Im Namen Caesars
althergebrachte Formel, bedeutete »der Senat und das römische Volk«, und so hielten wir es auch.
Inzwischen hat sich natürlich alles verändert. Die meisten unserer überlieferten Institutionen und Körperschaften gibt es zwar noch, aber sie führen nur das aus, was der Erste Bürger ihnen befiehlt. Früher sind wir derart aufeinander losgangen, dass wir damit selbst unseren Feinden Angst eingejagt haben.
Heute aber fürchte ich, dass Rom keine große Zukunft hat, nachdem wir uns definitiv in eine Monarchie verwandelt haben, auch wenn wir uns natürlich nicht so nennen.
Doch damals beunruhigten mich derartige Befürchtungen noch nicht. Die Mordanklage gegen mich machte die sowieso schon turbulente Zeit des Wahlkampfes nur noch aufregender.
Natürlich war sie ärgerlich, aber alles war besser, als in Gallien zu sein. »Sag mal, Cato, erinnerst du dich an die Meute, die mich gestern auf der Treppe der Basilika öffentlich angeprangert hat?
Hast du die Typen zufällig auch auf der Contio gesehen?«
»Ja«, erwiderte er. »Und auch dort haben sie mächtig über dich hergezogen. «
»Haben sie auch erwähnt, dass sie mich in Fulvius' Haus beim Durchstöbern von dessen Eigentum erwischt haben?«
»Nein«, erwiderte er. »Mit keinem Wort. Allerdings ging das Gerücht, dass ihr, du und Hermes, von einem Balkon gesprungen und davongerannt sein sollt, als ob die Furien hinter euch her gewesen wären, aber solche Geschichten habe ich schon so oft gehört, dass ich ihr keine große Bedeutung beigemessen habe. Was hast du denn dort gesucht?«
»Ich habe nach Beweisstücken gesucht«, erklärte ich. »Die Tür war nicht abgeschlossen, und es hat mir niemand verboten, das Haus zu betreten, also war es auch kein Einbruch. Aber ich finde es höchst interessant, dass Fulvius' Freunde nichts von meinem Besuch erwähnt haben.« »Seltsam ist es auf jeden Fall«, stimmte er mir zu. »Und? Hast du etwas gefunden?«
»Nichts, was mir ad hoc weiterhilft, aber zumindest habe ich heraus gefunden, dass Fulvius für einen armen Mann außergewöhnlich luxuriös gelebt hat. Er hat in einem Haus von Gaius Claudius Marcellus gewohnt.«
»Dann muss ein politischer Gefallen dahinter stecken«, sagte Cato. »Aber welcher Art nur? Gaius Claudius Marcellus ist ein leidenschaftlicher Gegner von Caesar, doch er ist genau wie du durch seine Eheschließung mit Caesar verbunden.«
»Tatsächlich? Das wusste ich gar nicht.«
»Er hat Octavia geheiratet. Sie ist die Enkelin von Caesars Schwester.« »Eine Großnichte also?«, überlegte ich laut. »Dann ist die Verbindung ja nicht besonders eng.«
»In diesem Fall vielleicht doch«, entgegnete Cato. »Caesar hat nämlich ein Auge auf ihren Bruder, den jungen Gaius Octavius, geworfen. Wenn Caesar nicht bald selbst einen Nachfolger zeugt, wird er den Jungen vielleicht adoptieren. Vor ein paar Monaten hat er die Beerdigungsrede für seine Großmutter Julia gehalten, und dafür, dass er noch so jung ist, hat er einen bemerkenswerten Auftritt hingelegt.«
»Ich habe noch nie vom ihm gehört«, sagte ich, und so wie mir war Octavius damals den meisten absolut kein Begriff. Für unseren Seelenfrieden war es sicher gut, dass wir nicht ahnen konnten, was für eine Zukunft diesem damals gerade zwölf Jahre alten Jüngling bevorstand.
»Vor ein paar Jahren, als Caesar und Pompeius ihre Beziehung mal wieder ins Lot zu bringen versuchten«, fuhr Cato fort, »wollte Caesar, dass Octavia sich von Marcellus scheiden lässt und Pompeius heiratet. Er selber wollte sich von Calpurnia trennen und Pompeius' Tochter heiraten, doch aus irgendeinem Grund ist nichts aus diesem Plan geworden.«
»An Caesars abendlicher Tafel dürfte er jedenfalls zu einigen Verstimmungen geführt haben«, vermutete ich.
»Wie kommst du denn darauf?«, fragte Cato überrascht. Ihm wäre nie in den Sinn gekommen, dass die Frauen womöglich gar nicht damit einverstanden waren, aus politischen Überlegungen und nach Lust und Laune ihrer Männer geschieden und wieder neu verheiratet zu werden. Pompeius' Tochter war mit Faustus Sulla verheiratet und hatte zwei Kinder mit ihm, und Pompeius selbst hatte letztendlich die Tochter von Metellus Scipio geheiratet, die wiederum die Witwe von Publius Crassus war, der zusammen mit seinem Vater bei Carrhae gefallen war.
Unsere politischen Eheschließungen waren mindestens so kompliziert wie unsere oftmals ziemlich verwickelten Wahlstrategien.
»Wie es aussieht, dürfte Claudius Marcellus im
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