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Im Namen Caesars

Im Namen Caesars

Titel: Im Namen Caesars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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tief am westlichen Horizont, und die meisten Römer fanden sich um diese Zeit bereits zu ihren abendlichen Essensverabredungen ein, wobei heute vielleicht eine Ausnahme war, falls die Contio sich hingezogen hatte.
    Der Mann, der uns die Tür öffnete, war kein primitiver, am Türpfosten festgeketteter Sklave, wie es in den großen römischen Häusern üblich war, sondern ein gebildeter Diener, der sowohl Asklepiodes als auch meine Insignien eines Senators auf Anhieb erkannte. Er machte eine tiefe Verbeugung. »Gelehrter Doktor, ehrwürdiger Senator - herzlich willkommen im Haus von Callista! Meine Herrin bewirtet heute Abend eine kleine, aber erlesene Gesellschaft. Sie wird sich über euren Besuch freuen.« Er ging voraus, und wir folgten ihm in einen hübschen Innenhof, wo etwa zehn Männer und Frauen in gemütlicher Runde beieinander saßen. Ihre Aufmerksamkeit war auf eine in einem Klappstuhl sitzende Frau gerichtet.
    Während der Diener uns vorstellte, sah ich mich um und entdeckte ein paar bekannte Gesichter, unter anderem Catull, den Dichter, und Marcus Brutus, den Pontifex. Da Brutus Patrizier war, war ihm die Teilnahme an der plebejischen Versammlung untersagt. Es war bekannt, dass er sich für griechische Philosophie begeisterte. Die übrigen Anwesenden waren römische und griechische Männer und Frauen, die man sonst in den zahlreichen literarischen und philosophischen Zirkeln Roms antreffen konnte.
    Die Frau, der eben noch alle gebannt zugehört hatten, erhob sich, um uns zu begrüßen. Ich hatte ein neunmalkluges, hässliches Weibsbild erwartet und staunte nicht schlecht, als eine große, stattliche Frau auf uns zukam. An ihren hübschen, prägnanten Gesichtszügen hätte jeder griechische Bildhauer seine wahre Freude gehabt. Ihr pechschwarzes Haar war in der Mitte gescheitelt und fiel glatt über ihre Schultern. Ihr Kleid hatte die schlichte Schönheit einer dorischen Säule. Sie reichte zuerst Asklepiodes die Hand.
    »Willkommen, gelehrter Asklepiodes, unerschöpfliche Quelle medizinischen Wissens.« Dann sah sie mich an. »Und dafür, dass du den berühmten Decius Caecilius Metellus den Jüngeren in mein Haus gebracht hast, heiße ich dich dreifach willkommen!« Mit diesen Worten ließ sie seine Hand los und griff nach der meinen. »Ich habe mir schon seit langem gewünscht, dich einmal kennen zu lernen, Senator.« Ihre Augen strahlten eine solche Aufrichtigkeit und Wärme aus, dass ich beinahe dahinschmolz. Von ihrer Schönheit ganz zu schweigen »Ich bin erstaunt, ehrwürdige Dame, dass du überhaupt meinen Namen kennst«, brachte ich hervor. »Entschuldige, bitte, dass wir unangekündigt in deine Abendgesellschaft hineinplatzen.«
    Ihr Lächeln war bezaubernd, wie überhaupt alles, was sie tat, von hinreißender Anmut war. »Ja, dachtest du denn, dein viel zu kurzer Aufenthalt in Alexandria, der nun schon beinahe elf Jahre zurückliegt, sei bereits der Vergessenheit zum Opfer gefallen?«
    »Ach«, winkte ich ab und wurde beinahe ein bisschen rot, »was zählt in Alexandria schon ein Aufstand? Sind Aufstände bei euch nicht an der Tagesordnung? « Neben dem Aufruhr waren mir noch ganz andere Sachen in Erinnerung.
    »Prinzessin Kleopatra hat kürzlich in den schillerndsten Farben von dir erzählt«, fuhr Callista fort. »Wie sie sagt, haben ihre Abenteuer mit dir auf Zypern sie in wahre Rauschzustände versetzt.«
    »Wo auch immer die junge Kleopatra auftaucht, scheint das Leben berauschend zu sein«, entgegnete ich. »Irgendwie zieht sie Abenteuer auf magische Weise an.«
    »Auch lone, die Hohepriesterin aus dem Tempel der Aphrodite in Paphos, hat mir von dir geschrieben. Sie behauptet, du seist der talentierteste Römer, der sich je auf Zypern hat blicken lassen. Sie glaubt sogar, dass die Götter dich berührt haben.«
    Allmählich wurde mir ihr Lobgesang peinlich. »Ich bin nichts weiter als ein armes römisches Arbeitstier, das versucht, seine Pflicht zu tun und heimtückischen Mördern aus dem Weg zu gehen.«
    »Bitte!«, forderte sie uns schließlich auf. »Gesellt euch zu uns! Ich glaube, die meisten meiner Gäste dürften euch bekannt sein.«
    Sie stellte uns trotzdem jedem Einzelnen vor. Dann nahmen Asklepiodes und ich Platz, und die Diskussion wurde fortgesetzt. Die Höflichkeit gebot es, dass ich mit meinem Anliegen wartete, bis Callistas abendliche Konversationsrunde beendet war.
    Catull knuffte mir in die Rippen und flüsterte deutlich hörbar:
    »Wetten, dass ich weiß, welcher Gott

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