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Im Namen Caesars

Im Namen Caesars

Titel: Im Namen Caesars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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zusammen getretenen Comitia erforderlich. Ein cleveres Bürschchen, dieser Manilius! Er hat sich feierlicher und besonnener gegeben als irgendein Magistrat seit Fabius Cunctator, doch gleichzeitig hat er sich einer ziemlich radikalen Taktik bedient. Die Comitia tributa sind gar nicht befugt, über ein Kapitalverbrechen zu verhandeln.«
    »Aber handelt es sich denn überhaupt um ein Kapitalverbrechen?«, fragte ich. »Es geht doch nur um einen gewöhnlichen Mord. Fulvius wurde mit einer ganz normalen Stichwaffe ermordet, auch wenn die Mörder ziemlich barbarisch vorgegangen sind. Es ist ja nicht etwa so, als würde man mir ein wirklich schweres Verbrechen wie Brandstiftung oder Verrat zu Last legen.«
    »Unsinn!«, widersprach Cato. »Der Getötete stammt wie du aus einer angesehenen Familie, auch wenn er etwas Obskures an sich hatte. Du hast einen ausgezeichneten Ruf. Wenn dein Prozess nicht vor einem der ständigen Gerichtshöfe landet, solltest du deshalb unbedingt darauf bestehen, dass dein Fall vor den vollständig zusammengetretenen Comitia centuriata verhandelt wird. Das ist besser für dich, weil da alle Klassen vertreten sind und die Tribunen nicht alles unter ihrer Kontrolle haben.«
    »Dafür habe ich keine Zeit«, wandte ich ein. »Jedenfalls nicht, wenn ich weiterhin kandidieren will. Und wenn ich den Prozess zu verschleppen versuche, liefere ich Manilius' und Fulvius' Hintermännern nur einen Vorwand, ein Amtsenthebungsverfahren gegen mich anzustrengen. Sie werden es dann darauf anlegen, mich am Antritt meines Amts zu hindern.«
    Ein amtierender Magistrat konnte strafrechtlich nicht verfolgt werden, doch wenn die Wahl selbst für ungültig erklärt wurde, konnte er daran gehindert werden, sein Amt anzutreten.
    »Aber was willst du dann tun?«, wollte Cato wissen. »Für die Ausarbeitung einer guten Verteidigungsstrategie fehlt es dir an Zeit, wohingegen deine Gegner vermutlich Monate darauf verwendet haben, ihr wie auch immer geartetes Komplott gegen dich zu planen.«
    »Ich habe vor, meine Unschuld zu beweisen, und zwar noch vor Prozessbeginn. «
    Cato sah mich skeptisch an. Genau wie Julia schien er nicht viel auf Unschuldsbeweise zu geben.
    Auf Ausländer wirkte unser altes republikanisches System mit den zahlreichen und diversen Volksversammlungen, den vielen verschiedenen Gerichten, den Beamten mit ihren konkurrierenden Zuständigkeiten und den politischen Fraktionen mit ihren jeweiligen sich bekämpfenden Anhängerschaften oft ziemlich verwirrend und undurchschaubar, doch wir fanden uns glänzend darin zurecht. Na ja, sagen wir nahezu glänzend. Denn wie in meinem Fall gab es durchaus des Öfteren Streit darüber, ob jemand das Recht hatte, irgend etwas zu tun oder nicht.
    Im Laufe der Generationen hatten die verschiedenen Klassen etliche Kämpfe um die politische Macht ausgetragen; erst hatten sich Patrizier und Plebejer bekämpft, dann hatte sich die Schlachtordnung geändert, und den Nobiles und den Senatoren hatten die Equites und die unteren Plebejerschichten gegenüber gestanden, bis die Klassen schließlich so hoffnungslos mit einander vermischt waren wie heute. Ich selbst war das beste Beispiel für diese Durchmischung: Geborener Plebejer war ich dank meiner Vorfahren, unter denen sich etliche Konsuln befunden hatten, und zugleich war ich Mitglied der Nobilität. Da ich das entsprechende Vermögen nachweisen konnte, war ich zudem ein Eques, und durch Wahlen hatte ich es ferner zum Senator gebracht. Natürlich war ich kein Patrizier, doch in jenem Jahr waren die patrizischen Familien sowieso schon so gut wie ausgestorben, und das einzige Privileg, das ihnen geblieben war, bestand darin, dass einige Priesterämter nur von ihnen bekleidet werden durften. Darauf allerdings konnte ich gut verzichten, denn wer wollte schon Flamen dialis oder Rex sacrorum werden?
    Die meisten Ausländer gingen davon aus, dass der Senat die Regierungsgeschäfte lenkte, doch das war ein Irrtum. Zwar tummelten sich im Senat jede Menge mächtige Männer, doch in Wahrheit konnte er nur über die Außenpolitik bestimmen. So war Cicero zum Beispiel in arge Bedrängnis geraten, als er den Catilina-Verschwörern im Senat den Prozess gemacht und sie ohne Berufungsverfahren hatte hinrichten lassen. Obwohl sogar der extrem konservative Cato Ciceros Vorgehen gebilligt hatte, war dieser von den Comitia tributa ins Exil verbannt worden und durfte erst nach einer Abstimmung der Comitia centuriata wieder heimkehren.
    SPQR, unsere

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