Im Namen Caesars
dem Stand der Equites anzugehören.
Ich zeigte Hermes das Dokument.
»Das hat ja gerade so gereicht«, stellte er fest. »Und um eine politische Karriere zu finanzieren, ist es eigentlich ein bisschen wenig.«
»Wie groß sein Vermögen wohl heute sein mag?«, überlegte ich.
»Immerhin kann er sich als Volkstribun während seiner Amtszeit gehörig bereichert haben.«
»Oder sein Vater könnte gestorben sein und ihm ein dickes Erbe hinterlassen haben«, mutmaßte Hermes. »Vielleicht hat er sich auch Geld geliehen. «
»Gut möglich«, stimmte ich ihm zu. »Ich habe allerdings keine Ahnung, wie wir uns Kenntnis über seinen jetzigen Vermögensstatus verschaffen sollen. Schließlich gibt es kein Gesetz, das ihn verpflichtet, die Herkunft seiner Gelder offen zu legen.« Ich dachte eine Weile über meine Worte nach.
»Allerdings muss er zur Aufrechterhaltung seines Status als Eques eine Liste über seinen Landbesitz erstellt haben. Lass uns mal nachsehen, ob wir das Verzeichnis finden. Es könnte vielleicht aufschlussreich sein.« Wir durchstöberten die Dokumente, bis wir tatsächlich auf eine Vermögenserklärung stießen. Sie war von dem Wahlausschuss zu den Akten genommen worden, der für die Feststellung des Kandidatenstatus zwischen den Census zuständig ist. Im Vorjahr hatte Manilius den gleichen Grundbesitz wie beim letzten Census aufgeführt, zusätzlich jedoch ein neues Jahreseinkommen von 120.000 Sesterzen aus einem Landbesitz angegeben, über den er im Jahr zuvor noch nicht verfügt hatte.
»Das ist ja interessant«, stellte ich fest. »Wie es aussieht, hat der junge Manilius seinen Besitz um ein Anwesen in bester Lage vermehrt. Und jetzt rate mal, wo es liegt!«
»In Baiae?«, riet Hermes.
»Wo sonst? Seitdem dieser ganze Ärger losgegangen ist, führen alle Wege nach Baiae.«
»Ein ziemlich umfangreiches Anwesen im Übrigen«, stellte Hermes fest, während er die Vermögensliste durchging. »Es umfasst zweihundert lugera Land und verfügt neben Ackerland und Weiden auch über Obstplantagen und Weinberge sowie über ein Landhaus mit dazugehörigem Garten. Außerdem sind hier eine Oliven- und eine Traubenpresse aufgeführt. Das Gut wird von neunzig Sklaven und zwanzig Pächterfamilien bewirtschaftet. Und die angrenzende Bucht, in der sich ein befestigter Kai befindet, gehört auch noch dazu.«
»Nicht gerade königlich, aber doch ansehnlich«, bemerkte ich. »Wer wohl Vorbesitzer war?«
»Sind die Leute im Süden nicht alle Klienten von Pompeius?«, fragte Hermes.
»Nicht alle«, erwiderte ich. »Und Baiae ist inzwischen so beliebt, dass es, was die politischen Lager angeht, nahezu als neutral betrachtet werden kann.«
Die hübsche, am südlichen Ende Kampaniens in der Bucht von Neapel gelegene Kleinstadt hatte sich zu dem elegantesten und beliebtesten Badeort ganz Italiens entwickelt. Während der heißen Monate, wenn es im Rom unerträglich heiß wurde, suchten die meisten der wohlhabenden Familien Roms Zuflucht auf ihren ländlichen Anwesen. Wer es sich leisten konnte, kaufte sich ein Landhaus in Baiae und nutzte es als Sommerresidenz. Cicero war Besitzer eines solchen Landhauses, ebenso Lucullus, Pompeius und viele andere. Wer nicht ganz so begütert war, versuchte wenigstens eine Einladung zu erschnorren.
»Schade, dass wir nicht mehr Zeit haben«, stellte Hermes fest.
»Sonst könnten wir vor Ort nachforschen, wer der Vorbesitzer war. Und gleichzeitig hätten wir einen guten Vorwand für eine kleine Reise nach Baiae.«
»Das ist gar nicht nötig«, entgegnete ich.
»Nein? Hast du eine andere Idee?«
»Ich habe immer Ideen. Ich glaube, wir sollten Gaius Claudius Marcellus einen Besuch abstatten, dem Bruder unseres amtierenden Konsuls und dem voraussichtlichen Konsul der nächsten Amtsperiode.«
In der Stadt ging es inzwischen noch turbulenter zu. Die Soldaten strömten durch die Tore, füllten die Tavernen und verprassten ihr Geld. Die Leute hatten den Tag spontan zu einem Feiertag erklärt, und niemand schien auch nur im Geringsten daran Anstoß zu nehmen, dass ich noch immer frei herumlief. Das Haus der Claudii Marcelli befand sich am oberen Hang des Palatins. Im Grunde war es ein ganzer Gebäudekomplex, der die Häuser etlicher prominenter Mitglieder der Familie umfasste. Ich fragte mich zum richtigen Eingang durch und stellte mich vor, woraufhin mich der Hausmeister ins Atrium des eleganten, aber nicht übertrieben luxuriösen Hauses geleitete. Das Atrium war mit einer Reihe von
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