noch zu früh und die Meute noch zu schläfrig und erschrocken für einen Aufruhr.
»Liktoren!«, rief Juventius ungeduldig. »Nehmt die Störenfriede fest!« »Nein, tu das nicht!«, warnte ich ihn. »Genau das wollen sie doch erreichen. «
»Dass ausgerechnet du so etwas sagst, wundert mich doch sehr«, entgegnete er. »Immerhin haben diese Männer gerade deinen Kopf gefordert.«
»Diese Bande hat ihren Auftritt gut einstudiert. Das sieht doch jeder. Die waren genauestens instruiert, und zwar schon lange, bevor sie hier auf dem Forum aufmarschiert sind.«
»Antworte gefälligst!«, brüllte der Mann mit dem demolierten Gesicht. »Für wen hältst du dich eigentlich, dass du es wagst, Forderungen an einen Praetor zu stellen?«, brüllte Juventius zurück.
Immer mehr Leute drängten sich nach vorn. Einem Mann, der sich energisch den Weg bahnte, machten sie bereitwillig Platz.
Obwohl ihn nichts als Inhaber eines offiziellen Amtes auswies, zollte man ihm unmissverständlich Respekt. Er stieg die Treppe hinauf, steuerte auf die Leiche zu und musterte sie. Er war noch sehr jung, hatte ein einwandfreies Auftreten und harte, kampflustige Gesichtszüge. Ich kannte ihn nicht, aber die ihm trotz seiner Jugendlichkeit entgegengebrachte Wertschätzung seitens des Volkes konnte nur eins bedeuten: Der Mann war Volkstribun.
Inzwischen hatten sich auf dem Treppenabsatz weitere Mitglieder unseres Clans versammelt. Cato war eingetroffen, ebenso Appius Claudius. Ich winkte Cato heran. »Wer ist dieser junge Mann?«, fragte ich ihn.
Er musterte ihn einen Augenblick. »Publius Manilius. Weder ein Anhänger Caesars noch ein Freund von Pompeius. Man sollte ihn im Auge behalten.«
Plötzlich sah der Mann, über den wir sprachen, in meine Richtung. Einige von Fulvius' Leuten bedrängten ihn und redeten von beiden Seiten auf ihn ein; ich wunderte mich, wie lange er ihnen sein Ohr schenkte. Schließlich verscheuchte er die Männer mit einer Handbewegung und stieg die Treppe zu uns hinauf.
»Marcus Fulvius ist an dem Tag ermordet worden«, begann er mit seiner klaren, sonoren Stimme, »an dem er hier erscheinen sollte, um vor dem Gericht des Praetors Marcus Juventius Laterensis Anklage gegen Decius Caecilius Metellus den Jüngeren zu erheben. Jetzt liegt er ermordet zu unseren Füßen!
Fest steht, dass niemand mehr Grund hatte, sich Fulvius' Tod zu wünschen, als du, Metellus.«
»Ich hatte allen Grund, ihn öffentlich bloßzustellen und seine Zeugen der Falschaussage zu überführen«, widersprach ich heftig. »Aber mehr auch nicht. Immerhin habe ich gestern zum ersten Mal von diesem Mann gehört. Bevor es mich gelüstet, jemanden umzubringen, muss ich ihn schon ein wenig besser kennen.«
»Nun wirst du etwas weit Schwierigeres vollbringen müssen, als ihn bloßzustellen«, erwiderte Manilius. »Ich berufe umgehend die plebejische Versammlung ein, damit wir über die Angelegenheit beraten können. Bis wir eine
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