Im Namen Caesars
des fraglichen Hauses. »Ich verschaffe mir einfach über eine andere Straße Zutritt zu einem der Häuser, von denen aus man Zugang auf den gemeinsamen Innenhof hat«, erklärte er schließlich. »Wenn sich in dem fraglichen Haus niemand aufhält und das Buch noch an Ort und Stelle ist, besorge ich es.«
»Dann lauf!«, wies ich ihn an. »Und komm so schnell wie möglich zurück! Das heißt, kein Abstecher in eine Taverne!«
»Ich werde meinem Namen alle Ehre machen«, versprach er und verschwand schnell und leise wie ein Leopard.
»Scheint ein pfiffiges Bürschchen zu sein«, stellte Callista anerkennend fest.
»Ohne jemanden wie ihn ist man als Politiker verloren«, erklärte ich. Während wir darauf warteten, dass Hermes mit seiner Beute zurückkehrte, unterhielten wir uns über die Zwickmühle, in der ich steckte. Außerdem erzählte ich ihnen von meinem Gespräch mit Cato und von den verwickelten geplanten und bereits vollzogenen Eheschließungen der jüngsten Vergangenheit.
»Ich kenne Octavia und ihren Bruder nur flüchtig«, gestand Julia, auf die Frau von Gaius Marcellus anspielend. »Wobei ich weiß, von wem sie abstammen. Caesars Schwester, die ebenfalls Julia heißt, hat einen gewissen Atius Baibus geheiratet, deren Tochter Atia sich wiederum von Gaius Octavius hat ehelichen lassen und zwei Kinder mit ihm bekommen hat: nämlich Octavia und Gaius Octavius den Jüngeren. Octavius der Ältere ist vor einiger Zeit gestorben, und Atia ist, soweit ich weiß, inzwischen mit Lucius Philippus verheiratet.«
»Den alten Octavius kenne ich«, entgegnete ich. »Als er vor ein paar Jahren Praetor war, sind Clodius und ich einmal im Laufe einer Prügelei direkt in seinem Gericht gelandet. Wenn uns die Liktoren nicht getrennt hätten, hätte ich Clodius dort auf der Stelle die Gurgel durchgeschnitten.«
»Wollen wir von Glück sprechen, dass sie dich daran gehindert haben«, stellte Julia fest. »Wie ich gehört habe, war an jenem Tag im Gericht eine Vestalin anwesend.«
»Stimmt«, gab ich zu. »Wahrscheinlich hätte man mich vom Tarpejischen Fels gestürzt oder mich in einem mit Gewichten beschwerten Sack von der Sublicianischen Brücke in den Tiber geworfen.«
»Was Bestrafungen angeht, kennt eure Phantasie wirklich keine Grenzen «, stellte Callista anerkennend fest.
»Das ist noch gar nichts«, entgegnete ich. »Du solltest mal sehen, wie wir mit Vater- oder Muttermördern verfahren, oder mit Brandstiftern.« »Aber dich lässt man auf freiem Fuß«, stellte Callista irritiert fest, »obwohl du des Mordes angeklagt wirst.«
»Wir Römer haben einen ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit«, erklärte Julia ihr. »Die härtesten Strafen behalten wir uns für Verbrechen vor, die unser Gemeinwesen bedrohen. Da Rom zum Beispiel die reinste Feuerfalle ist, gilt Brandstiftung als das schlimmste aller Verbrechen. Auch Verrat wird hart bestraft, denn er bringt uns alle in Gefahr. Frevel, Elternmord oder Inzest erzürnt die Götter und zieht ihren Zorn auf die ganze Stadt.« »So ist es«, bestätigte ich. »Von einem erwachsenen Bürger erwarten wir jedoch, dass er auf sich selber aufpassen kann.
Wenn jemand versucht, dich umzubringen, solltest du ihm besser zuvor kommen. Wer nicht einmal imstande ist, sich selbst zu verteidigen, ist ohnehin nicht viel wert, denn für die Legion ist er nicht zu gebrauchen.«
»Allerdings gibt es ein paar Ausnahmen«, stellte Julia klar.
»Hinterhältigen Mord tolerieren wir zum Beispiel nicht - vor allem wenn Gift oder Magie im Spiel sind. Und wer sich an sakrosankten Personen wie den Volkstribunen oder den Vestalinnen vergreift, muss ebenfalls mit den härtesten Strafen rechnen.«
»Vergehen an gewöhnlichen Senatoren hingegen werden nicht so hart geahndet«, warf ich ein. »In turbulenten Zeiten wurde an manchen Tagen ein halbes Dutzend ermordeter Senatoren durch die Straßen getragen. Aber an Senatorennachschub hat es noch nie gemangelt, und ich persönlich bin sowieso der Meinung, dass der Senat maßlos überbesetzt ist.«
»Soweit verstehe ich«, gab sich Callista mit unseren Erläuterungen zufrieden. »Aber könnt ihr mir vielleicht auch erklären, was es mit diesen politischen Eheschließungen auf sich hat, wenn sie jederzeit problemlos wieder aufgelöst werden können?«
»Das beruht noch auf einer alten Tradition«, erklärte ich. »Der Brauch geht auf eine Zeit zurück, in der es noch sehr viel schwieriger war, sich scheiden zu lassen. Früher hatten nur Patrizier
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