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Im Namen Caesars

Im Namen Caesars

Titel: Im Namen Caesars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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den Claudii Pulchri verwandt, nicht aber mit den Claudii Marcelli.«
    »Verstehe. Weißt du, ob dein Mann mit dem Volkstribun Marcus Manilius zu tun hat?«
    »Nicht dass ich wüsste«, erwiderte sie. »Ich kenne ihn jedenfalls nicht. Da mein Mann jedoch eindeutig auf der Seite der Optimaten steht, kann ich mir kaum vorstellen, dass er sich mit einem Volkstribun abgibt. Diese anmaßenden Emporkömmlinge haben die Republik an den Rand des Ruins getrieben. Am besten hätte Sulla das Amt abgeschafft, als es in seiner Macht stand.«
    »Ich sehe schon, ich habe dich vollkommen unnötig belästigt«, stellte ich fest und erhob mich.
    »Es tut mir Leid, dass ich dir nicht helfen konnte, Senator«, sagte sie und verzog ihr Gesicht zu einem eiskalten, wie in Stein gemeißelten Lächeln. »Ich hoffe, du hältst mich nicht für unhöflich.«
    »Ganz und gar nicht«, versicherte ich ihr. »Ich werde wohl besser versuchen, deinen Mann ausfindig zu machen - will heißen, unseren künftigen Konsul. Falls ich ihn nicht finden sollte, richte ihm doch bei seiner Rückkehr bitte meine Grüße aus.«
    »Das werde ich auf jeden Fall tun«, versprach sie.
    Ich holte Hermes ab, und wir verließen das Haus.
    »Hast du etwas mitbekommen?«, fragte ich ihn.
    »Jedes Wort«, versicherte er. »Dass es heutzutage noch römische Matronen von dieser Sorte gibt, hätte ich nicht gedacht.«
    »Gibt es eigentlich auch nicht«, belehrte ich ihn. »Ich bin mir übrigens sicher, dass fast jedes ihrer Worte gelogen war.«
    »Dann bin ich ja beruhigt. Eine römische Frau, die sich nicht für den Straßenklatsch interessieren will - genauso gut könnte jemand behaupten, dass die Sonne im Westen aufgeht.«
    Am Fuße des Palatins fanden wir eine Taverne. Da sie von Soldaten überquoll, die sich von römischen Bürgern bewundern ließen, nahmen wir draußen Platz. Nur ein paar Schritte von uns entfernt ragten die Bogen des gewaltigen Circus Maximus gen Himmel. Ein überarbeitetes Mädchen brachte uns einen Krug und zwei Becher. Der Wein konnte zwar nicht mit dem in den vornehmen Häusern gereichten Tropfen mithalten, aber er war einigermaßen in Ordnung.
    »Was habe ich dir über Ermittlungen von Kriminalfällen beigebracht?«, prüfte ich Hermes.
    »Dass alle Befragten lügen.«
    »Exakt. Und was ist die Aufgabe des Ermittlers?«
    »Das Lügengespinst zu entwirren und zu versuchen, die Wahrheit herauszufinden? «
    »Das ist nur ein Teil seiner Aufgabe«, belehrte ich ihn. »Einer der gröbsten Fehler, die man begehen kann, besteht darin anzunehmen, dass alle in den zu lösenden Fall Verwickelten aus dem gleichen Grund lügen. Es gibt immer Leute, die selbst etwas zu verbergen haben; dann gibt es diejenigen, die andere decken wollen; aber einige verheimlichen einem auch Dinge, nach denen man eigentlich gar nicht forscht. Nahezu jeder hat nämlich irgend etwas auf dem Kerbholz, und wenn jemand wie ich daherkommt und herumschnüffelt, gehen die Befragten instinktiv davon aus, dass sie die eigentliche Zielscheibe der Untersuchung sind, und versuchen, ihre Schuld zu verbergen.«
    »Ziemlich verwirrend«, warf Hermes ein.
    »Aber nicht so verwirrend, dass es mit ein bisschen Grips und Inspiration nicht gelöst werden könnte«, versicherte ich ihm und versuchte meiner eigenen Inspiration mit einem weiteren Schluck auf die Sprünge zu helfen. Ich dachte eine Weile nach und gönnte mir noch einen Schluck Wein. Der Wein war wirklich deutlich schlechter als der köstliche Tropfen, den Octavia mir gereicht hatte und von dem ich leider weder den Jahrgang noch die Herkunft erraten hatte …
    In diesem Augenblick musste mich ein Gott oder meine Lieblingsmuse besucht haben. In solchen Momenten verschlug es mir regelrecht die Sprache, und meine Gesichtszüge wirkten entrückt und verzückt zugleich.
    Nach einer Weile registrierte ich eine vor meinen Augen herumwedelnde Hand.
    »Decius?«, rief Hermes. »Bist du noch da?«
    »Lass uns etwas zu essen bestellen!«, schlug ich vor. »Ich brauche dringend eine kleine Stärkung.«
    Verwirrt stand er auf und holte uns etwas Fladenbrot, Würstchen und ein paar eingelegte Zwiebeln. Eigentlich hatte ich gar keinen richtigen Hunger, aber ich fiel über den Imbiss her wie ein halb verhungerter Legionär. »Was hat das alles zu bedeuten?«, wollte Hermes wissen.
    »Wir statten der Bacchus-Bruderschaft einen Besuch ab«, erklärte ich. »Den Weinhändlern?«, fragte er verwundert.
    »Ganz genau.«
    »Hast du vor, dich zu betrinken und in

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