Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Namen Caesars

Im Namen Caesars

Titel: Im Namen Caesars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
Vom Netzwerk:
entgegnete er und fuchtelte dabei ein wenig fahrig mit den Fingern herum. »Aber die Aedilen und die Praetoren arbeiten meistens eng zusammen, da sich ihre Zuständigkeiten oft überschneiden. «
    »Natürlich«, bestätigte ich. »Und ich verspreche dir, dass ich bei voreiligen Strafanzeigen wegen angeblicher Verstöße gegen die Luxus-Gesetze Nachsicht üben werde. Mir will nämlich nicht so recht einleuchten, dass die größte Bedrohung der Republik davon ausgehen soll, wie viele Ringe ein Mann trägt oder dass seine Frau zu viele Goldklunker um den Hals hängen hat. Ich habe vor, alle Fälle abzuweisen, in denen es nicht um wirkliche Verbrechen geht.«
    »Dafür wären wir dir alle überaus dankbar«, versicherte mir Laturnus, womit er sagen wollte, dass er meine Meinung zu der Angelegenheit verbreiten würde und ich mit einem anständigen Preisnachlass rechnen konnte, wenn ich bei irgendeinem Mitglied der Korporation Schmuck kaufen sollte.
    »Vor allem aber empfehle ich dir, gute Beziehungen zu dem anderen Censor zu pflegen. Immerhin kann er jede Entscheidung von Appius außer Kraft setzen.«
    »Oh, das tun wir gewiss«, versicherte er. »Calpurnius Piso hat ziemlich gute Chancen, gewählt zu werden, und er ist wie soll man sagen? - ein Mann, der unserer Überzeugungsarbeit durchaus zugänglich ist. Leider dürfte er vor allem damit beschäftigt sein zu verhindern, dass Appius Claudius seine Freunde von der Senatorenliste streicht.«
    »Im Senat muss allerdings dringend mal aufgeräumt werden«, gab ich zu bedenken. »Aber falls es dich beruhigt: Als ich kürzlich mit Appius gesprochen habe, schien er sich eher wegen der ausufernden Verschuldung etlicher Senatoren Sorgen zu machen als wegen des Hangs der Römer zum Luxus.«
    »Wollen wir hoffen, dass du Recht hast!«, entgegnete Laturnus.
    »Nun zu etwas anderem, mein Freund«, wechselte ich das Thema. »Eigentlich bin ich hier, um dir dieses Prachtstück zu zeigen.« Ich kramte den schweren Ring aus meiner Tunika hervor und reichte ihn ihm. »Was kannst du mir darüber sagen?«
    Er nahm den Ring, ging etwas näher an das große Fenster und musterte ihn. »Ein schönes Stück. Sehr alt.«
    »Woher weißt du das?«
    »Das ist ein Schmuckstück etruskischer Herkunft. Man erkennt es an der einzigartigen Granulation der Oberfläche.
    Diese spezielle Granuliertechnik ist schon vor etlichen Generationen verloren gegangen.«
    Das erklärte einiges. Ich hatte diese Art der Bearbeitung in der Tat schon unzählige Male gesehen, nämlich an alten Bronzelampen und Gefäßen, die von den Etruskern angefertigt worden waren. »Aber warum stellt man so etwas nicht mehr her?«
    »Vermutlich haben nur wenige Familien diese Technik beherrscht und sie mit ins Grab genommen, als sie irgendwann ausgestorben sind. Die Granulation wurde nicht wie bei unserem heutigen Verfahren mit Graviersticheln in die Oberfläche geritzt, sondern die Etrusker sind völlig anders vorgegangen.
    Zuerst haben sie Tausende von winzigen Goldkügelchen hergestellt, die alle exakt die gleiche Größe hatten - übrigens auch eine Technik, die verloren gegangen ist. Dann haben sie auf die angeraute Oberfläche des Schmuckstücks, in diesem Falle also des Rings, eine sehr feine Lötzinnschicht aufgetragen.« Seine Stimme wurde zusehends ehrfürchtiger, je tiefer er uns in die Geheimnisse seines Handwerks einweihte.
    »Anschließend wurden die winzigen Kügelchen auf die Lötzinnschicht gelegt, und zwar ein Kügelchen nach dem anderen. Diese Aufgabe soll so schwierig und filigran gewesen sein, dass sie angeblich nur von Kinderhänden zufrieden stellend bewältigt werden konnte. Wer älter als zehn oder höchstens zwölf Jahre war, verfügte nicht mehr über die erforderliche Sehkraft und das feine Tastempfinden. Wenn alle Kügelchen in dem gewünschten Muster aufgelegt waren, wurde das Schmuckstück vorsichtig in einen Ofen gelegt. Doch sobald eine bestimmte Temperatur erreicht war, musste das Stück wieder aus dem Ofen genommen werden. Wenn man es zu früh herausholte, hielt das Lötzinn nicht, ließ man es zu lange im Ofen, schmolz die aufgetragene Schicht, und die ganze Arbeit war dahin. Es gab während der Bearbeitung so eines Schmuckstücks bestimmt hundert Stadien, in denen man einen Fehler machen und das ganze Werk ruinieren konnte. Eigentlich ist es ein Wunder, dass überhaupt ein paar Schmuckstücke vollendet wurden. Aber wenn sie denn gelungen waren, erzielten sie einen einzigartigen Effekt. Unsere

Weitere Kostenlose Bücher