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Im Namen Caesars

Im Namen Caesars

Titel: Im Namen Caesars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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vorkommt.«
    »Und?«
    »Als ich gestern Nacht im Bett lag, war ich der Verzweiflung nahe.
    Aber im Schlaf muss mich ein Gott besucht haben, denn als ich heute Morgen aufgewacht bin, fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Mit so einer Finesse hätte ich nicht im Traum gerechnet.« Bei diesen Worten glaubte ich in ihrem Blick eine beinahe dämonische Begeisterung zu erkennen. »Und was haben die Deltas nun zu bedeuten?«, fragte ich ungeduldig. »Nichts!«, erwiderte sie.
    Ich war baff. »Das verstehe ich nicht.«
    »Callista wird es dir erklären, Liebster«, mischte sich Julia ein. »Wir haben schon kurz darüber gesprochen, aber ich möchte gerne mehr darüber hören.«
    Ich setzte mich, woraufhin sofort ein Sklave erschien und mir einen Becher reichte. »Ich bin sehr gespannt.«
    »Ich weiß, es klingt absurd«, begann Callista, »aber das Delta steht wirklich für nichts, und genau das ist das Faszinierende. Mir ist aufgefallen, dass das Delta immer nach etwa drei bis acht anderen Buchstaben auftaucht und dass es nie doppelt vorkommt. Als ich heute Morgen aufgewacht bin, war mir plötzlich klar, was es damit auf sich hat: Wer auch immer diese Dokumente verschlüsselt hat, wollte dem Empfänger die Entschlüsselung erleichtern, indem er die einzelnen Worte jeweils durch ein Delta getrennt hat, genauso wie andere Leute beim Schreiben einen kleinen Zwischenraum zwischen den Worten lassen.«
    »Verstehe«, entgegnete ich. »Das klingt in der Tat ziemlich simpel.« »Trügerisch simpel, würde ich sagen«, stellte Callista fest.
    »Aber die Implikationen dieser Methode sind doch sehr erstaunlich.
    Dass jemand ein Symbol verwendet, um gar nichts darzustellen, ist mir noch nie untergekommen. Es gibt ein Teilgebiet der Philosophie, das sich mit der Bedeutung von Symbolen befasst. Ich werde auf jeden Fall mit einigen befreundeten Philosophen Kontakt aufnehmen und mit ihnen über die Implikationen dieses neuartigen Symbolgebrauchs diskutieren. Vermutlich kann diese Methode auch in der Mathematik in großem Maße Anwendung finden.«
    »Da könntest du durchaus Recht haben«, entgegnete ich und bemühte mich, halbwegs gebildet zu klingen. In Wahrheit hatte ich nicht die geringste Ahnung, wovon die Frau eigentlich redete, und ich bin bis heute nicht dahinter gekommen. Ein Symbol für nichts? Das war doch so lächerlich wie die Paradoxe von Zenon.
    »Callista meint, dass Archimedes vielleicht an genau dieser Idee gearbeitet hat, als dieser furchtbare Soldat ihn umgebracht hat«, gab Julia ihren Senf dazu.
    »So etwas passiert nun mal im Krieg«, stellte ich trocken fest.
    »Archimedes hätte sich eben nicht mit dem Soldaten anlegen sollen.«
    Dann wandte ich mich wieder an Callista. »Bist du vielleicht auch bei den anderen Buchstaben ein bisschen weiter gekommen?«
    »Ich bin mir fast sicher, dass die Texte in gewöhnlichem Latein geschrieben sind. Das lässt sich aus der Länge und der Anordnung der Worte schließen. Allerdings fehlt mir noch der Schlüssel, nach dem die Buchstaben ersetzt werden müssen. Erst dachte ich, dass es wohl nicht so schwer sein dürfte, den Code zu knacken, doch da habe ich mich wohl geirrt. Wer sich so etwas wie dieses Delta-Symbol ausgedacht hat, hat sich bestimmt einer ziemlich raffinierten Chiffrierung bedient.«
    »Möglicherweise«, entgegnete ich. »Aber vielleicht misst du diesem Delta auch zu viel Bedeutung bei. Vielleicht hat der Schreiber es einfach nur praktisch gefunden, die Worte durch Deltas zu trennen, und hat sich gar keine Gedanken über die tieferen Implikationen dieser Methode gemacht. « Was auch immer das für Implikationen sein mochten.
    »Ausgeschlossen ist das natürlich nicht«, gab sie zu, doch ihre Zweifel an meiner These waren nicht zu überhören. »Sind dir dort, wo du diese Dokumente gefunden hast, vielleicht noch andere Bücher, Gedichte oder Schriftstücke aufgefallen?«
    »Warum fragst du?«
    »Ich vermute, dass bei diesen Texten jeweils ein Buchstabe durch einen anderen ersetzt worden ist - in diesem Fall steht also wahrscheinlich jeder griechische Buchstabe für einen Buchstaben des lateinischen Alphabets. Aber um die Texte zu decodieren, brauche ich den Schlüssel.«
    »Den Schlüssel?«, fragte ich entgeistert. »Was, um Himmels willen, soll das denn nun wieder sein?«
    »Eine schriftliche Anweisung zum Beispiel«, erklärte Callista.
    »Aber wahrscheinlich hat der Verfasser wohl eher ein bekanntes Buch benutzt, etwa die Gedichte Homers oder Pindars oder

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