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Im Namen Caesars

Im Namen Caesars

Titel: Im Namen Caesars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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Asklepiodes! Sag ihm, dass er sofort in den Tempel kommen soll. Ich warte dort mit der Leiche auf ihn.«
    »Bin schon unterwegs.« Und das war er in der Tat.
    »Was hoffst du von dem Griechen zu erfahren?«, wollte mein Vater wissen.
    »Ich hege da einen Verdacht, den ich mir gern von einem Experten bestätigen lassen würde. Sobald ich mir etwas sicherer bin, dass ich richtig liege, erkläre ich dir alles.«

    Kaum hatte ich dies gesagt, setzten sie alle diesen typischen Blick auf, mit dem sie mich immer bedachten, wenn ich ihnen erklärte, als Erstes die Fakten zu einem Fall zusammen tragen zu wollen. Ich hatte schon etliche Prozesse auf diese Weise gewonnen, doch ich konnte sie nie von meiner Methode überzeugen. Für sie gab es nur einen Weg, einen Fall zu gewinnen: Man musste möglichst viele prominente Leute dazu bringen, die Unschuld des Angeklagten zu bezeugen und die Niederträchtigkeit seiner Gegner zu beschwören. Außerdem musste man natürlich die Geschworenen bestechen.
    Vom anderen Ende des Forums wurde eine Sänfte herbeigetragen und vor der Basilika abgesetzt. Ihr entstiegen Hortensius Hortalus, der immer noch seinen Augurenumhang trug, und der deutlich gealterte Claudius Marcellus. Auf seinen Lituus gestützt, kam Hortensius die Treppe zu uns hinaufgestapft.
    »Was hat das zu bedeuten?«, fragte er und sah hinab auf die Leiche. Während seine Freunde ihn über die morgendlichen Ereignisse in Kenntnis setzten, untersuchte ich die Treppenstufen. Ich hoffte, irgendwelche Spuren zu entdecken, die Aufschluss darüber gaben, ob die Leiche zur Basilika gezogen oder getragen worden war, aber natürlich war nichts mehr zu sehen. Wenn es auf den Stufen irgendwelche Blutflecken gegeben haben sollte, hafteten sie jetzt an den Sohlen zahlloser Sandalen. In einem war ich mir jedoch absolut sicher: Marcus Fulvius war nicht am Fundort der Leiche ermordet worden. In diesem Fall nämlich hätte ein regelrechter Blutbach die Stufen hinunter geflossen sein müssen, den selbst eine ganze hindurch marschierende Legion nicht hätte unkenntlich machen können. »Hast du irgendein Omen gesehen?«, fragte ich Hortalus.
    »Kein einziges«, gestand er. »Aber es war auch viel zu bewölkt, um irgendwelche Sterne oder in den Nachthimmel aufsteigende Vögel zu sehen, und gedonnert hat es auch nicht.
    Aber da die Verhandlung ja ohnehin nicht stattfindet, gab es für die Omen auch keinerlei Veranlassung, sich zu zeigen. Und ein Kometenschauer oder gar ein Blutregen wäre bei einem Niemand wie diesem Marcus Fulvius ohnehin nicht zu erwarten gewesen.«
    »Schade, dass du nichts gesehen hast, womit man die Einberufung dieser lästigen plebejischen Versammlung hätte verhindern können«, stellte Cato fest.
    »Was jetzt Not tut«, warf mein Vater ein, »ist ein wohl durchdachter juristischer Rat.«
    »Ich glaube, Decius«, wandte sich Hortalus daraufhin an mich, »du solltest so viel Negatives wie möglich über diesen Marcus Fulvius heraus finden. Am besten wäre es, wenn du ihm etwas wie Verrat anhängen könntest. «
    Ich schaffte es schließlich, Sallustius und die anderen abzuschütteln, und machte mich auf den Weg zum Tempel der Venus Libitina, der von uns seit alters her verehrten Göttin des Todes. Caesar hatte ihn erst vor kurzem recht ansehnlich restaurieren lassen. Obwohl seine Familie ihre Abstammung eigentlich allein auf die Göttin Venus Genetrix zurückführt, hat Caesar jeden renovierungsbedürftigen Venustempel stets großzügig bedacht.
    Asklepiodes traf kurz nach mir im Tempel ein. Er saß in einer komfortablen Sänfte, die von größenmäßig perfekt aufeinander abgestimmten Nubiern getragen wurde. Hermes folgte dem Tross, begleitet von zwei ägyptischen Sklaven des Arztes.
    Asklepiodes hatte es im Lauf der Jahre zu einem gewissen Wohlstand gebracht, den er im Gegensatz zu den meisten Kollegen seines Berufsstandes nicht der Quacksalberei, sondern seinen profunden medizinischen Kenntnissen verdankte. Er war der einzige Arzt, dem ich meine eigenen körperlichen Beschwerden anvertraute.
    »Sei gegrüßt, Decius Caecilius!«, rief er und entstieg seinem Tragsessel. »Was für eine Aufregung! Kaum bist du wie der in Rom und schon in einen Mord verwickelt.«
    »Nicht nur verwickelt. Angeklagt.«
    »Das wäre ja nicht das erste Mal. Dann wollen wir uns den Dahingeschiedenen mal ansehen!«
    Die Leiche war inzwischen auf eine Totenbahre gelegt und gewaschen worden. Ohne all das Blut sah Marcus Fulvius eher noch grausiger

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