Im Namen Caesars
ein anständiges Haus kaufen und mit reichlich Sklaven ausstaffieren. Wie ist er bloß an dieses Prachtstück gekommen - und warum hat er es nicht getragen?«
Hermes dachte eine Weile über meine Frage nach. »Vielleicht wollte er ihn erst tragen, wenn er sich einen entsprechenden Namen gemacht hatte, so wie auch seine Senatoren-Tunika und die Toga praetexta. Ein Niemand wie er, der zum ersten Mal als Tribun oder Quaestor kandidiert, sieht doch wie ein Idiot aus, wenn er mit so einem Ring herumläuft. Ein solches Prachtstück hat allenfalls an der Hand eines Praetors etwas zu suchen.« »Da könnte etwas dran sein. Aber wer kann ihm eine derartige Karriere in Aussicht gestellt haben?«
»Caesar zum Beispiel«, erwiderte Hermes. »Oder Pompeius.
Sie haben beide schon den obskursten Männern zu Amt und Würden verholfen.«
»Das ist doch lächerlich!«, ereiferte ich mich. »Die beiden würden niemals …«
»Ich wollte lediglich sagen«, fiel Hermes mir ins Wort, »dass sie zu der Sorte Männer gehören, die so etwas tun könnten.
Außerdem musst du dir darüber im Klaren sein, dass man nicht nur qua Geburtsrecht oder durch politische Machenschaften aufsteigen kann. Sieh mich zum Beispiel an. Ich war mein ganzes Leben lang Sklave. Jetzt bin ich ein Bürger Roms und trage den Namen einer angesehenen Familie, den ich sogar an meine Nachkommen weitervererben werde. Und das ist einzig und allein so, weil du es so wolltest. Männer niederer Geburt leben dafür, dass Männer edler Abstammung sich ihrer bedienen. Dass dies gang und gäbe ist, steht außer Frage. Wir müssen also herausfinden, wem Fulvius möglicherweise als Spielball gedient hat und warum.«
»Deine Gedankengänge sind heute außergewöhnlich tiefsinnig«, stellte ich einigermaßen überrascht fest.
»Wenn es mir schon vergönnt ist, deine Badesachen nicht mehr durch die Gegend tragen zu müssen, kann ich ja wenigstens ein bisschen Denkarbeit für dich übernehmen.«
Ich wischte mir die Krümel von den Händen und kippte den letzten Schluck Wein herunter. »Komm! Sehen wir mal, ob wir jemanden finden, der uns etwas über diesen Ring erzählen kann.« Wir brachten dem Verkäufer die Becher zurück und überquerten die Straße.
Der Vorsitzende der Korporation war in jenem Jahr ein Mann namens Laturnus; er erkannte mich sofort. Sein Büro unterschied sich nicht großartig von den anderen Geschäften: Es bestand aus einem langen, an einen Hof grenzenden Raum, dessen obere Wandhälfte zur Hofseite offen war, um möglichst viel Licht hinein zu lassen. Bis auf ein paar Stühle und einen langen Tisch gab es keinerlei Möbel. Auf dem Tisch standen eine Waage und eine Auswahl an offiziell festgelegten Gewichten, ein Prüfstein sowie eine Kiste, die Proben reinen Goldes, reinen Silbers und sämtlicher Legierungen dieser beiden Metalle enthielt. Es war unschwer zu erkennen, dass hier in erster Linie Streitigkeiten um den Reinheitsgrad des in Rom gekauften Goldes geschlichtet wurden. Es gab strenge Gesetze, die dies regelten, und die Korporation wurde für die Ehrlichkeit ihrer Mitglieder verantwortlich gemacht.
»Sei gegrüßt, Senator! Oder soll ich schon Praetor sagen?« Er nahm meine Hand und führte mich zu einem bequemen Stuhl.
»Wie schön, dich zu sehen!« Laturnus war ausgesprochen fettleibig, aber er hatte gute Augen und flinke Hände, Eigenschaften, die für sein Gewerbe unerlässlich waren. »Ich nehme an, du willst mit mir über die künftige Edelmetallgesetzgebung sprechen.«
»Edelmetallgesetzgebung?«, fragte ich entgeistert. Mir gingen so viele Dinge durch den Kopf, dass ich gar nicht wusste, wovon der Mann redete. Laturnus sah mich verwirrt an. »Na ja, du wirst doch aller Voraussicht nach demnächst einem Gericht vorstehen.
Außerdem werden wir neue Censoren haben. Wenn Appius Claudius zum Censor gewählt wird, und daran besteht wohl kein Zweifel, müssen wir damit rechnen, dass er neue Anti-Luxus-Gesetze erlässt. Wie du sicher nach voll ziehen kannst, halten die Korporationsmitglieder und auch ich selber dieses Vorhaben für eine ausgesprochen schlechte Idee.«
»Kann ich gut verstehen«, stimmte ich ihm zu. »Aber es steht nicht in der Macht eines Praetors, sich in die Angelegenheiten eines Censors einzumischen. Da ihr Goldschmiede auf dem Marktplatz handelt, werden eure Streitfälle ohnehin von den Aedilen verhandelt, und die sind verpflichtet, der Anordnung der Censoren Geltung zu verschaffen.«
»Du hast natürlich Recht«,
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