Im Namen Caesars
modernen, mit Stichel oder Meißel gearbeiteten Granulationen wirken dagegen vergleichsweise grob und derb.«
»Der Stein sieht griechisch aus«, stellte ich fest.
»Richtig beobachtet«, lobte er mich. »Die Etrusker haben früher oft griechische Elemente in ihre Arbeiten einfließen lassen, genau wie wir das heute gerne tun. Allerdings könnte es sich auch um einen modernen Stein handeln, der erst nachträglich in den alten etruskischen Ring eingearbeitet wurde.
Um das herauszufinden, musst du einen Steinschneider aufsuchen. Auf dem Gebiet kenne ich mich nicht so gut aus.«
Ich nahm den Ring wieder an mich und stand auf. »Vielen Dank, Laturnus. Ich denke, die Korporation und ich werden sehr gut mit einander auskommen, wenn ich mein künftiges Amt angetreten habe.«
»Das ist Musik in meinen Ohren. Darf ich mir vielleicht noch die Frage erlauben, warum du dich so für die Herkunft dieses Ringes interessierst?« »Es handelt sich um ein Familienstück«, log ich. »Auf einmal tauchen alle möglichen angeblich Erbberechtigten auf und reklamieren den Ring für sich. So etwas kennst du sicher zu Genüge.«
»Leider ja. Von solchen Geschichten kann ich ein Lied singen.«
Zurück auf der Straße, studierte ich erneut den Stand der Sonne. Bis zum Einbruch der Dunkelheit blieb mir immer noch reichlich Zeit.
»Das war ja hochinteressant«, stellte ich fest.
»Möglicherweise aber für unseren Fall völlig irrelevant. Dann wollen wir mal sehen, ob der Stein irgendwelche Überraschungen birgt.«
Wir machten uns auf den Weg zu dem nicht weit entfernten Viertel der Steinschneider. Fast alle Handwerker, die mit Edelmetallen oder sonstigen kostbaren Materialien zu tun hatten, lebten und arbeiteten in der näheren Umgebung unweit des östlichen Endes des Forums. Viele von ihnen hatten ihre Geschäfte auf dem Forum, doch ich suchte nach einem Händler, der schon möglichst weit gereist war und mit Steinen unterschiedlichster Herkunft arbeitete; außerdem sollte er ein Spezialist für Saphire sein.
Nachdem ich ein bisschen herumgefragt hatte, fand ich tatsächlich das Geschäft eines Mannes, der die gewünschten Kriterien erfüllte. Er war ein ortsansässiger Ausländer namens Gyges. Trotz seines griechischen Namens sah er eindeutig wie ein Syrer aus, doch in den östlichen Küstenstädten war diese Kombination durchaus nicht ungewöhnlich. Ich erklärte ihm mein Anliegen, woraufhin er sich den Stein ansah.
»Der Stein ist aus Ägypten«, sagte er, ohne auch nur einen Augenblick zu zögern. »Bevor man ihn für die Gravur zurechtgeschnitten und poliert hat, hatte er auf jeden Fall eine andere Form. Für solche Zwecke werden gern ägyptische Steine verwendet. Ansonsten erfreuen sich ägyptische Schmuckstücke außerhalb Ägyptens keiner besonders großen Beliebtheit. Die Ägypter selber hingegen mögen massive, unregelmäßige Steine, die sich einfach bearbeiten und für einen feineren Geschmack verschönern lassen.«
»Wie alt ist der Stein?«, fragte ich den Mann. »Kannst du zum Beispiel sagen, wann die Eingravierung vorgenommen wurde?«
»Vor noch nicht allzu langer Zeit«, erwiderte er. »Diese Haarlinien - oder besser gesagt Schlangenlinien - sind typisch für eine Bearbeitungstechnik, die erstmals vor ungefähr fünfzig Jahren von Eunostes aus Caria angewandt wurde. Diese Gravierung wurde jedoch eindeutig nicht in Caria angefertigt.
Ich würde eher sagen, dass sie in einer der griechischen Städte Süditaliens oder Siziliens entstanden ist. Leider kann ich dir nicht den Namen des Steinschneiders nennen, aber ich bin mir so gut wie sicher, dass die Arbeit in einer der Werkstätten von Croton gefertigt wurde.«
Natürlich liegt Croton in Bruttium, aber die Einwohner der Stadt sind keine Bruttier, sondern Griechen. In Croton hat zum Beispiel eine ganze Weile Pythagoras gelebt, der erstaunliche Dinge über Dreiecke und Musik gewusst und gelehrt hatte, dass Menschen keine Bohnen essen sollen. Außerdem hatte vor etwa fünfhundert Jahren der legendäre Olympiasieger Milo in Croton gelebt. In jüngster Zeit allerdings hatte der Ort nicht weiter von sich reden gemacht.
»Das hilft uns auch nicht viel weiter«, stellte Hermes fest, als wir wieder draußen standen.
»Man kann nie wissen, welche Information einem später noch nützlich sein kann«, entgegnete ich. »Als Nächstes sollten wir jemanden finden, der uns diese Papiere entschlüsseln kann - das bringt uns bestimmt ein gutes Stück weiter.«
In Rom wimmelte
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