Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Namen Caesars

Im Namen Caesars

Titel: Im Namen Caesars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
Vom Netzwerk:
dich berührt hat? Es war Bacchus, keine Frage!«
    »Falsch«, konterte ich. »Es war Venus. Wusstest du nicht, dass mich gerade Prinzessinnen und Priesterinnen unwiderstehlich finden?« Einige der Gäste bedachten uns mit missbilligenden Blicken.
    Sie redeten eine ganze Weile über irgendwelche philosophischen Fragen, denen ich nicht folgen konnte. Danach ging es um die Oden des Pindar, die ich zumindest kannte, doch um meine Unwissenheit nicht zu verraten, hielt ich lieber den Mund.
    Ich muss gestehen, dass ich mich durch die Bemerkungen Callistas ungemein geschmeichelt fühlte. Offenbar wusste sie genau, wer ich war, und hatte nicht nur mit Kleopatra über mich gesprochen, sondern auch mit lone korrespondiert. Was aber noch besser war - sie hatte nicht ein einziges Mal auf meine Beziehung zu Caesar angespielt. Zu jener Zeit verfestigte sich nämlich in mir das Gefühl, dass die meisten Leute meine Heirat mit Caesars Nichte für die höchste Auszeichnung hielten, die ich je errungen hatte. Doch dann gab ich mir einen Ruck und verfluchte meine dummen Gedanken. Warum sollte gerade ich, ein mehrfach bewährter Soldat und Magistrat des bedeutendsten Staatswesens der Welt, mich aufgrund einiger warmer Worte einer Ausländerin gebauchpinselt fühlen? Letzten Endes war sie doch nur eine Frau. Und während wir Römer den Griechen der alten Zeiten eine wenn auch etwas widerwillige Bewunderung, ja sogar Ehrfurcht, entgegenbrachten, betrachteten wir ihre Abkömmlinge, also unsere Zeitgenossen, als einen Haufen Degenerierter; wir hielten sie für politische Schwachköpfe und geborene Sklaven. Im Grunde bezweifelten wir tagtäglich, dass die Griechen, die uns in Rom über den Weg liefen, auch nur im Entferntesten mit Achilles und Agamemnon oder den späteren Helden wie Perikles, Leonidas und Miltiades verwandt sein konnten.

    In Wahrheit lagen meine Gefühle vielleicht darin begründet, dass ich die Römer satt hatte und von ihnen enttäuscht war, zumindest von denjenigen, die meiner eigenen Klasse angehörten. Sie waren doch allesamt selbstsüchtige Politiker und habgierige Eroberer, die langsam, aber sicher die Republik zerstörten, und zwar zielstrebiger, als es irgendein Barbar je hätte zu Wege bringen können.
    Nicht dass ich etwa wie viele der müßigen und hohlköpfigen Mitglieder des Senats und des Ritterstands davon ausging, in der angeblichen Weisheit anderer Völker ein Heilmittel für unsere Missstände zu finden. Sie entdeckten ständig Antworten auf die drängenden Probleme der Menschheit in dem überlieferten Wissen der Perser, der Babylonier oder der Ägypter. Leider versäumten sie stets zu erklären, warum deren Gesellschaftssysteme trotz ihrer gepriesenen Weisheit allesamt kläglich zugrunde gegangen waren. Wenigstens schenkten Männer wie Brutus und Cicero ihre Bewunderung o den relativ rationalen Griechen, die immerhin wussten, wie man schöne Statuen meißelte.
    Schließlich erhoben sich die Leute, und Callista verabschiedete ihre Gäste. Währenddessen wechselte ich ein paar Worte mit Brutus. Er war ein höchst angesehener Mann, für meinen Geschmack aber viel zu ernst und bedachtsam. Er konnte sich nicht einmal entscheiden, in welche Richtung er spucken sollte, ohne vorher lang und breit darüber nachzugrübeln, ob und wie dies möglicherweise die Ehre seiner Familie zu beeinträchtigen vermochte. In Anbetracht dessen, dass er noch so jung war, fand ich diese Fixierung auf die Reputation seiner Familie geradezu grotesk. Seine Mutter Servilia war in jüngeren Jahren eine der attraktivsten Frauen Roms gewesen, und Brutus hatte ein bisschen von ihrem ansehnlichen Äußeren abbekommen - eine Eigenschaft übrigens, die man in seiner durchaus treffend benannten Familie ansonsten vergeblich suchte.
    »Ich hoffe, die Entscheidung der Comitia tributa fällt in deinem Sinne aus«, sagte er mit Grabesstimme und achtete darauf, die Bezeichnung der plebejischen Volksversammlung mit der bei Patriziern üblichen Verachtung auszusprechen. Sie zögen stets die von ein paar wenigen angesehenen Familien dominierte Comitia centuriata vor.
    »Sie dürfte in der Tat äußerst aufschlussreich für mich sein«, entgegnete ich. »Ich stehe wirklich vor einem Rätsel, was diese ganze Geschichte angeht. Dass ich den einen oder anderen auf Zypern lebenden Römer vielleicht ein bisschen grob behandelt habe, will ich gar nicht bestreiten, aber dabei hat es sich ausschließlich um Diebe und Plünderer gehandelt, was ich im Übrigen

Weitere Kostenlose Bücher