Im Namen Caesars
politischen Unruhen nicht die Feldherren sind, die ausziehen, um Beute zu machen, sondern die jungen Männer aus gutem Haus, die riesige Schuldenberge anhäufen? Nichts bedroht unser Gemeinwesen mehr als ein Senator oder ein junger Mann aus einer Senatorenfamilie, der von seinen Schulden erdrückt wird. Jeder Politiker mit dicker Börse kann sie problemlos kaufen.«
»Das ist wohl wahr«, stimmte Hortalus nickend zu.
»Falls ich im nächsten Jahr zum Censor gewählt werden sollte …« »Daran besteht doch nicht der geringste Zweifel, Appius Claudius«, versicherte ich ihm.
»Ganz meine Meinung«, stimmte Hortalus mir zu.
»Danke für eure Zuversicht. Jedenfalls habe ich während meiner Amtszeit vor, den Senat von seinen schlimmsten Mitgliedern zu befreien, und als Erstes werde ich all diese unehrenhaften Schuldner von der Senatorenliste streichen.«
»Dann kann man dir nur wünschen, dass du einen kooperationswilligen Amtskollegen an deiner Seite hast«, entgegnete Hortalus. »Ich selbst hatte während meiner Zeit als Censor großes Glück, weil der andere Amtsinhaber Decius der Ältere war. Der arme Crassus hingegen konnte rein gar nichts ausrichten, weil sein Kollege jede von ihm getroffene Entscheidung außer Kraft gesetzt hat. Er musste schließlich sogar sein Amt niederlegen, ohne den Bürger-Census beendet und das Lustrum dargebracht zu haben.« »Wer hat denn die besten Chancen auf das andere Censoren-Amt?«, fragte ich. »Wie Quintus Hortensius ganz richtig bemerkt hat, bin ich durch meine lange Abwesenheit nicht ganz auf dem Laufenden.«
»Wenn es nach mir ginge, würde der ältere Cassius gewählt«, erwiderte Appius. »Doch wahrscheinlich macht Calpurnius Piso das Rennen, mit dem ich aber durchaus zusammen arbeiten könnte, falls es wirklich so kommt. Er ist einer der wenigen Verbliebenen, die versuchen, weder für Caesar noch für Pompeius Partei zu ergreifen. Bald gibt es niemanden mehr von dieser Sorte, und es ist wirklich eine Schande, dass fast alle Römer von Rang und Namen nur noch als Anhänger des einen oder des anderen Möchtegerntyrannen betrachtet werden können. Aber was bleibt einem schon anderes übrig, als der Wahrheit realistisch ins Auge zu sehen?« Wir erreichten das Haus von Marcellus. Ich verließ die Sänfte, verabschiedete mich von den beiden Männern und machte mich zusammen mit Hermes und dem Rest meiner Leute auf den kurzen Weg zu meinem eigenen Haus. Sie hatten den ganzen Abend vor dem Haus meines Vaters herumgestanden und ohne jeden Zweifel wie ganz Rom über Politik diskutiert.
»Hast du irgend etwas erreicht?«, wollte Hermes wissen.
»Eher nicht«, erwiderte ich. »Es wurde vor allem viel geredet.« Ihre Fackeln vor sich her tragend, hielten unsere Begleiter entschlossenen Blickes und die Hände kampfbereit an den Griffen ihrer Dolche in den dunklen Gassen Ausschau nach verdächtigen Gestalten.
»Wir haben auch viel geredet«, entgegnete Hermes. »Seit wir zurück sind, herrscht in der Stadt eine seltsame Stimmung.
Diese Ruhe ist nicht normal. Jeder scheint darauf zu warten, dass etwas passiert, und überall sehen die Leute Omen. In der Nähe von Arpinum wurde angeblich eine Kuh mit zwei Köpfen geboren, und heute Morgen hat ein Falke eine der der Juno geweihten Gänse gerissen.«
»Wenigstens war es keine Schlange«, stellte ich fest. »Wenn eine Schlange in den Tempel eindringt und ein Gänseei verschlingt, wartet die ganze Stadt tagelang in nervöser Anspannung auf das drohende Unheil. Die Leute brauchen etwas, womit sie sich ablenken können, diese Ruhe bekommt ihnen nicht. Jetzt wäre eine gute Zeit für Spiele. Die Plebejischen Spiele liegen beinahe zwei Monate zurück, und die nächsten offiziellen Feierlichkeiten stehen erst im Frühjahr an.
Ist denn nicht irgendein bedeutender Römer gestorben? Gute Munera wären jetzt genau das Richtige.«
»Valerius Flaccus ist gerade aus Kilikien zurückgekehrt. Er war gestern im Ludus, um die Bestattungsspiele für seinen Vater zu organisieren, aber sie sollen erst im März stattfinden.« Wenn Hermes mich nicht wie heute beim Buhlen um Wähler-Stimmen begleitete oder andere Aufgaben für mich zu erledigen hatte, ging er normalerweise fast jeden Morgen in den Ludus Statilius, wo er sich in der Handhabung diverser Waffen übte. »Dass aber auch ausgerechnet in diesen Tagen ein Mangel an wohlhabenden verstorbenen Römern herrschen muss!«, seufzte ich. Meine Männer verabschiedeten sich einer nach dem anderen und
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