Im Namen Caesars
diesem Zustand auszuharren, bis alles vorüber ist?«
»Gar keine schlechte Idee«, erwiderte ich. »Aber eigentlich habe ich etwas anderes vor.« Ich platzte fast vor Selbstzufriedenheit.
Hermes zuckte mit den Schultern. »Wie du willst.« Er wusste, dass es angesichts meiner Verfassung sinnlos war, mit mir über meine Absichten zu diskutieren.
Wir verließen die Taverne, umrundeten das nördliche Ende des Circus Maximus, hielten uns dann links und gingen am Tiber entlang. Mit seinen unzähligen Kaianlagen und Lagerhäusern war das Viertel ganz dem Flusshandel gewidmet.
Hier gab es nur vereinzelte Tempel, und unter den wenigen öffentlichen Gebäuden ragte vor allem die riesige Porticus der Aemilii hervor, in der ein Großteil der über den Fluss transportierten Güter umgeschlagen wurde. Das Lagerhaus der Bacchus-Bruderschaft befand sich zwischen der Porticus und dem Fluss. Auf dem kleinen Platz zwischen den beiden Gebäuden erhob sich eine meiner Lieblingsstatuen Roms: der Gott Bacchus in nahezu zweifacher Lebensgröße. Auch wenn er in der herkömmlichen Pose eines griechischen Gottes dastand, verkörperte die Statue nicht den griechischen Dionysos, sondern den römischen Bacchus. Er war als gut aussehender junger Mann dargestellt, doch sein Gesicht war ein wenig angeschwollen, und unter seinen Augen zeichneten sich kleine Tränensäcke ab; sein anmutiger Athletenkörper hatte den Ansatz eines Spitzbauches, und er grinste ein bisschen weinselig. Im Großen und Ganzen erinnerte er an einen ein wenig herunter gekommenen Apollo. In der einen Hand hielt er eine Weintraube, mit der anderen umklammerte er einen leicht zur Seite geneigten Weinbecher, Dem Bildhauer war es auf großartige Weise gelungen, einen winzigen, über den Rand des Bechers schwappenden Tropfen anzudeuten. Der dargestellte Bacchus schien ganz leicht um sein Gleichgewicht zu ringen, und seine Krone aus Weinblättern war ihm ein wenig in die Stirn gerutscht.
»Ein wahrhaft römischer Gott!«, stellte ich an Hermes gewandt fest. »Zum Glück hat er nichts von dieser langweiligen olympischen Erhabenheit. «
Wir ließen die Statue hinter uns und betraten das Gebäude der Bruderschaft. Im höhlenartigen Inneren erwartete uns ein Labyrinth endloser, massiver Holzregale, in denen Tausende von Amphoren lagerten. Sie stammten aus jedem noch so entfernten Winkel der Welt, in dem Weintrauben wuchsen, und waren nach Regionen und Jahrgängen sortiert. Zwischen den Regalen liefen nur mit Lendenschurzen bekleidete Sklaven umher und schleppten jeweils zu zweit die schweren Amphoren von den draußen am Kai festgemachten Booten ins Lager oder aus dem Lager zu den auf der Straße wartenden Wagen. Diese offenbar recht anstrengende Arbeit verrichteten sie mit einer erstaunlichen Schnelligkeit und Geschicklichkeit.
Schließlich eilte ein fettleibiger Mann auf uns zu.
»Willkommen, Senator! Was kann die Bacchus-Bruderschaft für dich tun? Ich heiße Manius Maelius und bin der Verwalter dieser Bruderschaft. Ich stehe zu deinen Diensten.«
»Ich benötige für meinen Haushalt eine neue Lieferung Wein«, eröffnete ich ihm. »Selbstverständlich kommt später mein Verwalter vorbei und kümmert sich um alles Notwendige, aber vorher möchte ich gern ein paar Weine probieren.«
»Aber gern«, entgegnete der Verwalter der Bruderschaft beflissen.
»Welchen Wein bevorzugst du? Hier vorne haben wir Weine aus Iberien und Griechenland sowie von allen Inseln:
von Zypern, Rhodos, Kos, Lesbos - von dort ist gerade heute ein ganz hervorragender Tropfen angekommen -, von Delos, Kreta - wie gesagt, von allen griechischen Inseln. Außerdem haben wir Weine aus Asien, Syrien, Judäa, Ägypten, Numidien, Libyen, Mauretanien, aus der Provinz Cisalpina …«
»Für meinen Geschmack darf der Wein gern aus heimatlicheren Gefilden stammen«, unterbrach ich ihn, bevor er mit seiner Umkreisung des Mittelmeeres fortfahren konnte.
»Wir haben Weine aus sämtlichen Regionen Italiens«, versicherte er mir. »Aus Verona, Ravenna, Luca, Pisa …«
Da er mit seiner Aufzählung im Norden begann, unterbrach ich ihn ein weiteres Mal. »Mir schwebt eher ein Wein aus dem Süden vor.«
»Eine gute Wahl. Wir haben nahezu die gesamte Produktion Siziliens aufgekauft, dann haben wir einen exquisiten Tarentiner, außerdem kann ich dir ein paar interessante neue Sorten aus Venusia anbieten …«
»Ich bevorzuge die ein bisschen weiter nördlich gelegenen Anbaugebiete. «
Plötzlich strahlte er. »Jetzt
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