Im Namen Caesars
die vollen Bürgerrechte, und sie verfügten über eine besondere Form der Eheschließung: die Confarreatio. Sie war unauflöslich, und damals hat eine politische Eheschließung die beiden Familien für immer mit einander verbunden.«
»Wir römischen Frauen aus den alten und angesehenen Familien lassen uns ganz schön viel von unseren Männern bieten«, stellte Julia fest. »Und es ist ja schon schlimm genug, in ihrem politischen Spiel wie eine Art Pfand behandelt zu werden, doch zu allem Übel sind wir auch noch Pfänder, die absolut nichts zählen.«
»Bei euren unzähligen Eheschließungen und Scheidungen und den häufigen Adoptionen wundere ich mich, dass ihr noch so viel Aufhebens um die alten Familiennamen macht«, warf Callista ein. »Sie können doch heutzutage kaum noch von größerer Bedeutung sein.«
»Seltsam, nicht wahr?«, stimmte ich ihr zu. »Aber wir stellen unsere Namen immer noch über alles andere.«
»Das ist vermutlich so«, versuchte Julia eine Erklärung, »weil Adoptionen ohnehin nur auf einen sehr begrenzten Kreis von Familien beschränkt sind. Normalerweise kommt das nur in den Familien vor, die traditionell hervorragende Beziehungen pflegen und die zu einem guten Teil mit einander blutsverwandt sind.«
»Stimmt«, stellte ich fest. »Metellus Scipio zum Beispiel ist der Letzte seiner Familie, der noch von den Cornelia Scipiones abstammt, doch gleichzeitig ist er mütterlicherseits ein Metellus und deshalb mein Cousin. «
»Ich finde das alles ziemlich verwirrend«, gestand Callista.
»Freu dich, dass du dir über solche Dinge keine Gedanken machen musst«, entgegnete Julia.
»Griechische Frauen sind da anders«, stellte Callista fest. »Sie rächen sich, wenn man sie einfach ohne sie zu fragen verschachert. Denkt zum Beispiel an Medea.«
»Römische Frauen der Oberschicht sind normalerweise ganz froh, wenn sie den Ehemann nach ein oder zwei Jahren wechseln können«, sagte Julia und fügte mit viel sagendem Blick an mich gewandt hinzu: »Es gibt natürlich auch Ausnahmen.«
In der folgenden Stunde philosophierten Julia und Callista über die verschiedensten Themen. Ich hielt mich weise zurück und gab nur gelegentlich ein unverbindliches Räuspern von mir, das so klingen sollte, als ob ich ihrem Gespräch konzentriert folgte. Zu meinem Erstaunen schien Julia die Frau aus Alexandria aufrichtig zu mögen. Natürlich hatte sie sie an diesem Morgen nur deshalb aufgesucht, weil sie wissen wollte, mit was für einer Frau ich mich treffen würde. Dass sie statt einer fremdländischen Verführerin eine zuvorkommende, gebildete Gesinnungsgenossin angetroffen hatte, musste sie angenehm überrascht haben. Allerdings hätte Callista natürlich genauso gut die glühende Verführerin spielen können, wenn sie es denn drauf angelegt hätte.
Schließlich kam Hermes zurück, der sein Versprechen gehalten und sich mächtig beeilt hatte. Wie ein Affe grinsend betrat er, ein sperriges Bündel über der Schulter, triumphierend das Peristylium.
»Du solltest doch nur eine Schriftrolle holen«, wies ich ihn zurecht.
»Stattdessen hast du offenbar das ganze Haus leer geräumt.«
»Ich dachte mir, wenn ich schon da bin, kann ich auch gleich alle Bücher mitgehen lassen.«
»Da sieht man mal wieder, dass ein geborener Dieb durch nichts zu bremsen ist«, stellte ich fest. »Aber vielleicht war das gar keine schlechte Idee, denn vielleicht ist der Schlüssel, nach dem wir suchen, ja auch in einem der anderen Bücher zu finden.«
Callista ließ von ihren Dienern einen großen Tisch bringen, auf dem wir Hermes' Beute ausbreiteten und in Augenschein nahmen. Er hatte etwa fünfzehn Bücher mitgebracht, von denen einige so umfangreich waren, dass sie mehrere Schriftrollen umfassten.
»Hier ist das Buch, das ich besorgen sollte«, sagte Hermes und zog die Schriftrolle aus seiner Tunika.
Ich rollte sie auf dem Tisch aus, und wir inspizierten sie. Wie für die meisten Bücher von besserer Qualität hatte man auch für dieses alexandrinischen Papyrus der feinsten Sorte verwendet.
Ich hatte in Ägypten einmal gesehen, wie Papyrus hergestellt wird. Es ist eine anspruchsvolle und mühselige Arbeit. Die vielseitig verwendbare Papyruspflanze wird zunächst aufgeschnitten, anschließend wird das Mark in längen Streifen herausgeschält. Dann wird eine gewisse Anzahl von Streifen nebeneinander gelegt, wobei diese sich leicht überlappen. Eine weitere Anzahl gleicher Steifen wird im nächsten Schritt quer über
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